Astromedizin |
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Symptomsprache und individuelle Existenz: das apollinische Paradigma der Astromedizin Ein philosophischer Essay zur
Wiedererweckung von Wolfgang Stallbaum -------------------------------- Vorwort: philosophisches Er?fnen von alternativer Wissenschaftlichkeit 1. Wissenschaftliche Paradigmen: 2. Ursprung und Wesen apollinischer
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Astromedizin und Astrologie > 3 Nachwort: Gesundheitspolitische Desiderate --------------------------------
Vorwort:
Es handelt sich bei dem folgenden Text um das zum Essay ausgearbeitete Manuskript meines Vortrages zur Astromedizin. Diesen Vortrag habe ich erstmals am 19.11.1998 um 20:00 Uhr bei LifeArt gehalten, einem Veranstalter f? ?ologische und lebenskundliche Seminare in Gr?elfing bei M?chen. Hier behalte ich das Kolorit von Zeit und Ort der ?fentlichen Geburt meiner Gedanken bei, weil jene situativen Bedingungen strukturell und inhaltlich f? mein Thema konstitutiv waren. Motiviert bin ich von der Dankbarkeit gegen?er Hartwig Ohnimus, einem Berufskollegen, der jenseits der etablierten medizinischen Wissenschaften ein seinem Ursprung nach antik-europ?sches Verfahren von sog. spiritueller Heilung anbietet, das im Schattendasein des esoterischen Marktes enorme Effektivit? beweist. Als ein demgegen?er weitgehend schulwissenschaftlich gepr?ter Autor und Berater m?hte ich das T?igsein des Kollegen Ohnimus mit der mir m?lichen wissenschaftlichen Anerkennung st?ken und zu seiner weiteren Erforschung ermuntern. Der Vortrag ist vor allem ein philosophischer, speziell ein wissenschaftstheoretischer. Insoweit befasse ich mich hier, mit Immanuel Kant gesagt, nicht mit Gegenst?den, sondern mit der Erkenntnisart von Gegenst?den. Wer der Philosophie fern steht, m?e ihr Anliegen vorl?fig als ein Erforschen von Brainsoftware verstehen, obgleich eine solche Metapher zu technizistischer und subjektivistischer Verk?zung neigt. Hier thematisiere ich vor allem das Erscheinen des Gegenstandes einer Wissenschaft aus ihren anf?glichen Einstellungen heraus, die je nach ihrer Zugangsweise Erkenntniswelten und Handlungsm?lichkeiten er?fnen oder verschlie?n. Solche vorg?gigen Anfangsgr?de werden in der Philosophie oft Kategorien genannt oder, wenn wir von epochen-, kultur- und milieuspezifischen Auffassungen von Wissenschaftlichkeit sprechen, Paradigmen. Philosophisches Er?fnen von alternativer Wissenschaftlichkeit kann freilich fachwissenschaftliche Einzelforschung, bei medizinischen Fragen insbesondere die empirisch-statistische Forschung, nicht ersetzen, sondern m?hte diese vielmehr anregen. Anmerkungen /
Literaturhinweise: Dass subjektive Methodiken es sind, die das als objektiv Erscheinende notwendig mitgestalten oder auch nur vorspiegeln, hat mit epochaler Bedeutsamkeit bis in die Gegenwart Immanuel Kant in seinem 1781 erstmals erschienenen Werk “Die Kritik der reinen Vernunft” dem ?fentlichen Bewusstsein nahegebracht. Kausalit? z.B. ist nach Kant eine Kategorie, die das erkennende Subjekt im Verstand selbst produziert und den Erfahrungen unterstellt, etwa wenn zwei Ergeignisse mehrfach nacheinander auftreten. Die drei Begriffe Welt, Seele und Gott sind nach Kant regulative Ideen; sie bewerkstelligen eine geordnete Organisation von umfassenden Vernunftschl?sen. Methaphysische Konstrukte wie z.B. Himmelreiche als jenseitige Orte oder Gottheiten als Verursacher von Welten oder als Mitursachen des Erkennens und Handelns sind im Anschluss an Kant keine objektiven Gebilde, sondern transzendentaler Schein, was ich - hier im Hinblick auf die Astrologie - positiv interpretieren m?hte als subjektive Orientierungshandlungen. Als solche sind sie unverzichtbar f? ein konsistentes Inszenieren und Erleben von Welt, welcher Welt auch immer. Auch in ihrer antiken Gestalt sind sie nach wie vor wertvoll und unersetzlich, obgleich heutzutage z.B. kein Astronaut mehr erwartet, hoch ?er der Erde irgendwelchen Gottheiten zu begegnen. Wie revolution? Kants kritisches Werk seinerzeit war, l?st sich anektdotisch daran zeigen, dass er es in seiner universit?en Lehrt?igkeit gar nicht verwenden durfte; trotz aller pers?lichen Sympathien seitens des aufkl?erischen K?igs Friedrich II. von Preu?n war Kant amtlich verpflichtet, im Fach Philosophie ein genehmigtes Schulbuch namens “Metaphysika” (von A.G.Baumgarten) vorzulesen und auszulegen. Ihre Fortsetzung und vielf?tigste Ausgestaltung fanden Kants Ans?ze im 20. Jahrhundert vor allem in der Ph?omenologischen Bewegung. Erkenntnisweisen, welche vom aufkl?erischen und scientistischen ?ereifer des 18. und 19. Jahrhunderts vorschnell ins Sagenreich verbannt worden waren, konnten - nunmehr bewusst und methodisch - neu etabliert werden. Einen ersten Zugang finden Sie in: Karl-Heinz Lembeck: Einf?rung in die Ph?omenologische Philosophie, Darmstadt 1994 . F? unseren Zusammenhang ist aus diesen Denkans?zen ma?eblich, dass geistiger Reichtum, auf den antike Mythen, ?erkommene Reste zerst?ter oder versunkener Kulturen oder auch die Astrologie verweisen, heute wieder voll gew?digt werden kann, d.h. nicht allein reflexiv in kulturhistorischer Hinsicht, sondern konstitutiv aus gegenwarts- und zukunftsbezogenem Interesse beim wissenschaftlichen Arbeiten auf jedem Fachgebiet. Gegen?er dem tradierten Schulwissen l?st sich das Bewusstsein durchaus erweitern, es l?st sich gleichsam die Brainsoftware trainieren, so dass sich die M?lichkeiten des Denkens, Wahrnehmens, Erkennens, Planens und Handelns qualitativ wie quantitativ erweitern und optimieren. Ich gehe in diesem Essay also - dem etwas pessimistischen Thomas S. Kuhns zum Trotz - von der Hoffnung aus, dass vergessene wissenschaftliche Methoden als zus?zliche Option wieder bereitgestellt werden k?nen, ohne die anderweitig erreichten Fortschritte zu verdr?gen.
1. Wissenschaftliche Paradigmen
Es entspringt einer Verlegenheit, dass ich der Astromedizin nachsp?e: Als Philosoph und Astrologe werde ich auch in Fragen der Erkrankung und Gesundung konsultiert, also bei Themen, die doch eher ?ztliche und heilpraktische sind. Offenbar erwarten Ratsuchende, dass die Astrologie einen ihr eigenen Beitrag zur Gesundheit leisten kann. Eine reichhaltige Literatur f?rt uns vielf?tige therapeutische Anwendungen von Astrologie vor Augen, z.B. die traditionelle Verbindung der Astrologie mit der Pflanzenheilkunde und der Hom?pathie oder seit Carl Gustav Jung die Verbindung von Psychologie und Astrologie zu einer Archetypologie. Solcherart eingespannt in andere therapeutische Verfahren wird der ureigene Heilungsweg der Astrologie jedoch oft mehr verstellt als er?fnet. Anmerkung / Literaturhinweis: Eine qualifizierte Darstellung von
M?lichkeiten, Astrologie und Medizin bzw. Heilkunde miteinander in
Beziehung zu bringen, finden Sie in diesem Sammelwerk von
Originalbeitr?en diverser Autoren, darunter ?zten, das vom Deutschen
Astrologenverband DAV e.V. in Heidelberg herausgegeben wird: Wie aber k?nte die Astrologie auf eigenst?dige, zugleich kritisch-diskursive und eben dadurch wissenschaftliche Weise sich einem Thema wie dem der Heilung n?ern? Zum wissenschaftlichen Vorgehen geh?t es, fachspezifische Voraussetzungen des Vorgehens zu reflektieren, um die M?lichkeiten und Grenzen seiner Aussagen zu bestimmen. Das kann ich hier alleine nicht leisten, weil unter Fachleuten bislang kaum ein Konsens dar?er entstanden ist, was f? eine Art von Wissenschaft denn die Astrologie sein oder werden k?nte. Au?rdem sind Epochen mit einem Abstand von mehr als zwei Jahrtausenden zu betrachten, mit der Folge, dass ?er die Methodiken einzelner Wissenschaften weit hinaus auch die Paradigmen in Frage stehen, also diejenigen Quell- und Anfangsgr?de, welche die Herausbildung ganzer Gattungen von Theorien kategorial lenken, sei es er?fnend oder verschlie?nd. Solche Paradigmen lassen sich als historisch gewordene oder als kultur- und milieuspezifische thematisieren, sie lassen sich auch wesensanalytisch-systematisch entwickeln - doch all dies w?e bei gr?dlicher Durchf?rung in diesem Zusammenhang unverh?tnism?ig aufwendig. Ich setze deshalb hier ohne lange Vor?erlegung direkt bei der Astrologie an. Dennoch meine ich, kritisch vorzugehen, indem ich zun?hst das aktuelle Horoskop und den momentanen Wechsel der Zeitqualit? als Paradigmengenerator verwende: Im Entwickeln dreier sch?ferischer Prim?gestalten - “Mond”, “Sonne” und “Konservativismus” - lassen sich die jeweils aus ihnen ableitbaren Weisen des Erkennens, Denkens und Handelns ursprungstypisch charakterisieren, u.z. in solch markanter Unterschiedlichkeit, dass der starke Kontrast von selbst zum kritischen Betrachten provoziert.
1.1. Lunares Paradigma: Einwirken ("Was fehlt dir?")
Wie will dieser Abend, hier und heute, anfangen? Was will er uns mitteilen? Fangen wir mit den Sternen an! Am ?tlichen Horizont des Himmels (linke Seite im Bild) geht (am 19.11.1998 um 20:00 Uhr in Gr?elfing) soeben das Sternzeichen Krebs auf, welches somit als Aszendent (AC) die Geburt dieser Veranstaltung charakterisiert. Die Astrologie ordnet das Krebszeichen dem Mond zu, Frau Luna, der Mutterg?tin. Eine G?tin pr?entiert uns das Paradigma f? das kategorial Weibliche, abstrakter gesagt: f? die Materie.
Was tut eine G?tin, hier und jetzt gerade speziell eine Mutterg?tin? Welche Welt, welche Sichtweise und welche Gattung von Wissenschaft wird von ihr erschaffen? (Ich spreche hier, wie oben schon angedeutet, in bildlicher Darstellung von Denkstrukturen, wie sie Menschen f? das Erkennen und Handeln in der einen oder anderen Weise unvermeidlich entwickeln m?sen, um nicht bewusstlos und passiv zu bleiben.) Eine G?tin bringt aus sich etwas hervor und versorgt es in stofflicher Weise, etwa so, wie eine Frau ein Kind gebiert und es mit Milch n?rt. Urspr?glicher als die Geburt ist, genau betrachtet, die Nahrung, die ein Mensch - noch bevor er leiblich zur Welt kommt - durch die Nabelschnur bezieht; in dieser Hinsicht k?nen wir im Vollsinne von einem "Einfluss" sprechen. Die Nabelschnur hat vielf?tige existenzielle Fortsetzungen, die aus ihr als einem Urbild gestaltlogisch ableitbar sind: Zu den Sch?fungen einer Mutterg?tin z?len wir auch jede weitere Nahrung, so z.B. die geistige Nahrung in der Schule, die Erzeugnisse der Wirtschaft, das Geld, den Sozialstaat und nicht zuletzt auch Medikamente.
Das von der Mutterg?tin geborene Paradigma sagt: Es fehlt etwas - die G?tin in ihrer ?pigkeit schenkt es uns; wir verleiben es uns ein, um uns auf und aus dieser stofflichen Grundlage aufzubauen.
Ein aktuelles Beispiel (1998): Der verzweifelte russische Finanzminister braucht Geld f? offene Lohnforderungen staatlicher Bediensteter. Nehmen wir an, er bitte eine Mutterg?tin um Hilfe. Sie tr?tet ihn wie ihr Kind mit einem Rat wie diesem: "Geld ist kein Problem! Das liefert dir jede gute Druckerei. Ausbezahlter Lohn l?t die darbenden Landeskinder wieder gl?klich sein, f?dert die Nachfrage, belebt den Handel sowie die Industrie und schafft dann viele Arbeitspl?ze." Der Finanzminister leidet dennoch an Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, weil er Proteste der Weltbank bef?chtet. Auch hier wei?die G?tin Rat: "Nimm Schmerztabletten und ein Schlafmittel, dann ist morgen alles wieder gut!"
Das Paradigma der G?tin besteht im N?ren, Einfl?en und Einwirken. Ein solches Anfangen konstituiert auch eine entsprechende Gattung von Wissenschaft: Zum Bereich der Medizin geh?en z.B. die Chirurgie, die allopathische Pharmazie und Phytotherapie sowie suggestive Verfahren wie etwa die Verhaltenstherapie. F? unser Thema ist daran entscheidend, dass viele unterschiedliche Behandlungsmethoden aus der Schulmedizin und der Naturheilkunde eines gemeinsam haben: Heilung wird hier durch irgendein stoffliches Eingreifen und Einfl?en oder durch ein seelisch-sprachliches Einwirken und nachfolgendes Ein?en erstrebt. Das hier leitende matriarchale Paradigma ist unserem Kulturkreis gut vertraut, denn viele etablierte Wissenschaften arbeiten damit, oft allerdings in einer verk?zten Weise, n?lich als Materialismus, der weit weniger ?pig und lebendig ist als die Welt einer vollentwickelten Mutterg?tin.
Vollg?tig dargestellt finden wir das matriarchale (d.h. w?tlich: das m?terlich anfangende) Paradigma etwa in Bad T?z, wo im Kurhaus eine Statue der Gesundheitsg?tin Hygieia steht, wie um zu sagen: "Lieber Kurgast, du bist dem kr?kenden Getriebe des Alltags entflohen. Hier, an diesem sch?en Ort, bringe ich dich noch einmal neu zur Welt. Trinke das Wasser aus meiner Quelle, baue mit ihren Salzen deinen Leib wieder auf und kehre als Gesunder zur?k in die Fabrik!"
Eine materialistische Verengung des matriarchalen Weges f?rt zu der These: Vielen Menschen fehlt Jod; die Heilquelle enth?t reichlich davon und liefert der Schilddr?e dieses unverzichtbare chemische Element. Der zuvor skizzierte matriarchale Kurgedanke l?st sich von derartigen materialistischen Einsichten aus der physiologischen Forschung unterbauen und f?dern, doch eben diese enth?t auch kategoriale Ans?ze zu seiner methodischen Verk?zung und praktischen Vernichtung:
Eine materialistisch-technokratische Therapie n?lich w?de die fehlende Chemikalie Jod aus der n?hstgelegenen Apotheke beschaffen und den aufwendigen Kurbetrieb ganz in Frage stellen. Die Mu? f? eine echte matriarchale Wiedergeburt w?e dann jedoch vielen Kranken verbaut, es sei denn, sie h?ten das Recht, sich das Geld f? die Kur selber zu drucken. Eine derartige extrem verengte Therapie w?de kaum noch den Namen "Therapie" verdienen, der von dem griechischen Wort "therapeuein" stammt, welches "verehren" bedeutet und ein vertrauensvolles Verh?tnis zu sch?ferischen Gedanken oder g?tlichen Wesen ausspricht.
Wir haben die heile Welt der Frau Luna nunmehr ausreichend skizziert, in ihrer uns n?rend versorgenden Unentbehrlichkeit mitsamt ihrer wesensimmanenten Oberfl?hlichkeit, sowohl in bester matriarchal-materialistischer Entfaltung als auch in materialistisch-technokratischer Verk?zung. Astromedizin im eigentlichen Sinne, ohne Vermengung mit anderen Methodiken, hat in diesem kategorialen Raum gar keinen Platz. Es lohnt sich, noch einmal von vorne zu beginnen.
1.2. Apollinisches Paradigma: Auswirken ("Was hast du?")
Mittlerweile, im bisherigen Verlauf dieses Vortrags, hat sich die Erde ein wenig weitergedreht und l?st allm?lich das n?hste Sternzeichen am Osthimmel aufsteigen. Es ist das Zeichen des L?en, ein k?igliches Symbol f? das Reich der Sonne, die in der europ?schen Tradition mit Apoll identifiziert wurde, einem Sohn des Zeus bzw. (lateinisch) des Jupiter. Lassen wir uns also nun von diesen beiden G?tern, von Zeus und Apoll, sch?ferisch anregen! Vermag auch diese andere, alternative Gattungsweise eine Welt zu erschaffen? Auch ein Gott erschafft eine Welt, seine Welt, und ein kraftvoller Gott zeugt eine Welt, auf v?erliche Weise, patriarchal, d.h. v?erlich anfangend. Ein guter Gott, so der klassische griechische Philosoph Platon, zeugt ohne Neid, d.h. er zeugt eine Welt als eine ihm durchaus wesensgleiche, als eine Welt, die von sich aus aktionsverst?dig zeugungsf?ig und damit unter anderem auch von sich aus zur Selbstheilung f?ig ist. Damit regt Platon (der sich seine eigene Existenz als Lehrer f? k?ftige F?rungskr?te geschaffen hat) dazu an, die F?igkeit zu entfalten, gute, gesunde und Gesundheit f?dernde Lebenswelten zu erschaffen, wie etwa gelingende Freundschaften, Familien, Unternehmen oder Staaten.
Anmerkung / Quellenhinweis: In seinem Werk „Timaios“ l?st Platon den gleichnamigen Gastredner eine zweifache Weltensch?fung entwickeln, n?lich eine Sch?fung aus dem Nous, d.h. aus einer Vernunft, die das All gem? mathematischer Sch?heit ordnet, und eine Sch?fung aus der Ananke, d.h. aus stofflich-kausalen Zusammenh?gen bei der Elementarmetamorphose, die eine ganz andere, mehr quantifizierende mathematische Sprache erfordert. Platons Konzept geht auf griechische Mythen zur?k, die sowohl G?tinnen als auch G?ter als sch?ferische Wesen kennen; die irdisch-sinnliche Welt ist f? Plato ein Zusammenkommen von Nous und Ananke, mythologisch gesagt ein gemeinsamer Zeugungsakt eines Gottes und einer G?tin. Ein solch positives, vital-dualistisches, kommunikatives und nat?lich-lustvolles Wahrnehmen, Denken und Handeln, wie es die klassische europ?sche Antike zur wissenschaftlichen Methodik gel?tert und ausgestaltet hat, ist seit dem Mittelalter unter dem Dikat des Monotheismus in der offiziellen Schulwissenschaft verloren gegangen.
Was k?nte vorab aus der kategorial weiblichen Perspektive zu einem v?erlichen Paradigma gesagt werden, das einen Apoll gezeugt hat? Belauschen wir doch einmal die G?tinnen im Olymp beim Nektarkr?zchen: "Ein wahrer Prachtkerl, dieser Apoll!" - "Also, wenn ich Zeus w?e, w?de ich ihn an der kurzen Leine halten, denn ich h?te Angst, von so einem hellen Sternensohn ?erstrahlt zu werden." - "Gewiss hat Apoll sein Licht von seiner Mutter, der unvergesslichen Leto und ersten Gemahlin von Zeus; Leto muss ja eine strahlende Natur sein, denn du, liebe Hera, jagst ihr andauernd nach, damit sie nie wieder zu uns kommen kann." - "Zeus hat schon selber Qualit?en, sonst h?te ich ihn der Leto ja nicht weggeschnappt", entr?tet sich Hera. - "Wie hat denn nun Zeus so etwas Gro?rtiges geschafft?" - "Er soll in M?chen gewesen sein, beim Lifting." - "Aber er sieht doch so gut aus, das hat er gar nicht n?ig." -"Es war kein Face-Lifting, er hat sich etwas Tieferliegenderes liften lassen, im Klinikum Gro?adern." - "Nein, gewiss nicht, das hat er erst recht nicht n?ig, das kann ich aus sch?ster Erfahrung best?igen, bezeugen und vor allen olympischen G?tinnen und G?tern beeiden." - "Ach, du auch", zischt Hera eifers?htig. - "Dann war er wohl nebenan in Martinsried, da soll es doch jetzt diese High-Tech-Schmieden geben, f? die Gene." - "Na, dann ist ja alles klar: Zeus war beim DNS-Lifting, und daraufhin hat er den Apoll zustande gebracht." Erl?terung zur Lokalit?: Zwischen dem Veranstaltungsort des Vortrages in den R?men eines Naturwarenladens und dem genannten Klinikum liegt Martinsried, wo das Max-Plank-Institut f? Biochemie und zahlreiche biotechnologische Unternehmen angesiedelt sind, die in paradigmatischer Hinsicht als matriarchaler Kontrapunkt zu der hier zu entwickelnden Astromedizin gelten d?fen, die nur aus einem patriarchalen Paradigma logisch herleitbar ist. Diese Inszenierung stellt uns noch einmal das lunare Paradigma vor Augen, nunmehr in seinem erkennenden und verkennenden Verh?tnis zum gesuchten apollinischen Paradigma. Das lunare Paradigma der G?tinnen richtet sich auf die stofflichen Faktoren des Kosmos, auf das chemisch-physiologische Zusammenspiel. Den Zeus m?sten wir an einem kategorial m?nlich zu konstituierenden Stammtisch von G?tern wohl dar?er schmunzeln lassen. Warum? Selbst dann, wenn der G?tervater zur Genschmiede ginge, selbst dann, wenn diese so meisterhaft arbeitete wie der sagenhafte olympische Schmied Hephaistos, es w?de nicht allzu viel n?zen. Warum?
Wie hat Zeus den Apoll zustande gebracht? Er teilt es uns gerne mit, wenigstens so weit wie wir es verstehen k?nen, etwa so, wie er es dem Hirtenknaben Ganymed kundgetan hat: Ganymed h?et seine Viehherde auf einer Wiese; weil es ihm dabei langweilig wird, beginnt er Fl?e zu spielen. Ein Hirtenknabe hat ja immer mindestens eine Fl?e dabei! Zeus, auf einer Wolke sitzend, h?t das Fl?enspiel; erst klingt es unbeholfen, aber Ganymed braucht keine Hilfe, er kann es immer besser. Zeus hat seine Freude daran. Deshalb verwandelt sich Zeus in einen Adler, ein edles, den Eros adelndes Tier, fliegt zu Ganymed hinunter, und als dieser gerade am sch?sten spielt, ergreift ihn der Adler und fliegt mit ihm hinauf in den Olymp. Dort wird Ganymed gerne angenommen; er bekommt das ehrenvolle Amt des Mundschenken an der gro?n, festlichen Tafel der G?tinnen und G?ter verliehen. Was k?nte ihm Sch?eres begegnen, als in seiner nat?lichen Lust best?igt und in den Olymp entr?kt zu werden? Er strahlt wie Apoll vor Gl?kseligkeit.
Diese Inszenierung offenbart das m?nliche Paradigma: Es geht hier nicht um das Einwirken, sondern, anders herum, m?nlich statt weiblich, um das Auswirken, den Ausdruck. W?e Ganymed krank und b?e den Zeus um Hilfe, w?de Zeus nicht wie die G?tin fragen: "Was fehlt dir?" Sondern: "Was hast du? Was f? Sorgen hast du, und was f? Begabungen hast du, um deine Sorgen zu ?erwinden?"
Was hei? das: Fl?e spielen, so sch? und extatisch, dass die G?ter daran ihre Freude haben? Die moderne Sprache kennt f? das Gemeinte diesen edlen, k?stlerischen Ausdruck "Fl?e spielen" nicht. Ganymeds Tun wird heute ?licherweise verk?zend als “Wichsen” etikettiert. Es wird ein Begriff verwendet, der - vor seiner hier ver?ten ?ertragung auf die sexuelle, zeugerische, sch?ferische und damit g?tliche Sph?e - zun?hst das Putzen und Polieren von Schuhen oder Pferdes?teln bedeutete, eine Arbeit, f? die einst das dienende Personal zust?dig war. Solcherart ausgesprochen ist das Sexuelle abgewertet, diffamiert; auch durch andere Termini, wie etwa Selbstbefriedigung oder Masturbation, l?st sich der volle antike Sinn nicht einholen. Ein Sklavenknabe mag wichsen, Ganymed spielt Fl?e - diese beiden Weisen jugendlich-m?nlichen Handelns d?fen wir nicht gleichsetzen, denn hinter oder vor ihnen liegen kategoriale Weltenunterschiede, die sich offenbaren: Der Sklavenknabe bringt statt eines sch?en Fl?enspiels kaum mehr als eine Kakophonie hervor; er braucht vielleicht schon zuvor irgendeine Kakophonie, um ?erhaupt zu einer Erregung motiviert zu werden. Wohin wird der Sklavenknabe entr?kt? Wir m?sen f?chten, dass ein Geier ihn raubt und ihn in ein Sumpfgebiet verschleppt.
Der arme Sklavenknabe kommt nicht zum Fl?enspiel; statt dessen sucht er ein Ventil f? drangvollen ?erdruck, eine k?perliche Triebabfuhr als M?labfuhr f? seine Seele, der es als einer dienenden verboten ist, sich sch?ferisch zeugend zu entfalten. Er muss seine brach liegenden sch?ferischen Anlagen irgendwie loswerden, um im Getriebe der Produktion schnell wieder wie eine Maschine funktionieren zu k?nen, weil ihm f? die Entfaltung zu einem guten Fl?enspieler Zeit und Mittel nicht verg?nt sind. Wo Menschen nur funktionieren d?fen, da n?zen die besten Anlagen nichts, auch dann nicht, wenn es gentechnisch m?lich sein sollte, den perfekten Menschen zu konstruieren. Konstruieren lassen sich wohl Maschinen, aber nicht Menschen, denn Menschen sind Wesen, die sich kreativ zum Ausdruck bringen wollen, Frauen ebenso wie M?ner, jede und jeder von heute mehr als 6 Milliarden Menschen ganz individuell. Entsprechendes zeigt uns die anorganische Natur: Es gibt keine Schneeflocke, die einer anderen ganz und gar gleicht; jede gestaltet sich in eigener Struktur.
Aus dem Verh?tnis von Zeus zu Ganymed und zu Apoll k?nen wir uns eine Kultur des Ausdrucks zeugerisch konstituieren, z.B. in Gestalt k?stlerischen Wirkens oder sportlicher Aktivit?. Es gibt auch Wissenschaften des Ausdrucks, z.B. die Graphologie. K?nte das Paradigma des Ausdrucks nicht auch in anderen Wissenschaften Zeugungskraft entfalten? ?en die Sterne einen zwanghaften Einfluss aus oder helfen sie uns, sch?ferisch zu handeln? Wie es eine expressive Astrologie gibt, z.B. das Astrodrama, so gibt es auch eine P?agogik, die nicht zwanghaft Fl?ent?e beibringt, sondern zur Selbstentfaltung ermuntert. Ebenso denkbar w?e eine heilende Wissenschaft, die nichts verabreicht, sondern fragt, was ein Leiden uns sagen will. Dies w?e ein apollinisches Heilen, nach dem Urbild der Sonne, die ihr strahlendes Wesen zum Ausdruck bringt - in einem orgiastischen H?epunkt, der kein kurzer Zeitpunkt ist, sondern nach den Erkenntnissen der Astrophysik mehrere Milliarden Erdenjahre fortbesteht, eine das All erleuchtende Protonenfusion, bei einem erstaunlich geringen Verzehr an Materie, mit einer riesige Energien freisetzenden Effektivit?, deren quantitative Seite von der Einsteinformel E=mc2 beschrieben wird.
Muss sich medizinisches Forschen darauf beschr?ken, immer mehr Apparaturen und Arzneien auf den Markt zu werfen? Muss sich Gesundheitspolitik darauf beschr?ken, ausufernde Kosten hin- und herzuverteilen? Apparative und pharmazeutische Eingriffe haben gewiss dort ihren guten Sinn, wo nur in der materiellen Sph?e des Daseins diagnostisch-therapeutisch angesetzt werden kann, etwa in der Notfallchirurgie, bei schweren Infektionen oder als chemische Prothese bei einem nicht oder nicht mehr reversiblen k?perlichen Leiden.
Eine Wiedererweckung des apollinischen Paradigmas zu erhoffen ist keine Utopie: Blicken wir noch einmal auf die bayerische Landeshauptstadt, nun zur?k ins 18. Jahrhundert: Damals regierte in Bayern die Dynastie der Wittelsbacher; sie hatten S?ne, Prinzen; auch diese h?ten wohl Fl?e spielen k?nen, aber sie durften es nicht, denn ein M?chsorden war f? die Prinzenerziehung zust?dig, und da musste jedes Fl?espielen als schwere S?de gebeichtet werden. Schlimmer noch als der arme Sklavenknabe waren insoweit diese Prinzen dran: Ihnen wurde bereits an der vegetativen Wurzel ihrer Existenz die F?igkeit zum Selbstausdruck geraubt, ja pervertiert, was zu ihren h?figen kriegerischen Gel?ten nicht wenig beigetragen haben wird. Ungef?r mit dem 19. Jahrhundert begann eine neue Zeit: Max I. Joseph warf die M?che aus der Residenz hinaus und suchte freisinnigere Erzieher f? seinen Nachfolger. Wollte er einen Apoll als Sohn? Ludwig I. jedenfalls konnte Fl?e spielen, ob allein, mit Lola Montez oder auf der politischen B?ne: Ludwig I. ermunterte M?chen zu einer ganz neuen Weise des Auswirkens, des Selbstausdrucks: Die Ludwigstra? entstand und der K?igsplatz mit seinen griechischen Museen, die am Sonntag freien Eintritt gew?ren (eine k?igliche Anweisung zwecks allseitiger Bildung des Volkes, die erst vor wenigen Jahren politischer Knausrigkeit, wenn nicht gar finsterer Absicht zum Opfer fiel). Auch eine Universit? kam in die Stadt; zuvor gab es in M?chen zwar Brauereien, aber keine Universit?. So konnte allm?lich Schwabing entstehen, mit seiner kulturellen Bl?e bis ins 20. Jahrhundert hinein, die noch heute das wirtschaftliche Leben befruchtet und damit zugleich die Aktionsf?igkeit des apollinischen Paradigmas aufweist - bis in den politischen und ?onomischen Bereich hinein.
1.3.
Konservatives Paradigma:
Doch was herrschte zuvor, vor jener Wende, die eine gro?rtige und kosmopolitische war? Ein Paradigma tyrannisierte die Leiber und Seelen, das sich weder von einer r?rigen G?tin noch von einem zeugungskr?tigen Gott herleiten l?t, sondern allenfalls von einem irrationalen Unstern, der im Schafspelz perfektionistischer Ordnung die Kulturen umschleicht, wie ein Meteorit in sie einbricht oder gar verstohlen wie ein Schwarzes Loch alles Verf?bare verschlingt. Nennen wir sein Weltbild das konservative Paradigma, nach dem lateinischen Begriff "servus" f? "Sklave". Ein Sklave muss funktionieren, in einer ??rlich perfekt geregelten Maschinerie, in modernen Fabriken vom Prinzip her kaum anders wie einst in den Kl?tern, nach Regeln trockener Sachlicheit, erfunden von M?chen, welche sich selber hinter steinerne Mauern und den Olymp aus seiner europ?schen Heimat verbannt haben. Alles wurde seit dem Mittelalter genauestens geregelt, der Ablauf des Tages, die Logik des Denkens, der Schulbetrieb. Sogar die Tr?me wurden kontrolliert, von n?htlichen Gebetsritualen, worin auch der Begriff "machina mundi", “Weltmaschine”, suggestiv herunter geleiert wurde. Nicht l?ger durfte der Kosmos als Lebewesen erscheinen, gezeugt von einem Gott, geboren von einer G?tin und entwicklungsbegabt wie ein Kind; unertr?lich verlockend w?e solch erotische Dramatik den frommen Schulmeistern gewesen, die sich in finsteren Kutten verh?lten. Ein einsamer himmlischer Obertechniker als einziger Gott passte besser ins z?ibat?e Konzept, das sich bis heute in seiner geistigen Starre “Weltbild” nennt und das F?chten lehrt: Jederzeit k?ne die “Weltmaschine” zerbrechen, und dann komme der Tag des Gerichts... Ein markantes Beispiel, wie subtil das Mittelalter seine konservativ vereinheitlichende Indoktrination in Szene gesetzt hat, sind die riesengro?konstruierten mechanischen Uhren, die - anstelle der in der Antike gebr?chlichen, jahreszeitlich wechselnden und damit auch naturverbundenen Stundenl?ge - von der absolut Respekt gebietenden H?e eines Turmes herab Tag und Nacht einen starren, k?stlichen Zeittakt in die Hirne h?mern, so dass lebendig vielf?tiges Zeiterleben und Zeitgestalten absterben muss. Gibt es f? imperialistisch-totalit?e Interessen eine raffiniertere Ideologie als eine solche, worin der mechanisch regelnde Eingriff schon im Alltag zur festen Gewohnheit gemacht ist, so dass er als unabweisbare Tatsache erscheint, als allgemein g?tige Wahrheit und als einzige M?lichkeit von Effektivit??
Zu abstraktem Berechnen kastriert und zu toter Materie erstarrt konnten Apoll und Frau Luna weder zu sich selber noch zueinander finden, weder durch inneren Zwang noch durch ??re Gewalt. Aufkl?erisches Regiment blieb im mittelalterlichen Ordnungswahn verhaftet, ja es versch?fte ihn sogar. Die Ideologie rationalistischer Kontrolle materieller Funktionsabl?fe pr?te die Staatsverwaltungen des Absolutismus, und der "homme machine", der Maschinenmensch des philosophierenden Arztes La Mettrie, eroberte die medizinischen Fakult?en: "Das kriegen wir wieder hin!" Die Reduzierung des Heilens auf die Reparatur physiologischer Funktionen war f? viele Zeitgenossen La Mettries eine Kriegserkl?ung an die Natur und an die menschliche Freiheit.
Der Gott des konservativen Paradigmas, als Ein-Gott konkurrenzlos omnipotent und impotent zugleich, wurde von Immanuel Kant als regulative Idee entlarvt. Johann Wolfgang von Goethe g?nte seinem Wilhelm Meister Wege und Umwege zu sich selbst. Und im Schlosspark zu Nymphenburg d?fen uns die europ?schen G?tinnen und G?ter wieder erfreuen. Erl?terung zur Lokalit?: Im M?chener Schlosspark zu Nymphenburg wurden Ende des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der Aufkl?ung und des Klassizismus in Deutschland, Statuen der traditionellen europ?schen Gottheiten aufgestellt; diese waren zwar zun?hst nur f? die h?ische Gesellschaft zug?glich, k?nen aber dennoch als Signal gegen die absolutistische Monarchie und f? eine k?ftig dialogisch organisierte Gesellschaft angesehen werden. Trotz dieser apollinischen Lichtblicke ist das konservative Paradigma nicht verschwunden, weder als Ideologie noch als ge?te Praxis. Im Gegenteil: In der Technokratie, in der B?okratie, in der Organisationslehre und in sonstigen Obrigkeitssystemen breitet es sich mehr aus denn je zuvor, mitsamt manchen hilfreichen Folgen, wie etwa der technischen Erleichterung der Arbei, aber auch mit allen unheilvollen Folgen, wie etwa der global zunehmend zerst?erischen Entfremdung der Alltagswelt von der Natur und der Individualit?. Weil davon - neben der medizinischen Wissenschaft - gerade auch die Astrologie betroffen ist, bedarf es differenzierender Vorsicht und vorurteilsloser Offenheit, damit das erhoffte Heilsame nicht einem Hinterhalt zum Opfer f?lt. Mehr dar?er im Teil 2 dieses Textes . Wenn Sie den Urspr?gen und Folgen des konservativen Paradigma zun?hst einmal auf eher unterhaltsame Weise nachsp?en m?hten, empfehle ich die nachstehend genannte belletristische Literatur. Literaturhinweise zu Urspr?gen und Folgen des konservativen Paradigmas: Wer das Mittelalter mitsamt original mittelalterlicher Mittelalterkritik anhand einer Quelle kennenlernen m?hte, wird an dem “ Rosenroman” viel Freude finden. Er wurde im 13. Jahrhundert von Guillaume de Lorris und Jean de Meun verfasst. Heutzutage w?de dieses Werk eher als Epos bezeichnet werden. Ein erotischer Traum von der Suche nach einer Rose bildet die Rahmenhandlung, in die ein sehr differenziertes Panorama der mittelalterlichen Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft eingebettet ist. Umberto Eco , italienischer Sprachforscher und Autor der Gegenwart, zeigt in seinem Roman “Der Name der Rose”, wie das mittelalterliche Klosterwesen - in sich zerstritten zwischen moralischem Regelungswahn und ausufernder krimineller Energie - auf die ?erlieferung der antiken Tradition im Guten wie im Schlechten einwirkt: Altersbedingt zerfallende Schriftst?ke werden durch geduldiges handschriftliches Kopieren gerettet, aber auch, vor allem wenn sie die antike Lustkultur zur Darstellung bringen, mittels raffinierter Bibliotheksorganisation unauffindbar gemacht oder gar durch Ausselektieren und vors?zliches Zerst?en f? immer vernichtet. Michel Houellebecq , gesellschaftskritischer franz?ischer Autor der Gegenwart, entlarvt in seiner Erz?lung “Ausweitung der Kampfzone” das wechselseitige Verursachungsverh?tnis von technizistischem Rationalisierungswahn in der Betriebsorganisation eines Unternehmens der Informationstechnologie einerseits und dem Konkurrenzkampf im Wirtschaftsleben andererseits. Dieses in sich schon komplexe Kampfverh?tnis in der Arbeitswelt greift wiederum auf die privaten, insbesondere auf die geschlechtlichen Beziehungen ?er, so sehr, dass diese bei pervers gesteigertem Begehren verunm?licht werden und nichts als Krankheit und Tod hinterlassen. Doch lassen wir nun, der aktuellen Zeitigung am ?tlichen Horizont vorauseilend, nach dem apollinischen L?en den Regenten des Sternzeichens Jungfrau zu Wort kommen, den sp?sommerlichen Hermes (Merkur), der als kritisch pr?ender Buchhalter durch die Felder streift und nur solche Fr?hte als k?ftiges Saatgut registriert, die seines gereiften Anspruchs w?dig sind! Wie wird er die drei entwickelten Paradigmen behandeln?
2. Ursprung und Wesen apollinischer Astromedizin:
2.1. Hindernisse und Wege: Befreiung des Denkens vom konservativen Paradigma
Wir sind auf dem Weg zu einer apollinischen Weise des Heilens, zur Astromedizin. Doch das konservative Paradigma beherrscht auch heutzutage oft noch die Szene. Die medizinische Wissenschaft ist davon betroffen, was ich an der tendenziellen Verk?zung ihres lunaren Paradigmas zum blo?n materialistisch-technokratischen Einwirken gezeigt habe. Der Astrologie geht es meist nicht besser: So manch popul?e Meinung unterstellt ihr, ja erwartet sogar von ihr, den „Einfluss“ der Sterne, ihre guten und schlechten „Einwirkungen“ darzustellen, noch dazu in bequem-fatalistischer Prognostik; ganz ?nlich sehen sich ja oft auch ?zte gegen ihre ?erzeugung gen?igt, zum Rezeptblock zu greifen, weil anderer gesundheitlicher Rat nicht angenommen worden ist. Zumindest bei Sonne und Mond sind physikalische Einfl?se zwar offenkundig; diese, nach dem konservativen Paradigma der neuzeitlichen Physik darstellbaren Einwirkungen meinen wir aber nicht, wenn wir in der Astrologie von Sonne und Mond sprechen. Es geht uns hier vielmehr um die Bedeutung von Sternen als p?agogische Begleiter auf dem zun?hst dunklen Weg erweckend-heilender Initiation und Individuation: Die Antike sah die Sterne als G?tinnen und G?ter an, weil sie in der lebensweltlichen Alltagserfahrung als die einzigen rationalen, berechenbaren und verl?slichen Wesen erschienen - Wesen jedoch nicht wie arbeitende Maschinen, sondern als immer wieder neu sich findender Rat eines famili?en Unternehmens, archetypisch famili? genug, um der Menschennatur mitteilsam zu sein, um ihr Schicksal und Begehren als ein verwandtes zu verwandeln, damit sie, obwohl selber sterblich, am ewigen Kosmos als gro?m erotisch-dramatischen Werk t?igen Anteil gewinnt.
Astromedizin ist ohne einen solch uranf?glichen, kosmopolitisch gestalterischen Zugang zu unserer europ?schen Herkunft zun?hst kaum denkbar, kaum verst?dlich, es sei denn als unreflektiert geglaubte Meinung, wie sie gar zu leicht aufkommt, wenn bei einem Leidenden nach vielen therapeutischen Entt?schungen durch ein Au?nseiterverfahren so etwas wie ein Wunder geschehen ist. Zur wissenschaftlichen Sorgfalt geh?t es, nicht vorschnell Einzelerfolge zu verallgemeinern; wo sich ein Einzelerfolg zeigt, ist es methodische Pflicht, die n?reren Umst?de zu ermitteln, danach mit vorg?giger Theorie die Logik eines solchen Vorgangs zu pr?en (das allein ist die Absicht dieses Vortrags), und anschlie?nd die Plausibilit? des in Frage stehenden Verfahrens anhand einer gro?n Anzahl ?nlicher Heilungen empirisch-statistisch aufzuzeigen (was im Rahmen dieses Vortrages ein Desiderat bleiben muss). Hier geht es also vor allem darum, einen besonderen Blick zu entwickeln, der - anstatt wie im Alltag existenziell unvermeidlich im Raum vielf?tiger Erfahrungen, Anforderungen, Hoffnungen, N?en und Irrungen schweifend - zum Zweck methodischer Sorgfalt weder von den Gewohnheiten des ?lichen eingeengt, noch von scientistischen (d.h. naiv wissenschaftsgl?bigen) Vorurteilen verstellt, noch aus ?gstlichkeit befangen, noch in naive Euphorie entschwebt ist. Auch sollte es ein solches methodisches Wahrnehmen nicht n?ig haben, eigene M?gel mit der Produktion von Feindbildern zu kaschieren.
Ich selbst war vor einigen Jahren hilflos, als Klienten mich auch in gesundheitlichen Fragen konsultierten. Dr?kte ich mich um eine Antwort, erschraken die Leute, weil sie meinten, ich s?e etwas Schlimmes im Horoskop und wolle es nicht sagen. Gab ich Tipps, die aus meinem laienhaften medizinischen Wissen stammen, f?lte ich mich nicht wohl, denn ich will den ?zten nicht ins Handwerk pfuschen. Offenkundig Kranke an ?zte zu verweisen ist f? mich einerseits selbstverst?dlich, andererseits aber auch eine Kapitulation, denn die Klienten wollen ja etwas von mir als einem Astrologen wissen, etwas, was sie von ?zten, wie es scheint, nicht erfahren. Zu einer fatalistischen Wahrsagerei (wie etwa, dass Saturn im 6. Horoskophaus "krank werden" bedeute und Jupiter im 6. Haus "wieder gesund werden") bin ich von mir aus nicht bereit. Trost f? Leidende zu spenden mag eine kleine Hilfe sein, aber das kann jeder tun, das ist nicht speziell astrologisch.
Ich sah mich daher nach astrologischen Weisen des Umgangs mit Gesundheitsfragen um, in der Hoffnung, eine solche zu finden, zu der ich vor mir und den Ratsuchenden stehen kann. Aus Zufall oder F?ung h?te ich einen astrologischen Vortrag von einem Kollegen, der mich spontan sehr anr?rte: von Hartwig Ohnimus aus L?eburg. Sein Angebot enth?t einen einw?higen Lehrgang in "Spiritueller Astromedizin", an dem ich mit um so mehr Begeisterung teilnahm, als ich dort ganz unerwartet Einsichten in ein pers?liches Gesundheitsproblem erhielt, die ich selber kaum ahnte und gegen die ich mich zun?hst sogar wehrte, weil sie meinem angelernten Selbstbild widersprachen. Hartwig Ohnimus steht, wie sich zeigte, nicht in einer universit?en Schultradition, sondern er gr?det sein Wirken erkl?terma?n auf das Traditionsgut der Rosenkreuzerorden und Freimaurerlogen. Dieser Hintergrund lie?mir die neu erworbenen Einsichten und Kenntnisse seri? erscheinen, denn es waren Freimaurer, welche die oben im Teil 1 erw?nte gro? freiheitliche Wende zum b?gerlichen Verfassungsstaat initiierten; auch Kant und Goethe geh?ten dieser Bewegung an. Solcherart begann ich zu verstehen, dass selbstverantwortliche Freiheit, wie sie das Staatsrecht nun schon so lange garantiert, mangels echter Selbstfindung und Selbstfreisetzung nur schwer erreichbar ist, und warum der trotz und wegen aller staatlichen Bildung unerschlossene individuelle Zugang zum jeweiligen einzelnen Menschen eine Ursache von Krankheit sein kann.
Hartwig Ohnimus hat seine aus antiken wie neuzeitlich-freiheitlichen Wurzeln stammende Methodik didaktisch so hervorragend aufbereitet, dass sie in Gestalt einer systematischen Darlegung und praktischen Vermittlung allen interessierten Menschen gut verst?dlich ist und sich somit zur Einzelberatung oder f? den Unterricht von Gruppen bestens eignet. Zudem liegt nunmehr sein Buch "Das Hexagramm-Programm" vor, worin Sie auch die metaphysische Konzeption, die Einzelheiten der Verfahren und eine Vielzahl von Fallbeispielen nachlesen k?nen.
Einiges davon will ich nun auszugsweise vorstellen. Weil ich dies aus meiner Perspektive, Erfahrung und Methodik tue, seien signifikante Unterschiede der Denkungsart nicht verschwiegen: Hartwig Ohnimus steht der etablierten Schulmedizin - gelinde gesagt - sehr distanziert gegen?er und geht ?iologisch von der Wiedergeburt der Individualseele aus sowie von dem Karma, das sie aus fr?eren Verk?perungen mitbringe, wobei er auch kryptochristliche Quellen mit heranzieht. Demgegen?er habe ich mich in solchen europ?sch-antiken Urspr?gen unseres Kulturkreises beheimatet, die der materiellen Sph?e eine ebenb?tige Relevanz in ihrem Verh?tnis zur geistigen beimessen und neben individuellen auch vermittelnde kollektive Seelenvorstellungen kennen, so dass ich es nicht vermag, einem einzelnen Menschen die volle Verantwortung f? sein Schicksal zuzuschreiben.
2.2. Geheimnis
der Heilungen im Asklepios-Heiligtum von Epidauros:
Wer ist Asklepios? Wozu wurde er erfunden? Apoll zeugte den ?erlieferten Erz?lungen zufolge mit Koronis - dem Strahlenkranz- den Asklepios, der somit kategorial als markant m?nliches, expressives Lichtwesen konstituiert ist. Asklepios gilt bis heute als offizieller Gott der medizinischen Wissenschaft, obwohl, wie in Teil 1 gezeigt, eine G?tin wie Hygieia eher bef?igt w?e, die kategorial weibliche schulmedizinische und heilpraktische Methodik zu repr?entieren. Die lunare Einwirkungsmedizin hat sich - z.B. von der erfolgreichen steinzeitlichen Sch?eloperation bis zur heutigen minimal-invasiven und mikroskopischen Chirurgie oder vom berauschenden Kr?tertrank bis zur pharmakologischen Psychiatrie - kontinuierlich fortentwickelt. Eine hierzu komplement?e, signifikant europ?sche Traditionslinie, diejenige der apollinischen Auswirkungsmedizin, ist jedoch abgerissen. Die F?derung des Auswirkens gilt oft gar nicht mehr als medizinisches Heilen, es sein denn etwa in der Krankengymnastik oder in der Psychoanalyse. Eine paradigmatische Zwitternatur k?nen wir der Hom?pathie zuschreiben, insofern sie z.B. mittels pharmazeutischer Mikrodosierung solcherart einwirkt, dass Krankheiten sich symptomatisch besser auswirken, d.h. zu sich finden und schneller abklingen.
Asklepios jedoch ist seiner sonnigen Abkunft entsprechend (d.h. nach seiner von den Menschen der Fr?antike get?igten Wesensbestimmung) f? ein apollinisch erleuchtendes Heilen zust?dig. Das von ihm versinnbildlichte Heilen wurde im antiken Epidauros gepflegt, einer Stadt in Griechenland, s??tlich von Korinth. Epidauros war ein stark frequentierter Kurort, mit einem "Hieron" (Heiligtum) genannten Tempel und einem wundersch? in die Landschaft eingebetteten Theater, die beide f? das antike Heilwesen gleich wichtig waren. Im Tempel galt die Aufmerksamkeit den einzelnen Kranken und ihren Leiden, w?rend das Theater nicht nur leichte Unterhaltung bot, sondern, wie uns die ?erlieferten Dramen zeigen, auch schockierende gemeinsame Erfahrungen, etwa die Perserkriege, ?erwinden half und insbesondere kosmopolitische Urspr?ge des Daseins vergegenw?tigte, um die Leidenden zu bef?igen, im Wechselspiel von Natur und Kultur kompetent und heimisch zu werden.
Was ging im Tempel von Epidauros vor? Die Kranken, so wird berichtet, reinigten sich, begaben sich abends in den von Weihrauch duftenden Tempel und legten sich zum Schlafen nieder; vor dem Einschlafen sei ein Iatros (ein apollinisch heilender Arzt und Priester) mit einer Schlange durch die Reihen gegangen und habe verk?det, die Schlange werde des Nachts wiederkommen und die erkrankten K?perglieder belecken. Im Traum sei dann den Erkrankten der Gott Asklepios selbst erschienen, habe sie mit seinem Wanderstab ber?rt, die mitgef?rte Schlange habe die Wunden beleckt und Asklepios habe (im Traum!) Heilmittel dargereicht oder eine Offenbarung vermittelt. Am Morgen danach seien die zuvor Kranken wieder gesund gewesen.
Hier als
historischer Quellenbeleg zwei Originalzitate von Inschriften aus
Epidauros 1) "Euphanes von Epidauros, ein Knabe. Dieser litt an Steinen und schlief drin im Tempel. Da tr?mte ihm, der Gott trete zu ihm und sage: 'Was wirst du mir geben, falls ich dich gesund mache?' Er habe geantwortet: 'Zehn Astragalen' [Spielw?fel aus Tierkn?helchen]. Da habe der Gott lachend gesagt, er werde ihn befreien. Als der Tag anbrach, kam er gesund heraus." 2) "Nikanor,
gel?mt: Diesem entriss, als er , ohne zu schlafen, dasa? ein Kind den
Stock und lief damit davon; er aber sprang auf, verfolgte es und wurde
darauf gesund." Was fangen wir mit derartigen ?erlieferungen an? Was haben sie uns zu sagen?
Dem rein konservativen Paradigma - untert?ig-gl?big auf der Suche nach feststehenden Regeln - k?nen solche Erz?lungen nur als “Wunder” erscheinen: Eine Erkl?ung anhand von Regeln gebe es hier nicht, es seien Ausnahmen, nur mystifizierend deutbar. Der jenseits der Welt ?er alles waltende Obermechanikergott habe einen Flehenden erh?t und zu dessen Gunsten aus irrationaler Gnade in das ansonsten unver?derliche Weltgetriebe eingegriffen. Die Flucht vor den vorliegenden Daten und der Ausbruch ins Metaphysisch-Fatalistische bestimmen diesen konservativen Ansatz. Daraus l?st sich keine wissenschaftlich pr?bare Heilungsmethodik entwickeln, so dass das rein konservative Paradigma, weil es bei der Deutung dieser Heilungsberichte versagt, aus unserem weiteren Diskurs ausscheiden muss.
Das lunare Paradigma, auch in seiner ?lichen konservativ-materialistischen Verk?zung, vermag durchaus eine rationale Erkl?ung zu finden, auf eine Weise, die heutzutage meist die einzige und somit die vertraute ist: Es k?ne bei Euphanes ein psychosomatischer Effekt vorliegen, der im Organismus den S?regrad so ver?dert, dass die Steine sich aufl?en; ausserdem lasse sich eine Ver?derung des S?regrades mitsamt ihrem heilsamen Resultat auch auf eine nach den Gebr?chen im Tempel erfolgte Umstellung der Ern?rung zur?kf?ren. Bei Nikanor k?nte der schockartige ?ger ?er den geraubten Stock Hormone und Neurotransmitter freigesetzt und zuvor inaktive Nerven zur Abgabe von elektro-chemischen Impulsen an die Muskeln veranlasst haben. So etwa also w?de uns Frau Luna die Kausalit? dieser Genesungen erl?tern.
Blicken wir nun aber noch einmal auf die Heilungsberichte, jetzt bewusst mit der anderen, mit der alternativen Rationalit? des oben entwickelten apollinischen Paradigmas! Dann geht uns das Wesen dieses antiken Heilverfahrens auf: Im Tempel von Epidauros wurden die Tr?me nicht wie in mittelalterlichen Kl?tern mit allgemeinen, vorgefertigten Formeln des Nachtgebets suggestiv kontrolliert, sondern vielmehr wurde das Tr?men stark angeregt. Das Krankheitssymptom wurde nicht unterdr?kt, weder mit einem Pharmakon noch mit Gesundbeterei, sondern es wurde vielmehr von der Schlange in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit ger?kt und wie ein wichtiger Gespr?hspartner ernst genommen, als Individuum f? voll genommen; es war ihm verg?nt, sich zum Ausdruck zu bringen; daraufhin konnte es sich, wo immer irgend m?lich, ganz von selber zur?kziehen, zumindest dann, wenn der Kranke bereit war, die Botschaften seines Leibes und seiner Seele zu verstehen. Zuletzt konnte der Genesene auch sein ganzes individuelles Wesen wieder so zum Ausdruck bringen, wie es ihm von Natur aus entspricht, er konnte dann gleichsam wieder hell strahlen wie ein Apoll, er konnte endlich anfangen, seiner selbst gem? richtig zu leben. Nach dieser Wesensbeschreibung k?nen wir nun versuchen, die beiden zitierten Heilungen mit Thesen nach der apollinischen Rationalit? zu erkl?en, in apollinischen Reden: Bei Euphanes handelt sich wohl um eine Erweckung, um eine Initiation, die den Blick f? ein existenzielles Problem ?fnet. Er trug an einer Last, er war irgendwie beschwert, nicht nur von den Steinen. Es k?nte sein, dass er von seinen Vorfahren seelische Hypotheken aufgeladen bekommen hatte, oder er wollte sein kindliches Spielen einfach nicht loslassen, wollte nicht erwachsen werden. Asklepios machte ihn darauf aufmerksam, indem er ein Opfer forderte, n?lich die Preisgabe der hei?geliebten, f? einen Knaben wie Euphanes sehr kostbaren Spielkn?helchen. Indem das Kind sein falsches, vielleicht anerzogenes Festhalten ?erwand, kam es einen Schritt im Leben weiter, wurde ein junger Mann, war existenziell gesund, mit heilendem Effekt auch f? seinen Leib. Bei Nikanor waren nicht nur die Beine gel?mt, sein ganzes Leben war in L?mung verfallen, hatte sich wie ein ungeborenes Kind zur?kgezogen in den Scho?der Nacht, in der allein er noch wach war. Genaueres berichtet die Inschrift nicht, so k?nen wir nur Vermutungen anstellen: Das Leben als alter Mann, vielleicht verwitwet und allein, hatte f? ihn keinen Gehalt mehr; das Kind erinnerte ihn an die eigene Kindheit, in der er fr?lich ins Dasein hinaussprang; da kam auch Nikanor wieder zur Geburt, und aktiver als ein Menschenkind, wie ein Nestfl?hter, sprang er davon. Vielleicht auch hatte eine fr?ere Schockerfahrung seine Vitalkraft von der ??ren Welt gewaltsam getrennt und in der Seele unentwirrbar zusammengeballt; der erneute Schock zerschlug diesen gordischen Knoten und setzte das verkapselte Lebensfeuer wieder frei. Das gleiche Symptom k?nte auch aus dem depressiven Sediment jahrelanger Frustrationen stammen; beim Raub des Stocks fand der beziehungslos gewordene ?ger ein vor Augen liegendes Ziel, brach sich Bahn, kam heraus und war sogleich heilsam entbannt.
Wir haben nun dieselben beiden Heilungsvorg?ge jeweils von zwei unterschiedlichen Paradigmen her beschrieben; wir haben sie mit zwei nicht identischen Gattungen von Rationalit? urs?hlich gedeutet, in zwei getrennten Monologen der G?tin Luna und des Gottes Apoll. Wer hat denn nun recht? Lassen wir den kritischen Merkur weiterziehen! Aphrodite (Venus), die Regentin des n?hsten Sternzeichens, der Waage, sch?ft in gro??iger Wohlgef?ligkeit aus der herbstlichen Erntef?le und inspiriert zu einer olympisch ausgewogenen Antwort:
Im geschichtlichen Fortgang der Wissenschaften wurde Apoll seiner expressiv erleuchtenden Zeugungskraft beraubt und ein konservativ verk?zter lunarer Materialismus setzte sich durch. In Mozarts Oper "Die Zauberfl?e" dagegen ist es Apoll in Gestalt des aufkl?erischen Freimaurerpriesters Sarastro, der Frau Luna, die K?igin der Nacht, besiegt. Ich kenne keinen Ort, von wo aus ich ?er diese beiden Paradigmen zu Gericht sitzen m?hte. Die neuere Physik hat zur dualistischen Methodik gefunden, indem sie das Licht sowohl als Teilchen wie auch als Welle beschreibt; Soziologie und Politologie haben Theorien des Pluralismus formuliert. Vom Olymp aus betrachtet ist das gar nicht so fremd. Dort gibt es kein Gericht, das eine der G?tinnen oder einen der G?ter verbannt; ist aber solch anma?nder Frevel dennoch geschehen, folgte stets ein Pyrrhussieg wie der Peloponnesische oder der Drei?gj?rige Krieg, worin die verbannten oder verteufelten Gottheiten ihre Rache entluden. Aus dieser kosmopolitischen Einsicht heraus meine ich, dass beide Gattungen von Rationalit? diese Heilungsvorg?ge jeweils sachlich richtig erkennen; es handelt sich um komplement?e Beschreibungen, mit je eigenen diagnostisch-therapeutischen Vorz?en und Nachteilen: - Mit Frau Luna blicken wir auf die urs?hliche Dynamik (causa materialis; Erm?lichungsmacht). - Mit Apoll blicken wir auf die urs?hliche Energetik (causa formalis, Verwirklichungskraft). Die antike Kosmologie entwickelt mindestens zwei Prinzipien, die dann auch f? unmittelbar praktische Fragen wie etwa medizinische bereit stehen: Es gibt demnach (mindestens) zwei Typen von Ursachen, so wie ein Mensch zwei Eltern hat; auch Gesundheit und Krankheit haben demnach eine “Mutter”, n?lich die Materie mit ihren berechenbaren Wandlungen, und einen “Vater” im Sinne logisch planenden existenziellen Vorw?tsstrebens. Dieser “Vater” von Erkranken und Gesunden sollte nicht vorschnell mit der “psychischen” Seite eines Menschen gleichgesetzt werden, weil dadurch der Blick auf die antike ?erlieferung eingeengt w?de; der antike Seelenbegriff war sehr viel weiter als der sp?er von mittelalterlichen und neuzeitlichen Traditionen aufs Individuum und aufs Innere eingeschr?kte, der zum heute gebr?chlichen geworden ist. Zum antiken Seelenbegriff geh?t auch das ??rliche, auch das Politisch-Kollektive sowie der gesamte nat?liche irdische und himmlische Horizont. Das “V?erliche” finden wir bei Platon beispielsweise konzipiert als gut und wohlwollend ordnendes, inszenierendes Handeln, egal in welchem kleineren oder gr?eren, menschlichen oder g?tlichen Daseins- und Wirkungskreis. Anmerkungen / Literaturhinweise: In pr?nant wissenschaftlicher
Gestalt ist dualistisch-kommunikatives Denken in Platons Dialog
“Timaios” entwickelt, auf den ich schon im Teil 1 hingewiesen habe.
"Die fortw?rende Pr?ominanz der konservativen und lunaren Paradigmen jedoch", so wird nun Aphrodite wohl konsequenterweise sagen, "bin ich leid; ich will endlich wieder einmal ein Spiel auf der Zauberfl?e h?en! Die Frauenquote in der Politik lasse ich mir nicht nehmen, aber f? die Wissenschaften muss eine G?terquote her! Uns G?tinnen wird es nur n?zen, wenn wir dabei die Chance erlangen, uns vom Zwang des konservativen Paradigmas zu emanzipieren." - "Das hast du wirklich dringend n?ig!" stimmt ihr Hades (Pluto) bei, "denn was gibt es noch Konservativeres als deine superperfekte, gema?egelt ma?egelnde Quotiererei?" Hades, der Herrscher des nach der Waage aufgehenden Sternzeichens Skorpion, ist, wie Platon sagt, ein "guter und verst?diger Gott", bei dem der verurteilte Sokrates Zuflucht suchte. Die Sonne unseres Vortrages steht im Zeichen Skorpion. Wollen wir den Apoll deshalb aus dem Reich des Hades heraus erl?en!
3. Methodik und Praxis apollinischer Astromedizin und Astrologie
Mit Aphrodites Erwartungen und den von Hades archivierten kollektiven Sch?zen verm?en wir es nun, die apollinische Astromedizin methodisch zu pr?isieren, in ihren Hauptz?en systematisch zu skizzieren und anhand von Fallbeispielen und Inszenierungen nahezubringen.
Astromedizinisches Deuten von Horoskopen darf nicht vom matriarchalen, gestaltlogisch aus der Nabelschnur abgeleiteten Paradigma ausgehen, als ob die Sterne einen "Einfluss" h?ten. Der von Hartwig Ohnimus entwickelten spirituellen Astromedizin (vgl. Teil 2) entspricht es recht gut, sie auf eine transzendentale (auf Kant zur?kgehende) Grundlage zu stellen: So gesehen beschreibt ein Geburtshoroskop a priori (nicht empirisch, sondern deduktiv-konstruktivistisch) den idealen Charakter eines Individuums. Wenn ein Mensch seine ihm wesensgem?en Charakterz?e weitgehend praktisch verwirklicht, d?ften Krankheiten kaum auftreten, denn sein Dasein ist ?erwiegend gl?klich und deshalb auch gesund. Ein selbstbestimmtes Leben ist ein gesundes Leben; ein fremdbestimmtes Leben ist krank, denn existenzielle Bewegungen, z.B. das Denken und Handeln oder das Genie?n und Loslassen, sind mehr oder weniger gest?t. Die matriarchale Kategorie des Einflusses hat in der Methodik apollinischer Beratung nur kathartische Funktion, d.h. sie ist nur dort angebracht, wo existenzielle Entfremdungen aufgedeckt werden sollen, die z.B. aufgrund der vorgeburtlichen Erfahrungen, der famili?en Abstammung, der imperial-suppressiven Traditionen oder der aktuellen sozio-?onomischen Verh?tnisse ins Leben eines Menschen eingebrochen sind und ihn zu einer individuell falschen Orientierung bei der Inszenierung seines Handelns verleiten; solch individuell unpassende Folgsamkeit kann dauerndes Missbehagen bis hin zu schweren Erkrankungen zur Folge haben, nebenbei gesagt auch mit erheblichen "Folgekosten" f? das Sozialsystem. Eine transzendental reflektierte apollinische Astrologie kann, will und darf Krankheiten nicht prognostizieren. Individuelle Dispositionen zu Krankheiten, die eine im lunar-konservativen Paradigma deutende Astrologie aus Horoskopen ablesen mag, sollten dem Klienten nicht oder nur in sehr kritischer Vortragsweise aufgezeigt werden, um Suggestionen und resultierende sich selbst erf?lende Prophezeiungen zu vermeiden.
Die hier intendierte apollinische Astromedizin und Astrologie bietet drei M?lichkeiten des beraterischen Umgangs mit Krankheit und Gesundheit:
1) Die Interpretation von manifesten Symptomen l?t die existenziellen Probleme erkennen, die als Schicksalslogik scheinbar zuf?lige Schicksalsschl?e bedingen. 2) Die Initiation zum individuell richtigen Anfangen des Lebens weckt die eigene urspr?gliche Lebensbewegung und orientiert zum je erfolgreichsten Auftreten. Das Tor zu gl?kendem Handeln ?fnet sich. 3) Die Individuation hilft differenziert und detailliert bei der Auseinandersetzung zwischen dem individuellen Charakter und den faktischen Lebensumst?den: Ein bewusstes Gestalten von langfristig gl?kendem Handeln und gesundem Dasein wird m?lich.
3.1. Interpretation: Die Sprache der Symptome von Kopf bis Fu?
Nach astrologischer Lehrtradition l?t sich der menschliche Leib in seiner organischen Gliederung der lebenszyklischen Gliederung der zw?f Horoskoph?ser idealtypisch zuordnen und von diesen her individuell auf die zw?f Regionen des Tierkreises und die Planeten beziehen. Somit stehen uns antike apollinische Kategorien auch f? den Leib bereit. Mit ihrer Hilfe k?nen wir den in die Stummheit verbannten Leiden heilende Sprache verleihen, nach dem Vorbild von Epidauros - und sogar bei tageshellem Bewusstsein. Einzelne Interpretationen sind aus der Alltagsvernunft vertraut, etwa wenn wir sagen, ein Vorfall habe uns den Appetit verdorben oder uns gar auf den Magen geschlagen. Leichtfertiges Deuten jedoch ist anf?lig f? Irrt?er. Verl?slicher ist die astromedizinische Systematik, denn sie stellt bew?rtes Erfahrungswissen bereit und durchdringt die Vielfalt der einzelnen Symptome mit logischer Struktur. Die einfache klassische Zuordnung von Sternzeichen und K?perregionen wurde in der Neuzeit durch den Einbezug des Systems der Horoskoph?ser (=Horoskopfelder) und Planeten verfeinert:
Klassisch-antike Systematik: Zuordnung von Gestirnprinzipien und Leib, dargestellt in der fr?neuzeitlichen Enzyklop?ie “Margarita philosophica” (= “wissenschafliche Bl?enlese”) von Gregor Reisch (erschienen erstmals ca. 1495): Die uralte Idee der Entsprechung von Makrokosmos (Weltenall) und Mikrokosmos (Mensch) wurde zu jener Zeit wohl nicht als kategoriale ?nlichkeit, sondern als metaphysischer Zusammenhang aufgefasst. Die
K?perregionen sind den sinngem? entsprechenden Sternzeichen zugeordnet;
ein Horoskoph?sersystem fehlt, Reisch nennt aber die
Elementarcharaktere der Sternzeichen gem? antiker Theorien von den
K?pers?ten, wie z.B.
Neuzeitlich-moderne Systematik: Zuordnung der einzelnen K?perregionen zu ihren sinngem? entsprechenden Horoskoph?sern, Gestirn- und Planetarprinzipien sowie zu den betroffenen existenziellen Bewegungen: Der anatomische Ort eines Symptoms und sein planetarer Modus weisen auf jeweilige existenzielle Probleme des Kranken hin, die es im Interesse umfassender Heilung in der Beratung zu erkennen gilt, damit er sie durch ?derung seines Lebens ?erwinden kann.
(Diese Tabelle l?st sich auch als Kreis lesen, der sich von der letzten Zeile zur ersten Zeile schlie?, eben dort, wo der Aszendent (AC) symbolisch eingeschlossen liegt, den es als Anfang zu erschlie?n gilt. Der Klarheit wegen ist hier nur eine Auswahl von anatomischen Symptomorten und ihren Botschaften genannt.)
Wie geht man nun mit der obigen astromedizinischen Tabelle um? Befragen wir anhand einiger Beispiele diverse Symptome gem? ihrem anatomischen Ort und ihrer planetaren Art auf die Botschaft, die sie uns offenbaren wollen! Suchen wir dann nach Heilungswegen! In der Beratungspraxis teilt der Klient die Symptome mit; hier habe ich sie in lockerer Systematik aneinandergereiht:
Kopfschmerz und Stirnh?lenentz?dung
Das Symptom des Kopfschmerzes tritt sehr h?fig auf, denn es zeigt Probleme des Anfangens und den Anfang von Problemen an: Was w?de die Mutterg?tin dem geplagten Finanzminister vorschlagen: "Schlucke Tabletten!" Was w?den Apoll und Asklepios raten? "Was hast du nur!" w?den sie sagen. "Wieso hast du Angst vor der Weltbank? Du hast neues Geld f? dein Land gedruckt; jetzt habt ihr Geld genug, um selber zu investieren; da braucht ihr doch gar keine Kredite von der Weltbank mehr, ein so gro?s, an Bodensch?zen reiches Land wie ihr! Und last but not least: Wer Initiative zeigt, der kommt auch mit wenig Geld zurecht."
Kopfschmerz offenbart, dass die Lebensbewegung des feurig-idealistischen Denkens gest?t ist. Die Kategorie des Widders ist nach obiger Tabelle bei Kopfleiden das angemessene Werkzeug astromedizinischer Interpretation: Es geht um ein fr?lingsstarkes Anfangen, um eine Idee, die naturgem? im Kopf heranreift und aus dem Kopf geboren wird. Wo Begriffe fehlen oder Verzagtheit l?mt, kommen Ideen nicht zu Bewusstsein. Wer von blindem Eifer getrieben gleichsam mit dem Kopf an die Wand rennt, sp?t dies als Kopfschmerz. Gelingt es durch Selbsterkundung oder ein beratendes Gespr?h, der Idee zur Geburt zu verhelfen, sie klar vor Augen zu stellen, verschwinden auch die Schmerzen. Das Denken hat sich ideell behauptet.
Der Kopfschmerz ist verschwunden, aber eine Entz?dung der Stirnh?le tritt auf. Nur eine bakterielle Infektion? Stets anwesende Mikroben und aktuell verringerte Lymphozytenzahlen sind notwendige stoffliche Ursachen. L?st sich aber die geschw?hte Abwehr aus solchen physiologischen Ursachen hinreichend erkl?en? Die astromedizinische Deutung richtet den Blick auf den Ort des Symptoms und seine Art: eine Entz?dung, eine feurige Erkrankung im Kopfbereich. Es geht wiederum um die Lebensbewegung des idealistischen Denkens (Widder), nun aber dar?er hinaus um seine Fortbewegung zur praktischen Selbstbehauptung. Es geht um Initiative und Aktion; kategorial sind das Angelegenheiten des feurigen Gottes Mars. Bleibt Mars unentborgen - als das noch gesunde Kind mutig Initiativen ergriff, hatte nie jemand Zeit, mit ihm zu spielen - rumort sein Lebensfeuer chaotisch an Seele und Leib, anstatt sachgerecht den Organismus w?mend zu durchwalten, zu verteidigen und durchsetzungsstark zu machen. Fieber und Entz?dungen k?nen die Folge sein; im vorgelegten Beispiel ist die Stirnh?le besonders betroffen. Indem der gekr?kte Mars genau diesen Ort w?lt und genau dieses Symptom generiert, l?st er den Leib eine deutliche Sprache sprechen: Das Lebensfeuer ist in einer H?le eingesperrt, wie in einem Uterus, noch ungeboren mitsamt all seinem gro?n Idealismus, der aus dem Kopf gezeugt sein will, aus dem Kopf, der sich durchsetzen will, wie bei der Geburt eines S?glings oder wie bei Samen mit all ihren Anlagen, wenn sie trotz Frostgefahr mutig ihre erste Wurzel ins Erdreich sto?n.
Allegorisch l?t sich apollinische Kausalit? am Beispiel des Mars auch so darstellen: Gibt ein Mensch aus Unlust an sch?ferischem Denken sich der Bequemlichkeit hin oder liegt seine Tatkraft nach traumatischen Erfahrungen eingeschlossen brach, ist Mars zur Arbeitslosigkeit verdammt; aus Langeweile oder Wut p?elt Mars nun Mikroben an, die zuvor friedlich im Organismus verweilt haben, bis im Leib ein Krieg ausbricht; ebenso zerst?erisch wird Mars auf der politischen B?ne, wenn ein Staat kreative Kr?te nicht positiv f? Reformen n?zt, sondern zur Abfuhr des Frusts seiner Untertanen einen ??ren Feind herbeibeschw?t.
Mandelvereiterung
Erkrankungen im Mund- und Halsbereich verweisen auf gest?te Lebensbewegungen des Aufnehmens und Genie?ns; die Nahrung muss den Ideen eines Menschen gem? sein:
Der Sch?er soll etwas werden, sagen Eltern und Lehrer. Wie eine Mastgans muss er lernen, auch wenn er nicht will. Auch wenn er ganz andere Begabungen hat. Er hat aber schon genug unpassenden Lernstoff geschluckt, der seelisch-k?perliche Organismus ist bis oben davon voll, hat die Schnauze voll. Wenn es im Zimmer warm genug ist, sperrt das Thermostat die Zufuhr von Heizenergie. So sperrt auch der Hals zu: "Schluss jetzt, nie und nimmer brauche ich dieses Zeug!" Zumindest m?ste es erst einmal verdaut werden. Vielleicht muss sogar die Schule gewechselt werden, vielleicht braucht der Sch?er gar keine Beschulung mehr, weil er, nach Ganymeds Vorbild, selber etwas aus sich entfalten kann. Es w?e keine ?erraschung, wenn die chirurgische Entfernung der Mandeln nicht zu echter Gesundung f?rte, weil sich das im Dunkeln bleibende existenzielle Leiden auf andere Organe verschiebt, die sich bald darauf um so dramatischer zu Wort melden:
Armbruch
Nur scheinbar haben wir es mit einem ungl?klichen Zufall zu tun: Der Arm, mit seinen H?den als Organen des Handelns, wurde als leiblicher mechanisch gebrochen; lange zuvor jedoch war bereits der seelische Arm gebrochen, weil dem Sch?er das Handeln nicht erlaubt war. Sein aktueller Schicksalsschlag hat eine aufhellbare Vorgeschichte, und sein Missgeschick wird von einer sehr vern?ftigen Logik inspiriert: Sind erfolgreiche Kaufleute etwa diejenigen, die lange Jahre die Schulbank gedr?kt haben? Eher doch sind es diejenigen, die wie der emsige Merkur des Zwillingszeichens flink reden k?nen, wie es eben gerade der Situation angemessen ist! F? einen Sch?er wie den hier skizzierten ist vielleicht eine Handelslehre mit Praktikum besser als ein zwanghaftes Abitur mit l?mender Neurose, die dann Arbeitslosigkeit zur Folge hat, weniger deshalb, weil der Arbeitsmarkt f? Abiturienten ges?tigt ist, sondern weil die verbogene Tatkraft nur noch schwer entfaltbar ist und die nat?lichen Begabungen demzufolge verk?mert sind.
Magenleiden
Als im Handeln Gehemmter ist unser Sch?er, wenn er dann doch auf irgendeine Arbeitsstelle gestellt wird, in Gefahr, ein Opfer von Mobbing zu werden. Er wird nicht heimisch, denn die seelischen Kotzbrocken seiner feindlichen Kollegen - ebenso wie inzwischen auch er mit sich selber und aller Welt verfeindet - sind keine bek?mliche Nahrung, aus der er die Kraft sch?fen k?nte, sich und andere gut zu ern?ren. Der Magen wird demzufolge rebellieren.
Unerkannte existenzielle Leiden k?nen durch den ganzen Organismus wandern und sich an weiteren Organen symptomatisch bemerkbar machen. Als n?hstes Organsystem gem? obiger Tabelle w?en Herz und Kreislauf an der Reihe, denn erlittene Missgunst hemmt die herzliche Ausstrahlung und das produktive T?igsein; anpasslerisch gestauter Lebens?erdruck droht Bluthochdruck und langfristig einen Herzinfarkt zu zeugen.
Herz- und Kreislaufleiden:
Weil das Herz astromedizinisch der Sonne, dem k?iglichen Zentralgestirn zugeordnet ist, wodurch es zugleich zu einem Symbol des apollinischen Paradigmas wird, m?hte ich an einem praktischen Beispiel aus dem in Teil 2 vorgestellten Buch von Hartwig Ohnimus nun ausf?rlicher zeigen, wie das Heilverfahren von Epidauros heute wiederbelebt werden kann. Nehmen wir an, unser chronisch kr?kelnder Sch?er, nunmehr in seinen sog. besten Jahren, habe einen Herzinfarkt ?erlebt und wolle dessen Ursache mit apollinischer Rationalit? erforschen. Wie k?nen wir dem leidenden Herzen Sprache verleihen? Hartwig Ohnimus stellt dazu eine meditative Atmosph?e her und bittet den Klienten, sich vorzustellen, er sei nach Epidauros gereist, begebe sich in den Tempel, entspanne sich und die Schlange krieche auf seine Brust. Mit Worten wie diesen, die dem Klienten entweder selber in den Sinn kommen oder die ihm durch Vorlesen nahegelegt werden, wird das Herz ermuntert, seine Botschaft mitzuteilen:
"Da liege ich nun - mit meinem gebrochenen Herzen und verzweifle an meinem Schicksal. Und ich frage mich immer wieder: Warum ist das so? Warum habe ich diesen Herzinfarkt? Warum widerf?rt mir das? Warum gerade jetzt? Und warum ?erhaupt ICH? Ich kann nicht mehr so viele Termine wahrnehmen... Aber mir kommen jetzt Zweifel - war das ?erhaupt der richtige Weg, wie ich meine Anerkennung, mein Lebensgef?l bezogen habe? Von weit her dringt die Stimme des Asklepios an mein Ohr: 'DENK AN DEIN HERZ! Sprich mit deinem Herzen!' Mein Herz tut mir weh, und es zwingt mich, ihm, dem Herzen Beachtung zu schenken. ... Ich will versuchen, mit meinem Herzen in Kommunikation zu treten: 'Hallo, mein Herz - wer bist du?' Ich warte und lausche. Aus mir selber heraus erfahre ich die Antwort: Ein Symbol der Liebe... Wie war das eigentlich, als ich zum ersten Mal verliebt war? Damals hatte ich Herzen in B?me geritzt... Mein Herz konnte damals noch vor Freude h?fen. Mitunter endete eine Liebe auch mal herz-zerrei?nd, aber mein Herz war daran nicht zerbrochen. Ich war jung, und mein Herz war weich. Ach ja, weiche Herzen brechen eben nicht... Die Schlange zischt mir ins Ohr: 'DENK AN DEIN HERZ! Sei jetzt dein Herz!' Ich verwandle mich in mein Herz, ich bin jetzt mein Herz, und es antwortet - nein, ich antworte dem Menschen, dem ich geh?e: 'Schon lange vor deiner Krankheit hattest du etwas auf dem Herzen,' (Wut kommt auf) 'aber du wolltest es dir ja nicht eingestehen. Da war dein Stolz, dein verdammter Stolz ... er hinderte dich daran, dein Herz zu erleichtern. Da gab es Situationen, die griffen dir ans Herz, aber du konntest es nicht ?ers Herz bringen, dar?er zu sprechen. Du konntest dein Herz nicht mehr erleichtern. Und hier, bei mir, deinem Herzen, wurde es immer schwerer. Du konntest dein Herz nicht mehr ?fnen... Konntest du dich noch von Herzen freuen? Nein! Dein Herz war hart geworden. Steinhart! Und es war, als h?te sich ein eisernes Band um dein Herz gelegt... kalt - hart - und fest.' Ja, und dann ist es passiert: Ein Stich! Ein Schmerz! Ein Bruch! So sprach mein Herz zu mir. Jetzt h?e ich die ... Stimme des Priesters: 'DENK AN DEIN HERZ! Dein Herz, Symbol der Liebe, hat dir gesagt: Besch?tige dich mit dem Thema 'Liebe''! ... Mir f?lt etwas ein aus der Bibel: 'Liebe deinen N?hsten wie dich selbst!' .. Ach ja, das hatte ich vergessen: wie dich selbst. Ich war immer nur f? andere da... Da taucht meine Kindheit vor mir auf. Gro?utter liest vor, das M?chen vom Froschk?ig... Der K?igssohn, der ein Frosch war, ist nun entzaubert und ... f?rt zum Schloss ... pl?zlich kracht es. 'Heinrich, der Wagen bricht!' Der Knecht aber antwortet: 'Nein mein Herr, der Wagen nicht. Es ist das Band von meinem Herzen, das da lag in gro?n Schmerzen.' Au, das tut jetzt weh in der Brust. Aber mir wird alles klar: Auch mein Herz lag in gro?n Schmerzen. Auch mein Band um mein Herz ist gebrochen. Das war der Herzinfarkt... Aber ich bin ja noch am Leben! Ich habe eine zweite Chance! Und wenn ich meine Krankheit richtig verstehe, dann wird auch aus meinem Frosch ein Prinz." (Zitatnachweis:
Wir ahnen die existenziellen Probleme hinter dem leiblichen Symptom: Es geht um eine falsche, verlogene Knechtschaft, um die Folge eines Bannfluchs, wie er z.B. im Milieu des konservativen Paradigmas die Regel ist. Der Klient stammt aus sklavischen Verh?tnissen, die ihm eine ihm wesensfremde Untert?igkeit aufgezwungen haben. Ein geregeltes Leben ist, obwohl "Regel" vom lateinischen Wort "rex", der "K?ig", stammt, kein k?igliches, kein souver? t?iges Leben. Schon die Sprachregelung verh?gt hier einen suggestiv verlockenden Fluch, der einen k?iglichen Menschen zum sklavischen Frosch erniedrigt. Dieser Mensch wurde nie so geliebt, wie er ist, so dass er es nie gelernt hat, sich selbst zu lieben und sich selber etwas Gutes zu g?nen. Trotz seiner vielen Termine wird er auch seine Mitmenschen nicht geliebt haben; scheinbar opferte er sich f? andere Leute auf, aber er gab dabei nur ein schlechtes Beispiel: Strengt euch mehr an, denn ich muss mich ja auch zusammennehmen - das Herz zusammenpressen. Die Meditation hilft dem Genesenden zu erkennen, dass er es vers?mt hat, sich wie der Frosch zum Prinzen zu entfalten. Holt er dies nach, dann beginnt er ein neues Leben, sein wahres Leben, das seiner selbst gem? ist. Dies ist das Gegenteil von Egoismus, denn nur wer vor ehrlichem Gl?k strahlt wie Apoll, bleibt gesund und kann andere Menschen neidlos dazu ermuntern, es - auf ihre individuelle Weise - entsprechend zu tun: Im M?chen wird auch der Wagenknecht von fesselnden Schmerzen erl?t, weil sein Herr zu sich selbst gefunden hat.
Bemerkenswert ist, dass Hartwig Ohnimus diesen Fall eines Herzinfarkts - es kommt in der Astromedizin immer auf den Einzelfall an - mit Hilfe astrologischer Planetarkategorien als Folge einer existenziellen Verletzung der Sonne (Herz) durch ein verh?tetes Verhalten (zu strenger Saturn) deutet, das eine leibliche Verh?tung, eine Koronarverkalkung, nach sich zieht, die dann von einem pl?zlichen Ereignis (Uranus) durchbrochen wird. Demgegen?er f?re die Schulmedizin diesen Infarkt auf ?erern?rung und Mangel an k?perlicher Bewegung zur?k, verwende also Kategorien der Venus (Genuss) und des Mars (k?pferische Tatkraft); somit werde das existenzielle Thema des Leidens verkannt und ein sachgem?er Zugang unterlassen. Hartwig Ohnimus will damit, wie ich es verstehe, sagen, dass in diesem Fall Fastenkuren und Sport nur wenig n?zen w?den, weil sich der Leidende dann nicht einmal mehr ein gutes Essen g?nen d?fte, also noch herzloser zu sich selber w?e, und weil blo? mechanische K?perbewegung kaum geeignet ist, die individuelle Existenz als ganze in eine ihr selbstgem?e, hier k?igliche, Bewegung zu bringen, die andere Menschen ermutigt, zur Reife zu gelangen.
Es bleibt zu hoffen, dass bei dem ehemaligen Sch?er und Infarktpatienten nunmehr die existenzielle Problematik apollinisch gelichtet ist, seine Lebensbewegungen wieder gesunden und ihm weitere Krankheiten erspart bleiben. Befreit von seinen frustrativen Inszenierungen braucht er weder chronische Darmkrankheiten noch Waschzw?ge zu entwickeln, weil sich nichts f? ihn Unreines mehr in ihm produziert. Mit gekl?ten Beziehungen zu seiner Mitwelt ist diese nicht Last sondern Lust, uns so bleiben auch die Nieren, anders als bei Euphanor, vor ?erlastung durch Steine verschont, ebenso wie der Mastdarm vor H?orrhoiden, weil dieser nicht l?ger mit ganz anderen Problemen der Ausscheidung konfrontiert ist, als denen, die zu beseitigen er von Natur aus bestimmt ist. Eine unbelastete Leber l?t Depressionen gar nicht erst aufkommen, so dass dieser Mensch leicht neue Hoffnungen sch?fen wird, die er so aufrichtig und standhaft vertritt, dass er sein seelisches wie leibliches R?kgrat schont und sich von der b?en Mitwelt im Vertrauen auf seine Lebensbestimmung abgrenzt, wodurch er auch seine Haut vor sozialen wie mikrobiellen Anfeindungen rettet. Er wird dann auch nicht humpeln m?sen wie Nikanor, sondern ins Leben hinausspringen und die Welt bewegen. W?e aber der Leidenskreis nicht nach dem Infarkt mittels apollinischer Methodik durchbrochen worden, m?ste dieser Mensch einknicken, weil er den ihm gem?en Ort in der Gesellschaft nie gefunden hat. So bliebe ihm nur, sich von allem zu l?en, jeden festen Boden unter den schwach gewordenen F?en zu verlieren, um im Kosmos, in der F?le des Daseins, entr?kt und scheinbar verr?kt, nach sch?ferischer Inspiration zu suchen, f? die Geburt in eine neue Existenz, wo wir ihm von Herzen w?schen, dass er sogleich seinen Kopf durchsetzen und Kaufmann werden wird.
Damit ist der idealtypische Durchgang durch die astromedizinische Tabelle an ein Ende und zugleich an einen neuen Anfang zur?kgekehrt, n?lich zum Aszendenten. Der Wert astromedizinischen Interpretierens von Symptomen ist dabei, so hoffe ist, deutlich geworden:
Viele Leiden
lassen sich, begleitend zur schulmedizinischen und naturheilkundlichen
Heilung auf psycho-physischer Ebene, auch hinsichtlich ihrer Erzeugung
aus individuell falschen Denk- und Lebensgewohnheiten analysieren, d.h.
nach apollinischer Logik als gest?te Ausdrucksbewegung. Das
Wiederauftreten von Symptomen oder deren Verschiebung kann vermieden
werden, wenn die dahinter stehende existenzielle Problematik gel?t ist.
Wo seitens der Schulmedizin und Naturheilkunde eine effektive Therapie
nicht oder noch nicht m?lich ist, kann der astromedizinische Zugang die
einzige sich bietende Hilfe sein; diese d?fte in einem solchen Fall
nicht verweigert werden.
3.2. Initiation: Selbstbewegung und erfolgreiches Anfangen
Nicht immer sind existenzielle Probleme so gravierend, dass sie sich bis in den Leib auswirken. Fast alle Menschen jedoch, sogar die ??rlich bestens Etablierten, empfinden ein mehr oder weniger stark nagendes Unbehagen, als ob sie vom Schicksal betrogen worden sind, weil fast jedes zuversichtliche Beginnen fr?er oder sp?er St?faktoren zum Opfer f?lt; dann ist jedes weitere Tun nur Bem?ung, die bestenfalls oberfl?hlich Erfolg bringt, ohne zu gl?kendem Handeln zu finden. Hier kann die apollinisch-astrologische Beratung eine entscheidende prim?e Prophylaxe bieten, um Verk?perungen von Leiden zuvorzukommen.
Vor der inhaltlichen Frage nach der individuell passenden Existenz steht die formale Frage nach dem richtigen Anfangen. Das Wort "Anf?ger" ist meist negativ besetzt: Es meint den im Umgang mit angelerntem Fachwissen zun?hst Unge?ten. Anders als die konservative, mit Regeln und Patentrezepten arbeitende Tradition sieht die griechisch-europ?sche Tradition gerade in einem Anf?ger den Meister des Lebens. Gemeint ist hier die F?igkeit, von selbst, mit sich selbst und auch zusammen mit anderen Menschen etwas anfangen zu k?nen.
Echtes Anfangen ist, wie Platon sagt, ein "selber sich selber Bewegendes", das nicht eine einzige Voraussetzung haben darf; andernfalls w?e es kein Anfangen, sondern nur ein seiner Voraussetzung h?iges Weitermachen. Das Bewegtsein aus sich selber kann nicht gelernt werden, denn jede ??re, ihm fremde Einflussnahme, und sei sie noch so wohlwollend, droht es abw?gen. Einfl?se sind aber nicht vermeidlich, denn in lunarer Hinsicht f?gt das Leben eines Individuums passiv an: gezeugt werden, geboren werden, ern?rt werden, belehrt werden. In apollinischer Hinsicht f?gt das Individuum zugleich von selber aktiv an: sich bewegen wollen, sich ausdr?ken wollen, sich n?ren wollen, sich die Welt erobern wollen. Traumatische Besetzungen k?nen dieses eigene Anfangen zeitlebens verstellen, sogar dann, wenn in der ersten gro?n Jugendliebe das Leben ganz neu und wirklich anfangen will. Platons Wissenschaft vom Eros ist von zeitgen?sischen Mysterienkulten und ihren Initiationsriten inspiriert. Bei Jugendlichen ist nach antiker athenischer P?agogik noch nicht die naturalistische oder gesellschaftlich-funktionale Beziehung zwischen Mann und Frau relevant; es kommt vielmehr zun?hst darauf an, ?erhaupt den Eros zu entdecken und freizusetzen. Nur wer, wie Ganymed, aus sich selber begehren kann, wer sein eigenes und eigenbewegtes Anfangen lieben kann, vermag auch andere Menschen, die Gemeinschaft und den Kosmos so zu lieben, wie diese sich selber bewegen und mit ihnen zu sch?er gemeinsamer Bewegung zu finden, so dass der Beistand guter G?tinnen und G?ter gewiss ist. Solche P?agogik klingt vage und unbestimmt, und sie ist es auch, denn eine fest bestimmte Lehre neigt zum Fremdbestimmen. Was nicht gelehrt und gelernt werden kann, l?t sich dennoch anregen und initiieren. Dazu braucht es eine eigene Sprache, die in der unbestimmt-sch?ferischen Gegenwart des Eros lebenskundig Mantik und Manie, d.h. g?tliches Wahrsagen und krankes Wahnreden, unterscheiden kann und fixierende Suggestionen vermeidet. Damit darf die Geburt auch im apollinischen Sinne beginnen: die Selbstgeburt als Entbindung aus dem Bann von hemmenden Bindungen. Der eigene Anfang ist frei, er kann selbstbestimmt anfangen. Hinweise zu Quellen und Literatur: Was Eros und Initiation im besten Sinne bedeuten, ist im antiken Original dargestellt und methodisch reflektiert im Dialog „Phaidros - oder ?er das Sch?e“ von Platon, die im vorigen Absatz inhaltlich kurz zusammengefassten Ausf?rungen insbesondere in den Abschnitten 244 bis 253. Als
aktueller Versuch eines Neuzugangs zur Antike:
Was Mantik bietet, sei denjenigen unter Ihnen, die wenig von der Antike wissen, an einem Beispiel aus der Betriebswirtschaft nahe gebracht: Einen Gesch?tsplan aufzustellen ist eine Art von Wahrsagen: In den merkurischen Kategorien des Rechnens l?t sich ein Unternehmen vor seiner materiellen Etablierung logisch konzipieren, ideell wahr-sagen und wahr-machen, so zeugungskr?tig ?erzeugend, dass z.B. Kreditverhandlungen mit Banken gut gelingen. Damit das Unternehmen auch weiterhin gl?kt (und die Kredite zur?kzahlen kann), ist es von Vorteil, das gesamte Spektrum sch?ferischer Kategorien kennen zu lernen und anzuwenden, wie es dank der Rekonstruktion antiker Wissenschaftlichkeit heutzutage wieder bereitsteht.
Astrologisches Beraten, das methodisch reflektiert an die griechisch-europ?sche Tradition ankn?ft, bietet in didaktisch aufbereiteter Gestalt allen Interessierten auch initiatorische Hilfe an. Die Astrologie identifiziert das individuelle Anfangen eines Menschen oder eines Unternehmens mit dem Aszendenten seines Geburtshoroskopes. Exemplarisch habe ich dies f? die Geburt dieses Vortrages vor Augen gef?rt, als ich eingangs feststellte, dass dieser Abend, hier und heute, aus dem Sternzeichen Krebs geboren wird. Es war daher sachgem?, zu allererst die G?tin reden zu lassen, nicht irgendeine G?tin, sondern die Mutterg?tin, obwohl diese eher die Welt der Schulwissenschaft er?fnet als die Welt der kategorial m?nlichen Wissenschaften des zeugerischen Ausdrucks. Freilich gibt es unz?lig viele Anf?ge, so viele, wie es Menschen und Naturwesen gibt, ja sogar so viele, wie es Vergegenw?tigungen gibt. Dieser Vielfalt kommt die Astrologie entgegen, indem sie 12 kategoriale Typen von Anf?gen konstituiert, analog zu den 12 Sternzeichen, die in diversifizierter und systematisierter Symbolik die unersch?fliche Vielfalt sich zeitigender Urspr?ge und Ausgestaltungen des Daseins repr?entieren. Bei aller aus praktischen Gr?den zweckm?igen Vereinfachung ist dies keine Vereinheitlichung, weil ja eine bunte Vielfalt von lebendig-sch?ferischen Prinzipien erkennbar bleibt. In solch individualit?snahem Pluralismus unterscheidet sich die Astrologie wesentlich von denjenigen anderen Beratungsverfahren, die mit verallgemeinerten Denkans?zen arbeiten.
Jedem der 12 Typen von Aszendenten ist ein eigener Modus des Anfangens zugeordnet. Ein Aszendent kann entweder verdunkelt gelebt werden, als blo?s Zerrbild seines Wesen, wenn er unbewusst oder verstellt ist, oder in voller Ausdruckskraft erstrahlen, wenn er gut entfaltet ist, was oft erst nach seiner initiatorischen Erl?ung gelingt.
Initiation ist ein Verfahren der Anamnese, des Wiedererinnerns. Auch Psychoanalyse ist ein Verfahren der Anamnese. Entscheidend ist der paradigmatische Unterschied: Initiation erinnert an apollinisch-expressives Bewegenwollen, Psychoanalyse ?licherweise an lunar-impressives Bewegtwerden. So arbeitet die psychoanalytische Anamnese vor allem negative Erinnerungen aus der n?renden und daher tendenziell fesselnden materiellen Welt auf. Die Psychoanalyse befreit von etwas, die Initiation jedoch befreit zu etwas:
In der Entbindung von der m?terlich n?renden Welt des Uterus geht eine neue Welt auf: eine verhei?ngsvolle Welt, die anregt, sie wahrzunehmen, in sie hinauszuziehen, sich in ihr zum Ausdruck zu bringen, etwas in ihr anzufangen und zu unternehmen. Initiation als solche ruft in mantischer Sprache oder mit Ritualen positive Erinnerungen an Welten des T?igseins wach und stellt Lebenskunde als Schl?sel bereit, der den Eingang (lat. initium) ?fnet.
Astrologische Initiation weckt, indem sie zum Himmel blickt, Urerinnerungen und setzt ihnen entsprechende prim?e kategoriale Bewegungen frei, von denen mindestens diese drei differenzierbar sind: die er?fnend entbindende, die kosmisch dramaturgisierende und die anfangstypologisch orientierende: - Der Blick in die Weite des Himmels ist eine Er?fnungsbewegung, die den Geburtsvorgang rituell wiederholt: Angesichts der Pracht und Grenzenlosigkeit des Alls erscheinen materielle Notwendigkeiten, obgleich sie mit behaglichen Gef?len der Geborgenheit assoziiert sein m?en, als kleinliche N?igungen und werden nichtig. Das Begehren nach Entbindung kommt auf, das Denken wagt sich aus der Enge, und dem Wahrnehmen wachsen Fl?el, die unz?lige Optionen erreichbar sein lassen. - Der Blick auf den Wandel und die Wandlung der Gestirne ist eine dramaturgisierende Bewegung, die Fixierungen auf ein generalisiertes Weltbild als ideelles Sublimat materieller Fesselungen entlarvt, also die Welten entbindet und den Kosmos als lebendig sch?ferisches Wesen erkennt: Wo Galaxien einander begegnen, wo Sonnen sich zeugen und geb?en, obwaltet kein statisches Dasein und auch kein ?es Getriebe, sondern da zeitigt sich ewiges Werden. Das All wird zur wechselvollen B?ne, die Erde zum bunten Marktplatz, und beide laden ein, mitzuspielen und mitzubieten. - Der Blick zum Aszendenten ist eine sich an dessen Anfangstypus Orientierung schaffende, sich solcherma?n apriorisch bestimmende und definierende Bewegung des Sich-Ausrichtens auf das jeweils optimale Auftreten und auf die ihm spezifische Welt: Wem geht welche Welt auf? Wo ist der individuell beste Eingang in sie? Welcher Schl?sel ?fnet ihn? Die himmlischen "Archai", ein griechisches Wort, das zugleich "Anf?ge" und "Herrschaften" (das sind die G?tinnen und G?ter ebenso wie ihre Reiche) bedeutet, sind Paradigmen f? die irdischen Archai, seien es geographische Regionen, K?ige, Staaten, gemeinschaftliche Projekte oder Wirkungskreise einzelner Menschen. Der Aszendent als zeit- und ortsspezifisch wandernder Stundenzeiger setzt jeweils einen Wirkungskreis in Akt, der von derjenigen G?tin oder demjenigen Gott bestimmt ist, die oder der jene angezeigte Region des Zodiaks regiert. In apollinischer Hinsicht ist somit jeder einzelne Mensch aus einer Gottheit geboren, von dieser beg?ert und bevollm?htigt, in ihrem Reich als Prinzessin oder Prinz stellvertretend zu wirken.
Im Unterschied zu lunar einflussnehmender Fremdbestimmung regt der herausfordernde Impuls der apollinischen Initiation das jedem Menschen anders zu eigene Vernehmen seiner selbst und des ihm individuell korrelierenden Weltentwurfes an. Mantisches Sprechen ruft im einzelnen Menschen seine jeweilige himmlische Herkunft und Beg?erung wach, setzt seine ureigene, in sich stimmige Lebensbewegung frei. Aus ihr kann er seinen eigenen Logos finden, seine stimmige Sprache, die sich selber vertrauend wohlwollend antwortendes Vertrauen erregt. Damit ist ein gutes Sich-Verb?den gestiftet, ein gesellschaftliches Zusammenfinden, das im Werden des Kosmos ein Vorbild hat, wie es Platon im Timaios-Dialog (32b/c) vom Weltenleib sagt, der sich aus den vier an sich eigenwilligen und gegeneinander zun?hst streitlustigen Elementarprinzipien (Feuer, Luft, Wasser, Erde) komponiere: "Aus diesen der Zahl nach Vieren ist der Leib des Alls geworden, durch wechselseitige Ansprache (Analogie) zur gemeinsamen Sprache (Homologie) findend und hieraus Freundschaft haltend." Befreit vom Frust der Entfremdung haben Elemente wie Menschen Neid nicht n?ig; sie verm?en - ohne Kommando eines F?rers, sondern sich selber einander mitteilend - sich zu einer gro?n, ausgewogen sch?en Bewegung zu versammeln, in der ihr je eigenes wie das gemeinsame Wirken in guter Entfaltung gegenw?tig ist und gl?kt.
Ganymed, mit Erde und Himmel in lustvoll produktivem Einvernehmen, kommt ganz von selber auf seinen Anfang. Welchen Aszendenten mag Ganymed haben? Er findet in Zeus (Jupiter) seinen himmlischen Vater, den Gott, der das Sternzeichen des Sch?zen regiert. Also darf und soll der Hirtenknabe - wie sein olympischer M?en - von hoher Warte g?ig ordnend auf die Erde blicken und aus ihren Fr?hten Weisheit ziehen. Aus wohlgereifter Lebenskunde sch?fend wird er seine G?er optimal verwalten. Dankbarkeit und Gunst sind ihm treu, weil er wie Zeus auf seinen festlichen Empf?gen in seinen G?ten olympisch klugen Frohsinn weckt.
Nehmen wir nun an, auch der Sklavenknabe sei mit einem Sch?ze-Aszendenten geboren. Eine missg?stige Sozialisation versperrt ihm den Weg zu Jupiters Beistand. Statt des Adlers kommt der Geier und verschleppt ihn in den Sumpf. Dort ist Lebenskunde nicht gefragt; in seiner Urbegabung kaum gef?dert degeneriert er zur Karikatur eines Weisen, zum Besserwisser, der seine Mitwelt mit Kakophonien besudelt und deprimierende Gegenreaktionen zeugt.
Frau Luna h?t f? den Sklavenknaben ein Antidepressivum bereit und sogar eine Kur. Solch matriarchale Hilfe mag als Rettung aus akuter Not unentbehrlich sein; doch wissen wir ja, was Frau Luna dem Kurgast in Bad T?z antat: Sie schickte ihn wieder an seinen alten Arbeitsplatz zur?k, und dort war er und wurde er wieder ganz der Alte: Abh?gig wie ein Sklave, wie ein Ungeborener, h?gt er noch immer an der materiellen Nabelschnur, die ihn versorgt, vor allem mit Sorgen, weil er seine wahre Heilung nicht findet - eine Trag?ie, ein Bocksgesang. G?nen wir dem Sklavenknaben nun endlich die Heilung, inszenieren wir eine apollinische Kur!
Auch Zeus kann an einem Kurort anwesend sein, obgleich er dort meist vergeblich auf ein Fl?enspiel wartet; so muss denn die Initiative von ihm selber ausgehen, sehr schmerzlich wohl, doch l?end und befreiend: Im Parkcaf?erklingt das Kurkonzert, zun?hst ein Vorspiel vielleicht, und dann in D-Dur taktvoll sich anhebend das Konzert f? Violine und Orchester, das Opus 61 von Ludwig van Beethoven, dessen Sch?zesonne einen Sch?ze-Aszendenten auftauen kann, ihn unabweisbar anr?ren muss und ihn wieder zu erwecken versteht: Die Trag?ie, der Bocksgesang, findet Ausdruck, eine apollinische Geburt bereitet sich vor: "Wie Niobe bin ich zum weinenden Felsen erstarrt, weil ich die vielen B?ke, die ich geschossen habe, f? gr?er glaubte als die K?ste der Artemis, der Tochter von Leto und Zeus. Wie kann man auch ein guter Sch?ze werden wie Apolls Schwester, wenn man nie einen Bock auf etwas hat! Aber ist das auch wahr? Als Kind habe ich J?er bewundert, blies wie sie in mein Spielzeughorn, doch das st?te die Ruhe, das durfte nicht sein. Buchhalter musste ich werden, das sei etwas Solides, redete man mir ein. Schon bald wurde gegen mich intrigiert, ein Sch?zenj?er sei ich und ein neunmalkluger Spr?heklopfer, dabei habe ich doch nur die gef?schten Bilanzen aufgedeckt, und wie ein Bock wurde ich abgeschossen. Ich wanderte aus, wurde Gehilfe bei einem G?tner, war so richtig bodenst?dig, mal ein bockiger, mal ein rasender Bock. Bei der M?labfuhr bin ich gelandet, dann beim Psychiater und zuletzt hier in der Kur. Und kein Schaf will mich mehr haben. Kann man den Bock von den Schafen trennen? Ach ja, das ist es! Vielleicht sollte ich mir selber nachjagen, zu mir selber finden, ich sp?e es, das Konzert baut Kraft in mir auf, st?t durch Nebelgr?de vor in ?pige W?der und hinauf auf sonnige H?el. Nicht dass ich Forstarbeiter werden m?hte, aber es w?e ein erster Schritt, ja, irgendein Revier ?erblicken, es weise verwalten - da k?nte ich sogar nebenbei die Buchhaltung machen, wenn mir Artemis, ich wollte sagen, wenn mir eine F?sterin bei dem schlimmsten Zahlenkram hilft."
Was hier geschah, l?st sich in astrologischen Kategorien so ausdr?ken: Der buchhalterische Herbstmerkur und die das Pflanzenwachstum n?rende Fr?lingsvenus waren, obgleich an sich im ?onomischen Gesamtzusammenhang unentbehrlich, f? den Sklavenknaben falsche G?ter und daher schlechte kosmische Stiefeltern. In Jupiter fand er seine ihm gem?e Herkunft und das zu ihm passende Anfangen und Auftreten, das ihm das Tor zur Geburt als freier Mensch ?fnet. Transzendentalphilosophisch gesagt: Bilanzieren oder Aufbauen sind nicht f? jeden Menschen die optimalen Denkans?ze, die speziell ihm den meisten Erfolg bringen.
Wer mit einem Widderaszendenten geboren ist, will Tochter oder Sohn des Mars sein. Das unerl?te Marskind (es kann auch viele Jahrzehnte alt sein!) wird zwischen anerzogener Anpassung und irrationaler aggressiver Impulsivit? hin- und herpendeln: W?rend der Arbeit tut es treu seinen Dienst, aber dann setzt es sich ans Steuer des Autos und gibt hektisch Gas, um sogleich wieder eine Vollbremsung hinlegen zu m?sen. Welch ein Verschlei?an Benzin, Bremsbel?en und Nervenkraft! Welch hitzige Fiebrigkeit! Die Gefahr wiederholter fiebriger Erkrankungen, mittels derer sich der gekr?kte Mars unverkennbar zu Wort meldet, l?t sich vermeiden:
Die astrologische Initiation zeigt dem Marskind, dass es ein solches ist und sein soll; g?nt es sich selber, wie Mars als Fahnentr?er f? eine neue Idee kraftvoll voran zu marschieren, dann ist ihm dies auch gerne verg?nt: Viele Mitmenschen sind ihm sogar dankbar, ja warten insgeheim nur darauf, von ihm einen Kick zu kriegen, aus der Tr?heit aufger?telt und mit dem Eros des Fr?lings befruchtet zu werden. H?figer Streit ist f? ein Marskind ohnehin nicht zu vermeiden, aber als ein erl?tes Marskind wird es zum gemeinsamen Vorteil ?erzeugend auftreten k?nen. Der Kleinkrieg auf der Stra? oder die Fieberanf?le sind dann pass?
Das Marskind wird sich vielleicht kriegsl?tern streitend gegen die Beratung wehren: "Ich will meine Ruhe, was reden Sie mir da ein, ich bin ein friedliebender Mensch, ich tue keiner Fliege etwas zuleide..." Heftige Abwehr gegen eine initiatorische Beratung ist das gesunde Anzeichen eines heftigen Begehrens nach Befreiung zum wahren eigenen Wesen, das sich - nach oft langer Fremd- und Selbstunterdr?kung - zun?hst noch nicht traut, sich als sein eigenes Eigentum anzunehmen. Mit einf?lsamem Verst?dnis und geschicktem Nachdruck gilt es, ?gste zu durchsto?n, Fesseln zu zerrei?n, anerzogene Mauern zu sprengen, so wie ja auch seinerzeit das Kind die Fruchtblase sprengen musste oder das K?en die Eischale.
Zwischen dem Sch?zen als dem Reich des Jupiter und dem Widder als dem Reich des Mars, zwischen retrospektiver Weisheitsliebe und feurigem Pioniergeist, gehen nacheinander die Reiche des Saturn (Steinbock), des Uranus (Wassermann) und des Neptun (Fische) auf. Ihr elementarer Kontrast und ihr logischer Zusammenhalt offenbaren kosmopolitischen Sinn:
Die Saturnkinder finden ihr Tor zu gl?kendem Handeln am besten in einem n?hternen Auftreten, das nur die allern?igsten Strukturen ihres Vorhabens als feste materielle Grundlage kristallklar vor Augen stellt. Die urspr?gliche Lebensbewegung im winterlichen Reich des Steinbocks ist dem Wesen nach ein Beharren, das im sozialen, arbeitsteiligen Kontext ebenso wichtig ist wie das Knochenger?t im Organismus. Der verletzte Steinbockaszendent verh?tet sich und seine Mitmenschen mit Geiz und Rechthaberei, der erleuchtete Steinbockaszendent l?t das Licht der Erkenntnis wie ein Brillant in bunten Regenbogenfarben glitzern.
Der Wassermann-Aszendent bringt wie ein Wintersturm Tauwetter, das neue Beweglichkeit im Erstarrten weckt. Ist ihm das versagt, drohen innere Unruhe, Nervosit? und Schlaflosigkeit. Eine astromedizinische Beratung k?nte dem gebannten Uranuskind z.B. nahe legen, sich als Vorturner im Sportverein oder gleich hauptberuflich als Rehabilitationstherapeut zu bet?igen, was zugleich heilsam f? die verkn?herte Mitwelt ist.
Der Fische-Aszendent blickt wie mit einem Weitwinkelobjektiv in die fernsten Regionen des Kosmos und verschm?t konkrete Details. Das Neptunkind wird deshalb oft wegen seines vertr?mten, scheinbar weltfremden Auftretens zu mehr "Realit?sn?e" ermahnt. Irgendwann aber sind seine von konservativen Schultraditionen fixierten Erzieher am Ende, n?lich in jenen Situationen, wo alles Verl?sliche zerf?lt und herk?mliches Wissen nur mehr Schnee von gestern ist. Neptun hat das heilige Recht, die feste Erde zu ersch?tern, weil er zugleich kreativ ist. In haltloser Ungewissheit ist nur eines realistisch: sich unbefangen der Inspiration zu ?fnen, so viele Ideen wie irgend m?lich aus der F?le der Ewigkeit zu sch?fen, wenigstens in nebul?er Gestalt. Inspiration und Innovation bergen h?hste ?onomische Potenz, die es in der Beratung zu erkennen und in ihrem Marktwert zu entwickeln gilt.
Eine potente Idee aufzugreifen und kraftvoll in die Welt zu setzen - das ist dann die Aufgabe des Mars (Widderaszendent), daf? die materielle Nahrung herbeizulocken gelingt am besten der Fr?lingsvenus (Stieraszendent), und daf? emsig werben kann am besten der Fr?lingsmerkur (Zwillingsaszendent). Damit vollendet sich der Kreis des Zodiak, den ich eingangs beim r?rig-flei?gen Mondzeichen (Krebsaszendent) habe beginnen lassen.
Nach der gelungenen Initiation, die den Aszendenten apollinisch erhellen und erl?en geholfen hat, ist nunmehr der Weg frei zum Ausgestalten eines unverwechselbar einmaligen Wesens, d.h. zur Individuation.
3.3. Individuation: Gestalten gl?kenden Daseins
Hat die Initiation die je eigene urspr?gliche Lebensbewegung wiedererweckt und damit das Tor zur individuell optimalen Existenz ge?fnet, gilt es, diese Existenz differenziert als Modell zu erarbeiten und lebenspraktisch zu etablieren. Weil es dabei um den jeweiligen Einzelmenschen geht, ist eine typologisierende Darstellungsweise wie zuvor bei der Initiation nicht m?lich; Individuation kann nur in der Einzelberatung erarbeitet werden. Daher beschr?ke ich mich hier auf einige inhaltliche und methodische Hinweise:
Wo kann der kosmische Urahn, die Herrscherin oder der Herrscher des Aszendenten, der Stern der Geburt, am besten Fu?im Dasein fassen, wie am besten darin einen Br?kenkopf errichten? Der astrologische Blick auf das Geburtshoroskop beantwortet diese ersten individuatorischen Fragen anhand der Stellung des Herrschers des Aszendenten im H?sersystem und im Tierkreis.
Kann ein bestimmter einzelner Mensch z.B. eher als Leiter von Gruppen oder eher f? sich allein an einem vertrauten Ort seine Geistesgaben entfalten? Diese zentrale Frage der Individuation l?st sich anhand der Uhrzeit der Geburt ermitteln: Die strahlende, aufsteigende Vormittagssonne wird Gruppen von Menschen ?erzeugend f?ren k?nen, ohne notwendig allzu viel angelerntes Wissen mitbringen zu m?sen; wer dagegen am sp?eren Abend geboren ist, bet?igt sich am besten in Berufen, die Flei? Hingabe und k?stlerische F?igkeiten erfordern.
In ?nlicher Weise interpretiert die astrologische Individuationsberatung auch die weiteren Gestirne des Sonnensystems, jeweils einzeln f? sich, dann gem? ihrer Stellung in den Sternzeichen und Horoskoph?sern und schlie?ich in ihrem Zusammenspiel. So erm?licht es die gro? Anzahl typologischer Einzelfaktoren, f? jeden Menschen ein eigenes, nur f? ihn g?tiges Charaktermodell zu entwickeln, das Geburtshoroskop, das auch Radix, die Wurzel, genannt wird. Es hilft, die unterschiedlichen Potentiale zu erkennen, zu gestalten und auf individuell gem?e Weise und am individuell gem?en Ort einzusetzen. Somit k?nen Ratsuchende ihre Erfolgsf?igkeit optimieren, was dann auch ihrer Gesundheit zugute kommt.
Das statische
Gepr?e, das einem ideellen Modell, wie es ein Radixhoroskop ist,
anhaften kann, l?st sich von zwei Seiten her vermeiden:
Im Unterschied zur psychologischen Beratung ist astrologisches Beraten, rein methodisch gesehen, ein deduktives Verfahren, d.h. es arbeitet - ausschlie?ich im Blick auf die Gestirnsst?de - logisch schlussfolgernd, entwerfend und gestaltend - auch noch bei der ausf?rlichen Interpretation des Geburtshoroskopes und bei der sog. Prognose. Das Deuten hat in der seri?en Astrologie, wie schon gesagt, nichts mit fatalistischer Verordnung oder Vorausschau zu tun, sondern es ist vielmehr ein erweitertes Erkenntnis- und Planungsverfahren. Es kann Chancen erschlie?n, die dem sinnlichen Wahrnehmen (dem im naiven Sinne “realistischen” Blick) nicht zug?glich sind; und es kann abgr?dig intrigierende Schicksals- und Beziehungsdramatiken in die Logik des klaren Verstandes mit aufnehmen, die dem ?lichen regulativen Schul- und Betriebwissen als unvern?ftig erscheinen oder diesem gar nicht bekannt sind. Im individuellen Beratungsgespr?h wird die rein deduktive Methodik allerdings selten befriedigen. Nach einem vorl?figen Abschluss der Deutungen ist es angebracht, dass die Klientinnen und Klienten selber ausf?rlich zu Wort kommen und ihre faktische Lebenslage darlegen. Es baut sich somit ein Spannungsfeld zwischen dem astrologischen Ideal und den aktuellen Lebensverh?tnissen auf, wie sie in der allt?lichen Erfahrung gegeben sind. Dieses Spannungsfeld ist - vor allem in seiner Widerspr?hlichkeit - sehr fruchtbar: Da ja im Laufe des Gespr?hs immer mehr die von der Horoskopdeutung bereitgestellten astrologischen Kategorien erstarken, tritt die faktische Lebenslage zunehmend in ein neues Licht, so dass sich die Erscheinungsweise der zuvor vielleicht scheinbar harten Fakten, der zuvor vielleicht scheinbar brutalen “Realit?” wandelt. Wer sich seines eigentlich eigenen Charakters bewusst wird, vermag auch Situationen und Gegebenheiten anders einzusch?zen und zu gewichten - nunmehr seiner selbst gem?. Damit ist neue Souver?it? im Wahrnehmen und Handeln er?fnet: Die Leid verursachenden, weil vielleicht schon unter Leiden anerzogenen alten Kategorien sind nach der Beratung wenigstens teilweise ersetzt durch diejenigen Kategorien, die den einzelnen Klientinnen und Klienten, ihren individuellen Geburtshoroskopen zufolge, wesensm?ig eigen sind.
Nachwort: Gesundheitspolitische Desiderate
Philosophisch reflektierte Astrologie und apollinische Astromedizin implizieren das Spannungsfeld zwischen Ich und Gemeinschaft, d.h. sie verweisen auf politische Fragen in weitestem Sinne, wie etwa auf die Diskrepanz von individueller Vernunft und erlernter kollektiver Vernunft. Erst im gesellschaftlichen Engagement tun sich Chancen auf, um gegen?er der eingefahrenen konservativen Tradition und ihrer herrschaftsideologischen Verallgemeinerungsvernunft dem Individudallogos wieder zu seinem Recht zu verhelfen. Angeblich allgemeing?tige Patentrezepte m?en einen Menschen oder ein Unternehmen teilweise sehr erfolgreich machen. Ein gl?kendes Leben oder ein gl?kendes wirtschaftliches T?igsein, das sich z.B. in geringer Personalfluktuation und in einem niedrigen Krankenstand offenbart, wird jedoch nur gelingen, wenn der Mensch oder das Unternehmen seinen eigenen Logos, d.h. seine individuelle Logik, Wahrnehmung und Handlungsweise findet. Sich auf diese Suche zu begeben hei?, Wahrheit wieder zu einem lebendigen Wesen erl?en und im Vollsinne wissenschaftlich - Wissen schaffend und erschaffend - zu handeln. Urbild ist die antik-europ?sche Tradition des Olymp mit ihrem sch?ferischen Beratungswesen, aus dem Selbstverh?tnisse und Gemeinschaftsverh?tnisse in bunter Rede und Gegenrede zur Offenbarung und gesunden Integration finden. Denn nur der gesunde Einzelmensch kann der Gemeinschaft sein Bestes geben.
Apollinisch-astrologische Beratung hilft den Klientinnen und Klienten, ihre je eigene Vernunft zu vernehmen, sie von den Vernunftweisen ihrer Mitmenschen zu unterscheiden und - nicht trotzdem, sondern gerade deswegen - mit diesen ins gute Verh?tnis zu bringen. In der Einzelberatung gilt es, der Seele den Dialog mit sich selber zu erm?lichen, in der Gesch?ts- und Partnerschaftsberatung dar?er hinaus den Dialog mit den Mitmenschen und dem sozio-?onomischen Wirkungskreis zu er?fnen, was jeweils ein individuelles und oft sehr aufwendiges Forschen erfordert.
Auch heute noch nimmt das Gesellschaftssystem wenig R?ksicht auf die Vielfalt der Charaktere, so z.B., wie ich von Klienten wei? bisweilen die Arbeits?ter. Da hat jemand einen unpassenden Beruf erlernt, aber die Beh?de nagelt den Menschen an dieser sog. "Qualifikation" fest, weil sie “gebraucht” wird. So werden Frustrationen provoziert; daraus resultieren Mobbing, alsbaldige K?digungen und schlie?ich ernste Erkrankungen, mitsamt den resultierenden Milliardenkosten. Was kann es politisch bringen, die "Arbeitslosigkeit zu bek?pfen" (so lautet eine verkrampfte Parole), wenn es viele Menschen gibt, die zu sklavischer Arbeit gar nicht geboren sind? Ist ?erhaupt jemand zur Sklavenarbeit geboren? Eigentlich nicht, denn auch ein opferbereiter Mensch kann sich entfalten, zumindest steht ihm ein guter Lohn zu. Das Helfersyndrom wird ja deshalb pathologisiert, weil es der undankbaren Gier zum Opfer f?lt, die sein krankes Pendant ist, dem das ausgewogene Geben und Nehmen in umgekehrter Weise fehlt. Wer das traditionelle technokratische Getriebe nicht ertr?t, ist gewiss kein fauler Mensch, wie konservativ-spie??gerliche Kritik es oft unterstellt. Der brutale Versuch, Arbeitnehmern die Lohnfortzahlung bei Krankheit zu k?zen, ist mittlerweile wenigstens in Deutschland wieder vom Tisch. Um so notwendiger w?e eine echte Gesundheitsreform, die nicht vom Ungeist der apparativen und Kosten verwaltenden Technokratie gepr?t ist, sondern sich aus sch?ferischem, olympischem Geist zeugt.
Astrologie, wie sie in den Massenmedien erscheint, hat meist nicht mehr als Vergn?ungswert. Qualifizierte Astrologie, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in verschiedenen Schulen von meist psychologischer Ausrichtung wieder auf hohem Niveau etabliert hat, wendet sich vor allem einzelnen Ratsuchenden zu, unter denen sich sehr viele k?stlerisch, wissenschaftlich und unternehmerisch T?ige befinden. Astrologie als kosmopolitische Wissenschaft, die f? gr?ere Unternehmen, gesellschaftlich tragende Institutionen und die Kultur insgesamt von Vorteil sein k?nte, hat bislang allenfalls den Entwicklungsstand von Projekten.
Apollische Astromedizin ist Zeugnis eines antiken Paradigmas von Wissenschaftlichkeit. Die Wiedererweckung ihrer expressiven Therapeutik wird f? Kranke und ?zte als Erg?zung und Alternative zu g?gigen, Einfluss nehmenden Heilverfahren von Interesse sein. Politisch Verantwortliche, wie z.B. p?agogisch T?ige oder Leiter von Beh?den, Unternehmen und Krankenversicherungen, finden hier Anregungen zu einer neuen, von alter europ?scher Wissenschaftstradition angelegten, naturgem?en Humanit?, deren Logik Lebenslust ist - also sch?es und effektives Wirtschaften bei geringen Kosten. Ich w?de mich freuen, wenn es mir gelungen ist, zu weiteren Forschungen zu ermutigen.
Herzliche Gr?e und alles Gute f? Sie! Wolfgang Stallbaum
(C) 1999 Wolfgang Stallbaum |
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