Bild
Werkzeuge des Erfolgs


Home          Astromedizin          Werkzeuge des Erfolgs          Aktuelles          Impressum
Home

Astromedizin

Werkezuge des Erfolgs

Aktuelles

Impressum


Für unternehmungslustige Menschen und solche, die es werden wollen:


Werkzeuge des Erfolgs


Astrologie als Lebenseröffnung aus Ursprüngen europäischer Kultur



Manuskript eines Vortrages von

Wolfgang Stallbaum




Der Inhalt im Überblick:

Einleitung: Erfolg und Leid haben eine lange Geschichte.

1. Astrologie und Wahr-Sagen: Methodik, Möglichkeiten und Grenzen.

2. Moderne Erfolgstechnik: Jules Verne und der Mondflug. Der Betriebsplan.

Kritisches Instrumentarium: die "Brainsoftware" (Transzendentalphilosophie).

3. Das Zeitigen der Zeit: funktionaler Zeit-Punkt und schöpferische Ewigkeit

als Beispiel für den Unterschied von neuzeitlicher und antiker Wissenschaft.

4. Antike Erfolgsmethodik: Hesiods erotisches Drama von Erde und Himmel.

Rekonstruktion der europäischen Kulturidee und ihres technizistischen Verfalls:

Das Anfangen: generative Logik. Das Imperium: einheitliche Regelung.

Ausblick: Desiderat einer neuen wissenschaftlichen Begründung der Astrologie.




Einleitung: Erfolg und Leid haben eine lange Geschichte.


Es zeigt sich immer wieder, daß manche Lebenslasten nur schwer zu überwinden sind und daß kaum jemand helfen kann. Nun behaupten ja einige Leute, der einzelne Mensch sei selber an seinem jeweiligen Glück oder Unglück schuld. Andere meinen, die Sterne seien schuld, oder die politischen Umstände oder die Biographie. An allen diesen Auffassungen ist gewiß etwas dran. Darüber hinaus gibt es für das Schicksal weitere, sehr tiefliegende, verborgene Ursachen, die sich aus der europäischen Kulturgeschichte erhellen lassen. Von kulturellen Rahmenbedingungen hängt das Schicksal einzelner Menschen mit ab, aber auch die Astrologie ist davon betroffen, z.B. das Verständnis astrologischer Aussagen. Unsere europäische Kultur ist immerhin eine der erfolgreichsten Kulturen, die es je gegeben hat, zumindest insofern, als sie heutzutage überall auf dem Globus nachgeahmt wird. Die europäische Kultur ist aber auch eine der verhängnisvollsten, so daß Kritik am Platz ist.


Mit dieser Themenstellung hoffe ich, unterschiedlichen Erwartungen zu entsprechen: Sei es, daß Sie mehr über die Astrologie und das Wahrsagen wissen wollen, sei es, daß Sie Ihr Horoskop besser verstehen wollen, sei es, daß Sie verborgene kulturelle Einflüsse aufgedeckt sehen möchten oder sei es ganz einfach, daß Sie Ihr Leben besser gestalten wollen.


Für die Astrologie-Kenner unter Ihnen sei vorweg gesagt: Es geht um Fragen des 12. Horoskophauses, das die sogenannten heimlichen Feinde anzeigt. Diese Feinde sind keine Personen, sondern Traditionen, eingefahrene Gewohnheiten aus der kollektiven Vergangenheit. Das 12. Haus befindet sich im Horoskopkreis unmittelbar oberhalb des Aszendenten, des Geburtspunktes. Die leibliche Geburt ist heute nur noch selten ein Problem, schwieriger ist die geistig-existenzielle Geburt; diese existenzielle Geburt heißt: das Erkennen und praktische Verwirklichen unseres wahren Ichs.


Solche Entdeckungen werden für Sie zumindest eine Erleichterung sein; darüber hinaus hoffe ich, Ihnen noch weit mehr mitteilen zu können: nämlich Impulse zu einem neuen Anfang, zu einer Eröffnung eines erfolgreicheren, insbesondere eines sinnvolleren Lebens und glücklicheren Schaffens. Die Astrologie soll dabei ein hilfreiches Werkzeug sein.




1. Astrologie und Wahr-Sagen: Methodik, Möglichkeiten und Grenzen.


Astrologie hat etwa mit "Wahr-Sagen" zu tun. Was heißt das?


Die am meisten an mich gestellten Fragen betreffen Partnerschaften, die Gesundheit und das Geld. Sie lauten etwa: Wann finde ich wieder einen Partner? Ist dieser oder jener neue Bekannte der richtige Partner für mich? Wann wird es gesundheitlich, wann finanziell wieder besser gehen?


Es gibt zwei Arten von Astrologie: die Einfachastrologie und das individuelle Horoskop.


Die Einfach-Astrologie nach Sonnenstand:


(Abb. 1: "Höhepunkte"/Sternzeichen)


- Tierkreis als logische Ableitung aus Prinzipien (4 Elemente, 3 Modi der Entfaltung);

- Tierkreis als Abstraktion (Induktion) aus dem Jahresablauf.

Der Tierkreis ist eine Skala, wobei der Anfangspunkt der Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche entspricht; dieser Punkt heißt 0 Grad Widder.


Einfach-Horoskope berücksichtigen nur den jahreszeitlich fortschreitenden Stand der Sonne vor dem Himmelshintergrund bei der Geburt eines Menschen; für die Prognose werden zusätzlich die aktuell laufenden Planeten im Verhältnis zur Geburtssonne berücksichtigt.


Derartige Einfach-Horoskope, die Sie aus den Massenmedien kennen, sind im besten Fall, wenn sie aktuell und soweit möglich methodisch korrekt verfaßt sind, zu Meditationszwecken hilfreich. Im weniger günstigen Fall sind es nur veraltete Abschriften, oder im schlechtesten Fall nicht einmal Horoskope, sondern nur banale Alltagstips. Zwischen einem individuellen (vollständigen) Horoskop und den schlechtesten Illustriertenhoroskopen ist der Unterschied etwa so groß wie zwischen einer individuellen ärztlichen Diagnose und einem Groschenheft mit einem Arztroman.


Das individuelle Horoskop:


Wenn im folgenden von Horoskopen die Rede ist, dann meine ich damit individuelle, persönliche Horoskope. Diese werden anhand von drei Daten errechnet: Geburtsdatum, Geburtsort und Geburtszeit.


(Abbildung 2: Aszendent/Geburt)


Nur mit allen diesen Daten läßt sich ein vollständiges und genaues Abbild des Sternenhimmels mit allen Planeten, mit dem Aszendenten und dem sog. Häusersystem zur Uhrzeit der Geburt eines Menschen erstellen, das dann als Symbolgestalt eines unverwechselbaren Einzelcharakters interpretiert wird. Der einzelne Mensch, seine Seele, wird aufgefaßt als Teil einer Weltseele, wie sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort in Gestalt der Planetenverhältnisse präsentiert; die Astrologie geht aufgrund jahrtausendealter Erfahrung davon aus, daß der Zeitcharakter eine spezifische Bedeutung für den Menschen hat, der als Individuum zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geboren wird.



Sinn, Möglichkeiten und Grenzen astrologischen "Wahr-Sagens":


Auch das beste Horoskop nützt nur wenig, wenn sein Sinn und seine Möglichkeiten nicht bekannt sind. Nehmen wir einmal an, jemand lese sein Horoskop auf folgende Weise, wie mit dem Rotstift in der Hand: Satz für Satz für Satz vorgehend merkt der Leser an: "Das stimmt! Das stimmt auch! Nun, dies hier jedoch, das stimmt ganz und gar nicht!" Und schließlich wird der Horoskoptext mit dem Resumee: "Nun ja, alles kann die Astrologie nicht wissen, aber vieles ist ja richtig und ganz interessant" wieder zur Seite gelegt.


Wenn bei einem Kunden alte aggressive Potentiale z.B. gegen ehemalige allzu strenge Lehrkräfte noch immer als steinerne Last das Herz schwer machen, dann hilft es schon ein wenig weiter, wenn der Astrologe sich hier spielerisch in die Rolle eines Durchschnittsschülers versetzen läßt, um den Kunden auf diese Weise gleichsam zur machtvollen, zensierenden Lehrkraft zu "befördern". Das Selbstbewußtsein des Kunden - seinerzeit angeknackst - kann dann wieder Raum gewinnen.


Ein solches Rollenspiel ist aber eher ein Nebengleis der Astrologie, zumal solche Seelenreinigungen heute eher in das Fachgebiet der modernen Psychologie gehören. Die Astrologie ist zwar auch eine Art von Psychologie, aber keine solche, die anhand von Befragungen und Innenschau mit dem Kunden arbeitet, d.h. empirisch arbeitet, mit sinnlichen Daten. Die Astrologie ist vielmehr eine Psychologie, die, wie gesagt, das Verhältnis von kollektiver Seele und Einzelseele ermittelt, wobei aus dem Horoskop in logischer Weise (deduktiv) Schlüsse gezogen werden. Methodisch streng genommen ist es nicht erforderlich, vom Kunden außer den o.g. Daten etwas zu wissen, wenn das Horoskop erstellt wird.


Ob die gezeigte Lektüre mit dem Rotstift den eigentlichen Wert des Horoskopes ausschöpft oder nicht, hängt davon ab, was dieser Kunde meint, wenn er sagt, etwas stimme oder stimme nicht. Ein Horoskop ist kein Bildschirm, auf dem sich wie auf einer Überwachungsanlage beobachten läßt, was ein Mensch konkret tut oder was ihm zustoßen oder gelingen wird.


(Abbildung 3: Transit-Horoskop / Prognose (aktuelle Planeten bzgl. Geburtshoroskop)


Was sehen Sie in den Graphiken? Planetensymbole an bestimmten Stellen, aber keine Fakten aus dem Alltagsleben eines Menschen! Was heißt also "Wahr-Sagen"?


Vor Gericht die Wahrheit zu sagen bedeutet etwas anderes, als wenn das Horoskop etwas über Ihr wahres Ich sagt. Das Gericht prüft Fakten, das Horoskop jedoch soll helfen, Fakten so zu erschaffen und Ihr Leben so einzurichten, wie es Ihnen gemäß ist. Das Horoskop soll helfen "wahrhaftig" und wirklich zu leben, statt nur dahinzuvegetieren. Wahrheit bedeutet in der Astrologie, den Inbegriff eines individuellen Lebens zu entwickeln. Werden jedoch faktische Wahrheit und Inbegriffswahrheit gedankenlos vermischt, haben wir es mit Wahrsagerei zu tun.




Das Problem falscher astrologischer Aussagen:


Was heißt es, wenn die Aussagen Ihres Horoskopes im faktischen Sinne falsch sind? Es kann mehrerlei heißen:


1) Es handelt sich um einen Horoskoptext, der aus didaktischen Gründen leicht verständlich sein will und mit anschaulichen Beispielen arbeitet, die nicht wörtlich, sondern sinngemäß (abstrakt) verstanden sein wollen. Umgekehrt wirkt ein abstrakter Text auf den Kunden vielleicht zu weltfremd, besonders dann, wenn er in eine aktuelle Notlage verwickelt ist.


2) Computer-Horoskope können sehr ausführlich sein, indem sie z.B. das Häusersystem vollständig bezüglich der berührten Tierkreiszeichen deuten, einschließlich der Planeten und Ihrer Winkelverhältnisse (Aspekte); dennoch bleiben diese aus Textbausteinen individuell komponierten Horoskope analytisch; es bleibt dem Leser überlassen, die Einzelaussagen zu gewichten und in einen Zusammenhang zu bringen.


3) Autorenhoroskope sind vorzugsweise synthetisch, d.h. der Astrologe deutet das Horoskop von vornherein eher intuitiv, als Gesamtzusammenhang, gleichsam als ein ausdrucksvolles Gesicht; dabei können auch etwaige vom Kunden vorab gestellte Einzelfragen berücksichtigt werden; die abstrakten Aussagen des Horoskops lassen sich mit einer konkreten Lebenslage in Beziehung bringen, so daß geistiges Licht in ein existenzielles Dunkel scheinen kann.


4) Wenn nun das Horoskop richtig, also sinngemäß, verstanden wird, oder wenn es von vornherein abstrakter und prinzipieller formuliert ist, und es stimmt trotzdem nicht? Dann bedeutet dies, sofern Sie die Astrologie ernst nehmen; daß in Ihrem Leben etwas falsch gelaufen ist. Sofern Sie lange Jahre einer nicht zu Ihnen passenden oder einer anerzogenen Ideologie auf den Leim gegangen sind, wird das Mißverhältnis von astrologischer Aussage und faktischem Leben durch deutlichen Weltschmerz oder andere Leiden bestätigt.


5) Gelegentlich kommt es auch vor, daß sich die angegebene Geburtszeit als völlig falsch herausstellt. Dann muß das Horoskop neu erstellt werden.



Um welches "Stimmen" geht es nun im Horoskop?


Wenn das Stimmen des Horoskops so verstanden wird, daß astrologische Aussagen in Ihnen Saiten zum klingen bringen, die in Ihnen verborgen, aber vorhanden sind, dann stimmt das Horoskop. Es ist dann so, wie wenn ein Klavier ein gleichgestimmtes anderes Klavier mitklingen läßt, oder wie bei einem Rundfunkgerät, das, wenn es richtig abgestimmt ist, einen bestimmten Sender empfangen läßt. So gelesen eröffnet sich der eigentliche Sinn eines Horoskops: Es zeigt Ihr ideales, wahres, volles Leben, es verleiht Worte, mit denen Sie ausdrücken können, wer sie wirklich sind. Sie werden sich dank des Horoskops Ihrer selbst bewußt. Sie gewinnen neues Selbstbewußtsein und können dann auch mit anderen Menschen besser reden und Ihren Standpunkt darlegen. Die Verhältnisse zu Partnern, Kollegen, Vorgesetzen, Verwandten usw. können bewußter als zuvor gestaltet werden.

Die Transit-Prognose setzt das Geburtshoroskop fort und hilft bei der Planung der Zukunft.


Die hier von mir vorgebrachte Auffassung von der Astrologie ist diejenige, die auch von den astrologischen Berufsverbänden vertreten wird:


(Abbildung 5/Text: Zitate aus DAV-Satzung)


Lassen Sie mich den Sinn und die Möglichkeiten der Astrologie noch einmal verdeutlichen:


Wesen und Logik eines menschlichen Charakters lassen sich mit dem Horoskop zuverlässig und schnell ermitteln; der Schluß von charakterlichen Wesensmerkmalen auf die konkrete Lebenssituation jedoch kann nur ein Wahrscheinlichkeitsschluß sein. Beispiel: Wenn ein Kunde namens Robinson Crusoe den Geburts-Mond im 7. Haus hat, weiß ich, daß er nur in einer Partnerschaft zu sich selber findet, daß er ein typischer Ehemensch ist. Ob er aber verheiratet ist oder auf eine einsame Insel geraten ist, das sehe ich nicht im Horoskop. Ich weiß aber wiederum sicher, daß ein Mensch mit Mond im 7. Haus im Falle einer faktischen Einsamkeit darunter mehr leidet als Menschen mit einer anderen Mondkonstellation. Mit größter Wahrscheinlichkeit, d.h. statistisch deutlich häufiger als andere Menschen, wird ein Mensch mit Mond im 7. Haus sein Leben mit einem Gefährten teilen, denn er sendet instinktiv und unterschwellig entsprechende Signale aus, auf die Menschen mit Bindungsabsichten eher reagieren als solche, die nur kurzfristige Geselligkeit suchen. Umgekehrt wird ein Mensch, dessen Partnerschaftssektor und dessen gesamte rechte Seite seines Horoskopkreises ohne Planeten ist, mit großer Wahrscheinlichkeit Single sein; eine Ehe wird in diesem Fall nur dann gute Aussichten haben, wenn sie, trotz aller Liebe, wie ein Geschäftsvertrag bewußt gestaltet wird und genügend Freiräume läßt.


Auch Krankheiten sind nicht im Horoskop erkennbar, wohl aber im Falle einer Krankheit diejenigen Ursachen, die mit individuell falschen Lebenshaltungen oder Lebensumständen zusammenhängen. Das Horoskop kann einer Krankheit Sprache verleihen, kann den Weg zu einem individuell gesunden Leben zeigen und damit ärztliche Akuthilfe unterstützen und ihr dauerhaften Erfolg verleihen.

"Wann" und "ob" ein faktisches Ereignis eintritt, weiß das Horoskop also nicht: Es geht vielmehr um das "Wie?" der Selbstentfaltung und die optimale zeitliche Verwirklichung von vorhandenen Anlagen.


Ein Horoskop leistet also - im Vergleich zu einem langem Leiden an einer individuell unpassenden Existenz - auf verhältnismäßig einfache und kostengünstige Weise emanzipato­rische Hilfe, denn es sagt etwas über einen Einzelmenschen aus. Seriöse Astrologie verordnet keine angeblich allgemeingültige Verhaltens- oder Lebensnorm, sondern sie hilft vielmehr dem einzelnen, einzigartigen Menschen, sich von seelenfesselnden Normierungen zu befreien und den eigenen Weg durchs Leben zu finden. In sozialer Hinsicht ist dies genau das Gegenteil von Egoismus: Denn wer seiner selbst gemäß lebt, wird so weit als möglich gesund und glücklich werden; nur so ist es möglich, auch der Gemeinschaft das Optimum zu geben. Erst wo sachlich unnötige Dauerleiderei überwunden ist, kann von einem wahren Leben und von echtem Erfolg gesprochen werden. Das Horoskop ist ein Hilfsmittel, ein Werkzeug dazu. Und wie ein handwerkliches Werkzeug sollte es nur für die Zwecke eingesetzt werden, für die es gedacht ist.


Die oft an die Astrologie gerichtete Frage nach dem Ob und Wann, aber auch nach Trefferquoten, hat kulturgeschichtliche Hintergründe. Hinter solcher Schicksalsgläubigkeit steht die ängstliche Frage von gebeugten Untertanen an hohe Herren, ob denn ein Wunsch gnädigst gewährt werde oder nicht. Ein freier Mensch fragt nicht nach dem Ob, auch nicht, wann etwas "passiert", sondern nach dem Wie und dem optimalen Termin und Weg für die Tat.






2. Moderne Erfolgstechnik. Jules Verne und der Mondflug. Der Betriebsplan.

Kritisches Instrumentarium: die "Brainsoftware" (Transzendentalphilosophie).


Kreativität ist, so möchte ich hier vorab behaupten, eine notwendige Voraussetzung von echtem Erfolg. Sie können freilich auch ohne Kreativität eine gewisse Art von Erfolg haben: nämlich als treuer Untertan. Untertänige Menschen sind sehr beliebt, finden leicht einen Arbeitsplatz, doch sind diese Menschen dann auch glücklich?


Der echte, Ihnen wirklich gemäße Erfolg im Leben wird Ihnen aber wohl nur selten von anderen Leuten geschenkt, sondern er setzt Ihre eigene Kreativität und Ihr eigenes Engagement voraus. Medizin und Psychotherapie sind für akute Krankheiten zuständig. Aber diese Wissenschaften können Ihnen nur schwer den für Sie gesunden Weg durchs Leben weisen. Dazu wären Normen erforderlich. Wie aber soll ein Mensch sein? Läßt sich gar sagen, wie "der Mensch schlechthin" zu sein hat? Wer hat das Recht, solches zu bestimmen? In welche Richtung soll denn ein problembeladener oder kranker Mensch therapiert werden? Soll er im Interesse produktiver Verwertbarkeit befähigt werden, sich wieder in genau jene Arbeitswelt einzuordnen, die ihn zuvor krank gemacht hat und die vielleicht noch viele weitere Kranke produziert?


Für erfolgreiches Handeln und ein gesundes Leben müssen die Normen individuell erarbeitet werden. Dazu ist Kreativität unverzichtbar. Kreativ sein heißt schöpferisch sein, etwas Neues hervorbringen. Die Frage nach beweisbaren Fakten geht am Wesen der Kreativität vorbei.


Kreativität ist kein Registrieren von Fakten, sondern ein schöpferisches Tun, das eher neue Fakten schafft als nach bereits vorhandenen Fakten zu fragen. Denken Sie z.B. an Jules Verne: Science-fiction-Romane vom Weltraumflug sind heutzutage nicht mehr Fiktion, sondern der Weltraumflug ist ein Faktum. Wo aber spielt sich Kreativität ab? Wo war Jules Vernes Raumschiff, bevor es als Sputnik, Apollo-Kapsel oder Orbitalstation konkret wurde?


In einer Art Traumwelt! Diese Traumwelt liefert uns geistige Werkzeuge, damit wir überhaupt wahrnehmen können: Wer Jules Vernes Roman vom Mondflug gelesen hat und obendrein technisch interessiert ist, ärgert sich z.B. nicht mehr über einen klappernden Kochtopfdeckel, sondern entdeckt in dem viertel Zentimeter, um den der Deckel sich beim Kochen hebt, den ersten Schritt zum Mond. Freilich ist der Weg dann noch weit. Aber es ist klar geworden, daß ein chemischer Flüssigstoff gebraucht wird, der sich regulierbar ausdehnt und Schubkraft entfaltet.


Der Science-Fiction-Roman hat hier etwas geleistet, was beim Computer die Software leistet: Ohne Programm ist der Computer absolut unfähig, eine Eingabe zu verstehen. Was ein Computer kann, hängt von der Software ganz entscheidend ab. Wir können dies auch auf das Gehirn übertragen. Es läuft gleichsam mit einer Software. In den Träumen gestaltet sich diese Software von selbst; in Lebenskrisen brauchen wir mehr Schlaf, damit sich die Brainsoftware weiterentwickeln kann, damit wir mit neuer Software wie neu geboren in eine scheinbar neue Welt hinaustreten können oder eine solche neue Welt erschaffen können.


Phantasien und Träume sind Kreativität, aber meistens ist sie hier zu unmethodisch, um konkrete Gestalt annehmen zu können. Eine Art von Phantasie stellt auch die Mathematik dar: Sie ist methodisch, sie bringt durch Zählen nach Regeln beliebig viele neue Zahlen hervor. Aussagen der Mathematik sind ein Wahrsagen: 2 plus 3 ist fünf, das ist logisch wahr. Es spricht nicht gegen die Mathematik und ihre Wissenschaftlichkeit, wenn der Bezug auf die konkrete Welt zu falschen Aussagen führt: 2 Äpfel plus 3 Äpfel sind 5 Äpfel, das kann in der Inventur eines Obstladens falsch sein, wenn die Kühlanlage ausgefallen ist und einige dieser Äpfel verfault sind.


Etwas zu unternehmen, im wirtschaftlichen oder privaten Bereich - das heißt, erzählerische Phantasie und Mathematik zu verbinden, so daß ein Geschäftsplan daraus wird. Ohne Geschäftsplan würde ein Unternehmen selbst unter besten äußeren Umständen nur ein Durcheinander nebst Ratlosigkeit realisieren, wenn in der Hektik des Alltags nicht ein Plan als Leitfaden vorläge. Nur ein Unternehmen, daß einen Geschäftsplan vorlegen kann, ist bei der Bank kreditwürdig: Phantasie und Mathematik lassen das Vorhaben plausibel werden.


Im Buchhandel finden Sie reichlich Literatur, die beschreibt, wie Sie nach den allgemeinen betriebswirtschaftlichen Verfahren z.B. Ihr eigenes Unternehmen konzipieren können. Wenn es vorab aber um die Frage geht, welche Art von Unternehmen oder welcher Beruf für Sie ganz persönlich optimal ist und wie Sie sich Ihr Leben und Ihr Tätigsein über das bloß Betriebswirtschaftliche hinaus einrichten, dann ist eine astrologische Beratung zu empfehlen.


Wie ein Unternehmen gegenüber der Bank ist auch ein Mensch privat wie geschäftlich nur dann kreditwürdig, glaubwürdig, wenn er Pläne macht, die sowohl schöpferisch wie logisch stimmig sind. All das spielt sich im Bereich der Brainsoftware ab; gleiches gilt z.B. auch für die Musik, das kultische Handeln und letztlich auch für die Astrologie.


In den öffentlichen Bildungsinstitutionen ist die Philosophie für die Brainsoftware-Forschung zuständig. Es geht auch in der Philosophie um die geistigen Werkzeuge, die ein Mensch mitbringen muß, um überhaupt etwas wahrnehmen und erkennen zu können und um - das vergißt die Schulphilosophie oft - gestaltend handeln zu können.


(Abbildung 6: Transzendentalphilosophie)


Die Transzendentalphilosophie - grundgelegt von Immanuel Kant im 18. Jh. - ist an den Universitäten die am meisten vertretene philosophische Methode. Insofern kann sie als wissenschaftlich anerkannt gelten und soll uns hier als kritisches Instrumentarium dienen.


Was ist nun Transzendentalphilosophie bzw. Brain-Software-Forschung?


Erläuterung am Beispiel "Kugelschreiber":

Wie wende ich mich ihm zu? Sinnlich (vor allem mit den Augen und Händen, nicht aber mit dem Geruchssinn); Erkennen seines Gestaltaufbaus nach Mustern (rund, hohl, Kreisgestalt; aufeinandergeschichtete Kreise, die im wesentlichen einen Zylinder bilden); Einbettung in ein Assoziationsfeld (gehört zum Künstlichen, nicht zum Natürlichen, anders als Obst nicht auf Bäumen wachsend), das den Kugelschreiber als Artefakt erscheinen läßt, mit Bezügen zur Wirtschaft (Herstellung, Handel, Gebrauchsgegenstand zum Schreiben usw.); indirekt aber auch mit Naturbezug (aus Erdöl, Holz, Metall). Spielerischer Vergleich: Wie würde sich ein Ohrwurm oder eine Mikrobe im Müll-Kompostierwerk einem Kugelschreiber zuwenden? (Wohnung? Nahrung?). Ein Gegenstand wie ein Kugelschreiber ist also in ein großes Feld bewußter und unterbewußter Gedankenhandlungen eingebettet, nämlich in die Brainsoftware.

Andere Beispiele: Zahlen oder Engel: diesen können wir uns nur geistig zuwenden, sie aber nicht sinnlich wahrnehmen; nur dank der Brainsoftware sind sie unserem Bewußtsein gegeben.


Die Betrachtung der Brainsoftware ist die Selbstbesinnung auf die Einstellungen, mit der wir erkennend und gestaltend durchs Leben gehen. Wir erweitern mit dieser Methodik unser Bewußtsein, machen uns unterschwellige Einstellungen bewußt und können sie verwandeln.


Das Horoskop ist eine der ältesten Methode, Brainsoftware bewußt zu machen, zu dem Zweck, das Schicksal nicht hinzunehmen, sondern es zu gestalten. Brainsoftware braucht eine Projektionswand, wo sie unabhängig vom Gegenstand erkennbar wird, vgl. Diaprojektor und Leinwand. Das Horoskop mit seinen Symbolen ist eine solche Projektionsfläche; hier können wir unsere Brainsoftware "sehen", ohne daß diese an Sachzwänge des Alltags gefesselt ist.


Daß viele Freunde der Astrologie erwägen, ob physikalische Einflüsse der Sterne vorliegen, hängt mit der Wissenschaftsideologie der Neuzeit zusammen: Gesellschaftlich-historische Rahmenbedingungen prägen unsere Brainsoftware derart vor, daß wir oft nur das für wirklich halten, was stofflich ist oder kausal-mechanisch einwirkt.

Die Antike sah demgegenüber im Horoskop eine Möglichkeit des Dialogs mit "Gottheiten", die uns helfen wollen, unseren geistigen Horizont zu erweitern und Freiräume des Tätigseins zu eröffnen: In diesem antiken Sinn ist vorrangig das wirklich, was als Idee Fakten bewirkt, was also nicht einwirkt, sondern was sich auswirkt - die Wirklichkeit, insofern sie sich lebendig verwirklicht.




3. Das Zeitigen der Zeit: funktionaler Zeitpunkt und schöpferische Ewigkeit

als Beispiel für den Unterschied von neuzeitlicher und antiker Wissenschaft.


Wenden wir uns nun den Hintergründen der spezifisch modernen Erfolgstechnik zu, die wir am Beispiel der Weltraumfahrt skizziert haben. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Zeit.


Was ist Zeit? Bsp.: Zeit ist Geld; es gibt Zeit- und Terminplanung.

Insbesondere auch das Horoskop hat mit Zeit zu tun: diverse Zeitkreise entsprechend den Planeten. Es gibt nicht nur die Sonnenzeit, sondern auch eine Gefühlszeit der Venus oder Aktionszeit des Mars etc.


Zeit ist nun aber kein Faktum, sondern (nach Immanuel Kant) eine Anschauungsform, also in der hier von mir gebrauchten Terminologie eine Brainsoftware: Wir gliedern mittels der Zeit unsere Gedanken in ein Nacheinander. Ferner ist der Raum die Brainsoftware für die Gliederung der Gedanken in ein Nebeneinander.

Die Zeit zeitigt, je nachdem, was wir darunter verstehen:

Schauen wir uns den modernen Zeitbegriff an, wie Sie Ihn in der Schule oder im Berufsleben kennengelernt haben:


(Abbildung 7: Die Funktion).


Die Zeit im Cartesischen Koordinatensystem ist funktional dem Raum zugeordnet. Funktional heißt eindeutig und logisch erweiterbar, mit der Möglichkeit, Raum-Zeit-Prognosen zu machen. Wir haben hier den Inbegriff neuzeitlicher "Natur"-Wissenschaft vor uns:

Auf der Abbildung 7 sehen sie "höhere" Mathematik - Sie war vor 350 Jahren der Niedergang Mitteleuropas (Kanonenkugel für den Dreißigjährigen Krieg): Parabel y=ax2+b.


Die Methode der Prognose der Flugbahn: "Tote Materie" im "leeren Raum" wird den "reinen Ideen" der mathematischen Formel zugeordnet, u.z. als vorgängige Unterstellung, nicht als Faktum, sondern nur als Brainsoftware für die spezielle Anwendung in der Kriegstechnik. Die Materie muß gleichsam der Formel gehorchen, wird ihr unterworfen, was allein schon vom Denkansatz her irgendwie kriegerisch erobernd ist.


Diese in der maschinenhaften Technik erfolgreiche Methode der Berechnung von "Stoff" durch "Formeln" wurde schnell übertragen auf andere Wissensgebiete, z.B. im Absolutismus auf die Wirtschaft, wo es dann trotz aller ökonomischen Zentraltechnokratie (Versailles) zu einer Hungersnot und zur Französischen Revolution kam; heute findet diese Methode z.B. auch in der Biochemie Anwendung, mit typischen Erfolgen und Mißerfolgen angesichts der Blindheit gegbenüber dem Lebendigen insgesamt, die damit verbunden ist:


Beispiele:

Physiologie und Biochemie beschreiben chemische Vorgänge wie z.B. Kristallisationen; es wird die Materie beschrieben, wie sie sich von der feststofflichen und chemisch-reaktiven Seite her zeigt. Mit einer Kristallisation beispielsweise lassen sich nur Krankheiten (Nierensteine) beschreiben, aber keine Gesundheit. Im gesunden Organismus sind chemische Prozesse in organisch-seelisch-geistig-soziale Überstrukturen eingebettet und werden davon erheblich modifiziert, ohne daß dies mit chemischen Formeln beschreibbar ist.

Beispiel 2: "Ich" bewege meine Hand, nicht primär das Gehirn; wenn die Handbewegung nur vom Nervensystem (nicht aber vom Ich) ausgeht, liegt Parkinsonismus vor. Die Fixierung des Blicks aufs Stoffliche, auch wenn es chemisch-quantitativ sorgfältig und richtig berechnet wird, vermag das Gesunde nicht zu sehen; die formelhafte Brainsoftware von Technik und Chemie hat insofern einen blinden Fleck oder gar deren viele.


Was nun macht die Funktionsformel mit der Zeit? Sie nimmt an, die Zeit sei eine Folge von Punkten. Ein Punkt ist z.B. die momentane Gegenwart, die Vergangenheit auf der Linie davor ist schon vergangen, die Zukunft auf dem nachfolgenden Linienteil kommt erst noch. Die Gegenwart also ist ein Punkt, ein Punkt aber hat den Radius null, ist also null und nichtig. Die Gegenwart, worin wir leben - diese soll null und nichtig sein? Sind wir nur eine Funktion, sind wir Sklaven einer Vergangenheit, die uns unentrinnbar in eine vorbestimmte Richtung namens Zukunft treibt? Da kann doch etwas nicht stimmen!


Erste Kritik dieser Methode: seitens der empirischen Psychologie: Die Gegenwartsdauer des menschlichen Geistes umfaßt demnach je nach Begabung und Übung etwa 2-10 Sekunden. Dies wird z.B. in Intelligenztests gemessen. Je länger die Gegenwartsdauer, desto verwickeltere Testaufgaben können gelöst werden. Diese so gemessene Intelligenz ist gewiß nicht die einzige Art von menschlicher Intelligenz; Intelligenz ist auch kein Schicksal, sondern, wie wir heute wissen, trainierbar.

Die Nulldimensions-Gegenwart der mathematischen Funktion ist kleiner als die von geistig unterentwickelten oder geistesschwachen Menschen. Damit ist sie ungeeignet für Menschen und nur nützlich für Maschinen.


Zweite Kritik: Die Zeit im Horoskop. Ewigkeit wird zur Gegenwart. Leben aus der Fülle.

Hilfsmittel: langsam-taktige Musik, ein sog. Largo, es macht die Seele "large", weiträumig.


Erweitern der Gegenwart zur schöpferischen Ewigkeit (s.Abb.7).


Wir können uns die Erweiterung der Gegenwart mittels eines Horoskops so verdeutlichen, daß wir annehmen, ein Punkt der Funktionslinie werde wie ein Luftballon aufgeblasen, damit wir uns darin bewegen können und selbst bestimmen können, in welche Richtung wir weitergehen wollen. Erweitern wir den Gegenwartsbereich noch mehr, gelangen wir zu einem großen Kreis, wobei, außer den Achsen, die im Inneren des Kreises zu liegen kommen, eine zyklische Zeitskala auf der Peripherie des Kreises entsteht, die dem Tierkreis entspricht. Diese Zeit (der Jahreskreis) ist nicht mehr als Linie konstituiert, die in eine dunkle, unbestimmte Zukunft läuft, sondern als ein Kreis, der seinem Wesen gemäß immer wieder in sich zurückkehrt, so daß sich in der nunmehr riesig gewordenen Gegenwart die Fülle von allem versammelt, was im Kosmos möglich ist. Jetzt haben wir wieder viel Zeit, die in der Gegenwart dem Bewußtsein gegeben ist, so daß wir aus dieser unendlichen Fülle heraus in geistigem Überfluß leben und daraus schöpfen: Wir schöpfen nun aus der Ewigkeit, aber nicht aus einer langweiligen, unveränderlichen und starr ablaufenden Ewigkeit, sondern aus einer natürlichen, lebendigen und fruchtbaren Ewigkeit.


So gesehen ist das Horoskop ein Weg, den Technizismus zu überwinden, aber trotzdem und gerade deswegen rational zu bleiben. Rationalität kann durchaus auch für Probleme entwickelt werden, die im neuzeitlichen Technizismus als irrational oder im Moralismus als ungehörig gelten; wo aber Probleme verdrängt werden, ballt sich die aus dem klaren Bewußtsein krampfhaft verbannte Brainsoftware in der geistigen Finsternis kaum oder gar nicht bemerkbar wirr zusammen, bis sie als scheinbar blindes Schicksal zuschlägt.

("Zusammenballen", griechisch: "diaballein", daher: Diabolos, der Teufel - ein Teufel ist kein unentrinnbares Faktum, sondern das Produkt einseitiger Herrschaftsideologien).


Die Regelmäßigkeit der Planetenläufe war für die Menschen der Antike sogar die einzige Art der Rationalität, das einzige, worauf in der alltäglichen Erfahrung wirklich Verlaß war. Aus diesem Grunde sahen die Menschen früherer Jahrhunderte die Sterne als göttliche Wesen an, die sich vorbildlich vernünftig verhalten. Nun war diese göttliche Vernunft aber in ganz anderer, z.T. in viel umfassender Weise vernünftig als die technokratische Vernunft der Neuzeit.


Wir wollen im folgenden Abschnitt entdecken, wie die Antike dazu kam, aus der Fülle der zyklischen Ewigkeit zu schöpfen und eine bislang einmalige Kultur zu stiften; danach lernen wir den Verfall dieser Kulturidee in der Spätantike kennen, der die technokratische Ideologie des Funktionierens produzierte und verfestigte, mit Spätfolgen bis in unsere Tage. Wir betreiben dabei gleichsam eine Psychoanalyse der Kollektivseele, um die Problematik des 12. Horo­skophauses aufzuarbeiten, unsere "heimlichen Feinde" aufzuspüren und zu vertreiben.




4. Antike Erfolgsmethodik: Hesiods erotisches Drama von Erde und Himmel.

Rekonstruktion der europäischen Kulturidee und ihres technizistischen Verfalls:

Das Anfangen: generative Logik. Das Imperium: einheitliche Regelung.


Warum gehen wir auf die Antike zurück?


Vorbilder: Renaissance; Klassizismus (Goethe); Beispiel: Schloßpark Nymphenburg: Die Könige umgeben sich mit den Göttinnen und Göttern der Antike, während für das Personal eine römisch-christliche Kapelle (Magdalenenklause) abseits steht. Dies muß einen Grund haben. Dieser Grund ist auch politisch, ist herrschaftsstrategisch.


Argumente: Vieles, was die moderne Forschung (z.B. Sigmund Freud) mühsam wieder als sogenanntes Unbewußtes zugänglich gemacht hat, steht in der astrologischen Tradition von vornherein in der Tageshelle des Bewußtseins: Für die Zeitalter bis zum Hochmittelalter jedoch gab es anderes Unbewußtes, nämlich all das, was uns heute als technisches Wissen zur Verfügung steht. Es kann hier also gar nicht um die Frage des Fortschritts oder Rückschritts gehen, also darum, ob etwa die Wissenschaft des Altertums oder diejenige der Neuzeit besser ist. Entscheidend ist stets, was wir jeweils wollen. Für jede Absicht gibt es eine optimale Art der transzendentalen Weltzuwendung. Wenn Sie als Ingenieur erfolgreich eine Maschine konstruieren wollen, müssen sie die oben kritisierte neuzeitliche technische Denkweise anwenden, die der Gegenwart keinen Spielraum läßt, denn es könnte tödlich sein, wenn die Maschine eigene Wege geht und in der Zukunft nicht exakt so funktioniert, wie es ihr in der Vergangenheit vorherbestimmt worden ist. Auf manch andere Weisen tödlich hat es sich demgegenüber erwiesen, wenn diese neuzeitlich-technische Denkweise auf Menschen und Kulturen angewendet wird. Egal, ob es sich um Sie selber handelt, um eine Familie, ein Unternehmen oder einen Staat: Auf diesen Lebensfeldern führt jede starre technizistische Einpferchung von Menschen früher oder später zu irgendeiner Art Zusammenbruch oder Explosion und macht scheinbare anfängliche Dressurerfolge zunichte. Dennoch besteht kein Grund zu Pessimismus oder Fatalismus, wenn es um menschlich Fragen geht.


Wir wollen nun die "Entstehung" der Sterne und Planeten betrachten, aber nicht physikalisch, sondern als Genese, wie die frühe griechische Antike es tat, nämlich als kosmologisches, politisches, ökonomisches und vor allem als erotisches Drama, oder in unserer modernen Sprache, als Brainsoftware für verwickelte natürlich-menschliche Verhältnisse.


Sie werden daran sehen, daß es neben der technischen Prognostik mittels der Funktionsformel ein Wahrsagen gibt, das logisch bleibt, aber viel umfassender ist, weil auch das menschliche Glück zum Thema wird. Der Einbezug der antiken Methodik ermöglicht es, Erfolg in einem weiter reichenden Sinne zu gestalten als mit der modernen technischen Vernunft allein.



Eine europäische Erfolgsmeditation anhand des griechischen Dichters Hesiod.


Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart hereinzuleiten um von dieser ewigen Fülle her immer wieder neu und besser zu leben - dies möchte ich Ihnen nun an einem sehr alten philosophisch-kultischen Text veranschaulichen, einem Text, der die Prinzipien fruchtbaren, schönen und damit erfolgreichen Lebens erschließt und somit nicht allein aus der Sicht eines Lebens aus der Ewigkeit bleibende Gültigkeit besitzt, sondern auch deshalb, weil in diesem Text die nach wie vor gültigen Grundlagen einer der kreativsten und erfolgreichsten Kulturen in das Licht des Bewußtseins gehoben werden: Europa als Inbegriff des kreativen und prägnant guten Lebens wird hier aufgetan. Der Verfasser des Textes heißt Hesiod, er war ein Bauernsohn, der vor 2700 Jahren in Griechenland lebte. Hesiod, der nach eigenen Angaben seine bäuerliche Unbeholfenheit in sprachlich-geistigen Angelegenheiten dank der Hilfe der Musengottheiten überwinden konnte, entwickelte Vorstellungsbilder, welche die freiheitliche, bäuerlich-bürgerliche und insbesondere auch demokratische Kultur des griechischen Altertums hervorbrachten, die ja bis heute maßgebend ist. Hesiods Lied vom Werden der Gottheiten (Theogonie) kann auch für uns Brainsoftwarepakete, die lange Jahrhunderte ein Schattendasein führen mußten, aus dem dunklen Bereich des Geheimnisses herausholen, damit wir uns darin daheim fühlen können, um uns wieder europäisch zu beheimaten.


(Textausgabe: Hesiod: Theogonie. Werke und Tage. Darmstadt 1991. Sammlung Tusculum, herausgegeben und übersetzt von Albert von Schirnding)


Zunächst eine kurze Übersicht, im Anschluß daran eine psychologisch-ökonomische Interpretation, also eine auf das fruchtbare Wirtschaften bezogene Auslegung. Wir könnten auch von einer Meditiation sprechen, aber nicht als einer solchen, die erregte Gemüter künstlich ruhigstellt, sondern die wie eine Initiation (Einführung ins Leben) verborgene Einsichten stiftet und zum tätigen Leben erweckt.


Hesiod stellt der Reihe nach folgende Gestalten auf die Bühne seines literarischen Werkes: Gaia, die mütterliche Erdgöttin, Uranos, den väterlichen Himmelsgott, dann deren sehr aufgeweckte Kinder, die entsprechend allerlei Familienstreitigkeiten mit sich bringen; dieser Streit ist solcherart, daß er nicht zerstört, sondern vielmehr als Frucht schließlich Aphrodite entstehen läßt, die Göttin des schönen und guten Lebens. Sie wird Leitbild für den Olymp.


(Abbildung 8: Begriff "Gaia" und Hesiods zyklischer Kosmos)


Und nun der Inhalt im einzelnen:


Einleitend erzählt Hesiod, daß er von den Musen eine Offenbarung empfangen habe, und daß solche Offenbarungen nicht für alle Menschen gleich seien (Theogonie, Vers 26-28).


Von dieser Offenbarung ermuntert, läßt Hesiod (Theogonie ab Vers 116) als erstes das Gähnen entstehen , griechisch Chaos genannt. Das Gähnen ist ja ein Zustand anfänglicher Unentschlossenheit, es vermittelt zwischen dem Tiefschlaf, in dem alles in seliger, aber dunkler Einheit liegt, und zwischen dem vollen Wachsein, das es ermöglicht, klar zu unterscheiden und vielfältige Buntheit zu erleben. Dieser Vorgang des Erwachens aus dem Gähnen heraus ist damit für unsere Brainsoftware das erste Denkwerkzeug auf dem Weg zum Erfolg.


(Es wird mit dem Gähnen noch etwas weiteres ausgesprochen: die volle Wachheit allein, die dauernde hektische Betriebsamkeit, kann nicht zum ganzheitlichen Erfolg führen; wir brauchen auch die Müdigkeit und den Tiefschlaf, um immer wieder neu und anders und auch besser erwachen zu können: Ohne den scheinbaren Rückschritt des Schlafes ist der Fortschritt im Wachsein nicht vollkommen, könnte keine neue Welt, kein Ausweg aus Krisen entstehen.)


Mit dem Erwachtsein können wir unterscheiden, zunächst ganz ursprünglich, nämlich, daß es einerseits etwas gibt, zumindest uns selbst, und daß es andererseits nichts gibt, etwa weil die Welt nicht so ist, wie wir sie uns erträumt haben, und daß dennoch aus nichts etwas werden könnte. Wer gähnt und erwacht bei Hesiod? Es ist "Gaia", das Prinzip fruchtbaren Werdens, das wir mit "Erd-Amme" oder "Erd-Mutter" übersetzen können. Für den erfolgreichen Menschen ist es entscheidend, mit diesem Prinzip der mütterlichen Erdgöttin zu arbeiten, denn Erfolg heißt ja u.a. auch, gleichsam aus nichts etwas zu machen, etwas wirklich Neues anzufangen, statt in einem unvollkommenen Getriebe nur weiterzumachen.


("Gee", Erde, in: Ge-ologie, Ge-nie, Ge-nerator, Ge-neration, In-ge-nieur; in solchen Begriffen ist Gaia auch für uns lebendig als Brainsoftware für schöpferische Produktivität.)


In der gähnenden Gaia erwacht allmählich der Eros; sie will etwas hervorbringen und es gelingt ihr auch: Sie gebiert den Tartaros, eine nebelige Unterwelt, vielleicht ihren Uterus, aus dem heraus sie fruchtbar ist. Doch Gaia ist damit nicht zufrieden. Sie wollte eine Welt zur Welt bringen, aber es ist leider nur eine Unterwelt entstanden.


Diese Erkenntnis von Hesiods Gaia ist sehr entscheidend, denn darin liegt die Geburt unserer europäischen Kultur verborgen: Sicher kennen Sie einige andere derartiger alter Erzählungen von der Weltengeburt. Es gibt zwei Grund-Typen: Typ 1: Eine Gottheit erschafft eine Welt, und diese Welt ist gut und perfekt, denn sie stammt ja von der Gottheit; wer's nicht glaubt, der muß dran glauben. Typ 2: Eine Gottheit erschafft eine Welt, stellt fest, daß sie mißlungen ist, zerstört sie und schafft eine weitere und noch eine weitere, bis die Gottheit damit zufrieden ist; dies ist ein trial-and-error-Verfahren, die Methode des blinden Probierens auf gut Glück, aber ohne tiefere Einsicht. Beide Typen entsprechen der Kulturstufe der Weisheit, wie sie in wohl allen Kulturen zu finden ist.

Hesiod schickt seine Gaia demgegenüber auf den Weg wissenschaftlichen Vorgehens. Gaia verharrt weder in selbstherrlichem Dogmatismus noch in blinder Probiererei, sondern sucht nach Erkenntnis und Methodik.


Gaia dämmert es allmählich, denn der Morgen bricht an, und so wird ihr klar, daß der Eros mehr zu leisten vermag als bislang: Eros ist ja auch das Prinzip von Interesse, Zuwendung und Vermittlung zwischen Gegensätzlichem. So erwacht Gaia zu der Erkenntnis, daß - in der bäuerlichen Sprache Hesiods gesagt - ein Schwanz fehlt, der weiß, wie es weitergeht.


(Bedenken Sie trotz dieser frivolen Redeweise das Großartige dieser Kulturidee, daß in Gaia eine Göttin den Mut hat, eigene Unvollkommenheit zu erkennen und Vervollkommnung durch einen göttlichen Partner zu begehren!)


Schwanz heißt auf griechisch "Ura", daraus könnte das Wort "Uranos" entstanden sein, der Schwänzling; "Uranos" ist das griechische Wort für den Himmel. Erfolgsentscheidend ist hier: Gaia wartet nicht unbefristet, bis der himmlische Uranos-Schwänzling möglicherweise irgendwann kommt oder auch nicht, sondern Hesiod läßt Gaia nach Art einer Unternehmerin selbst aktiv werden und schreibt: "Gaia gebar zuerst ihr gleich den Uranos, sternenbedeckt, damit er sie völlig umhülle und den seligen Göttern ein sicherer Sitz sei für ewig." Mit den Göttern sind die Sterne gemeint; markant für das Selbstbewußtsein des griechischen Menschen ist es, daß dies auch schon der einzige entscheidende Unterschied zwischen Gottheiten und Menschen ist, nämlich die Menschen sind sterblich, die Gottheiten demgegenüber unsterblich und sehr vital; jedoch sind die Gottheiten, wie wir gleich sehen werden, nicht besser als die Menschen, also den Menschen gegenüber nicht jene unnahbar überlegenen Tyrannen, die wir das aus orientalischen Obrigkeitsstaaten kennen.


Mit Gaia und Uranos wird vielmehr das demokratische und wirtschaftlich fruchtbare Denkwerkzeug des Dialogs konstituiert: Zwei unterschiedliche Wesen erkennen mehr und schaffen mehr als eines allein, nicht nur der Menge nach, sondern auch hinsichtlich der Qualität, obwohl es ja zunächst allzu umständlich erscheinen mag. Schon ein kleines Familienunternehmen beispielsweise ist meist fruchtbarer und auf Dauer stabiler als ein einsamer Einzelunternehmer, der allein und oft genug ratlos im Sturm des Marktes steht.


Und das galt und gilt ewig auch für Gaia und Uranos: Gaia gebiert, wie Hesiod sagt, "die öde Meeresflut ganz ohne Liebe", wohingegen Okeanos, das Meer als göttlich kreatives Wesen, "tief, voller Wirbel dem Lager entströmte, das Gaia mit Uranos teilte." Ein Werk darf nicht seelenlos mechanisch herausgeleiert werden, sondern es will mit bewußter Liebe angegangen und mit tiefer Leidenschaft gezeugt sein, wenn es gelingen soll.


Aus Zeitgründen will ich nur wenige aus der überschwenglich vielfältigen Kinderschar von Gaia und Uranos beleuchten. Drei Söhne sind da zu nennen, Kottos, Briareos und Gyes, die geradezu unheimlich reich begabt sind, weil jeder von ihnen fünfzig Köpfe und jeweils hundert Arme und Beine hat: Es sind wohl die Wolken. Dem Vater Uranos waren sie "von Anfang an verhaßt und immer wenn einer geboren, den verbarg er sogleich im Schoß der Erde, und nicht mehr ließ er ihn ans Licht zurück und freute sich noch seiner Untat." Klar, wie können das mit der neuzeitlichen Wissenschaft physikalisch deuten. Eine kalte Höhenströmung am Himmel trifft auf die Wolken, der Dampf kondensiert, regnet ab und versickert in der Erde. Würden wir den Text so lesen, entginge uns das beste daran. Hesiod liefert keine technische Physik, sondern eine Brainsoftware für den Dialog mit der Natur, mit der kosmischen Seele und dem familären Verhältnis der Seelen untereinander!


Uranos befürchtete vielleicht, die Wolken, die sich zwischen ihn und Gaia schieben, wie auch Menschenkinder bisweilen in unpassenden Momenten ins Bett der Eltern wollen, könnten ihn aus der Rolle des großen Beherrschers verdrängen, in der er es sich wohlig eingerichtet hatte. Neid aber und Eifersucht sind schlechte Ratgeber. Denken Sie hier am besten wieder an ein alteingesessenes Wirtschaftsunternehmen, in das jüngere oder begabtere Leute eintreten, z.B. ein Juniorchef, Lehrlinge oder Angestellte, die sich als schlauer erweisen, als es bei der Einstellung den Anschein hatte. Aus engstirniger Angst vor Konkurrenz kommt es schnell zu Intrigen und frustrierenden Zurücksetzungen; bei solchem Mobbing gehen nützliche Produktivkräfte und dann auch der kreative jugendliche Reichtum sinnlos verloren, zum Schaden des Betriebes und letztlich auch der gesamten Volkswirtschaft, und schließlich passiert das Schlimmste: im Wahn solch negativen Denkens wird allzu schnell übersehen, daß die eigentliche Gefahr von ganz woanders her droht.


Wer aus Neid haßt, wird auch bald gehaßt werden, aber selten von den Beneideten, die für Engstirnigkeit weniger anfällig sind. Dementsprechend tritt bei Hesiod nun ein weiterer Sohn namens Kronos (lateinisch "Saturn" genannt) auf die kosmische Bühne. Kronos haßt seinen Vater Uranos, seiner Mutter Gaia ist er jedoch um so mehr gefällig und leidet mit ihr, weil die fünfzigköpfigen Brüder nicht werden dürfen, was sie sind. "Sie aber stöhnte im Inneren, die riesige Gaia, jammernd" vor Bauchschmerzen, mit den in ihren Leib zurückgestopften Kindern. "Und listig ersann sie kunstvoll-schreckliche Rache."


Hesiod formuliert hier eine Art kosmisches Gesetz, welches besagt, daß ein kurzsichtiger Erfolg, der auf Kosten anderer erzielt wird, sich irgendwann, aber gewiß, selbst vernichtet. Die verborgenen kollektivseelischen Mechanismen lassen sich nur schwer in Worte fassen und werden daher gerne verdrängt. Die Menschen im alten Griechenland gehören zu den ganz wenigen, die den Mut hatten, solche tiefliegenden Geheimnisse in Worte zu fassen, um ihre hinterhältige Dynamik zu lichten und bewußter praktisch anwenden zu können. Der Erfolg, der sich einstellte, wird von Hesiod so beschrieben:


(Hesiod, Theogonie, ab Vers 161; Übersetzung gegenüber der Edition leicht modifiziert):

"Rasch nämlich ließ die Erdgöttin in sich das hellgraue Eisen entstehen, formte daraus eine große Sichel. Mutbefeuernd", so Hesiod, "entstieg dem gequälten Herzen der Gaia die Rede: 'Ihr meine Kinder und die des entsetzlichen Vaters! Ihr seid doch wohl mit mir davon überzeugt, daß der euch gemeinsame Vater für sein schändliches Handeln bezahlen muß. Denn er war es ja, der damit angefangen hat.' Als die Kinder die Rede vernommen hatten, ergriff sie alle Entsetzen. Keiner sagte ein Wort. Nur der große Kronos" war bereit, die Tat auf sich zu nehmen. Naiv und willig wiederholte er Gaias Rede mit den Schuldvorwürfen an Uranos. Hier spiegelt sich die matriarchale Kultur; Hesiod überliefert sie uns in Gestalt einer Karikatur, die zugleich Kritik ist. Gaia gibt Uranus die Schuld. Die Männer seien an allem schuld, und Kronos, der ein Mann werden soll, glaubt es ohne Frage. War Uranos wirklich schuld? Liebte er zuwenig, oder war es doch Gaia, weil sie ein ihr gleiches Wesen als Gatten wollte? Ein gar zu gleiches Wesen zu lieben, das heißt aber eher einverleiben als lieben, da echte Liebe doch gerade das Anderssein liebt, und es gleichberechtigt sein läßt, aber es nicht gleichschaltet. Solche Fragen kommen auf. An ihrem Muttersohn Kronos hatte Gaia nun jedenfalls ein ihr gleiches Wesen gefunden: "Da erfüllte Freude das Herz der riesigen Gaia, und sie nahm ihn, den Kronos, beiseite und gab ihm heimlich die scharfe Sichel und unterwies ihren Sohn in listigen Künsten." Bei diesen Worten können wir auch an wirtschaftlich-technischen Fortschritt denken, etwa den Übergang von der Steinzeit zur Eisenzeit, wobei sich die Menschen von so manch mühsamer Arbeit befreien, um besser und üppiger leben zu können. Aber sehen wir zu, wie die kleine Geschichte den dramatischen Höhepunkt erreicht um in einen überraschenden und einmaligen Erfolg zu münden.


Ein verdorbener Tag erfordert die Rückkehr in die Nacht, wo alles eins ist und wo im Traum eine neue Welt gezeugt wird. "Eingehüllt ins Dunkel der Nacht kam Uranos, voller Liebesverlangen deckte er Gaias Leib mit dem seinen ganz. Doch da reckte der Sohn Kronos die linke Hand aus der Höhle, packte mit seiner Rechten die ungeheure Sichel, starrend von spitzen Zähnen, und mähte, ohne zu zögern, seinem eigenen Vater das Gemächte ab und warf es nach hinten durch die Luft. Doch nicht umsonst entflog es den Händen." - "Nicht umsonst", sagt Hesiod, d.h. es geht hier nicht um ein bloß zerstörerisches Tun, sondern um eine kreative Umlenkung und Freisetzung der Vitalkräfte aus der geistlosen, tierisch-naturalistischen Fortpflanzung. Denken Sie hier an solche Menschen oder auch bestimmte Milieus und Kulturkreise, denen es offenkundig nicht gelingt, die sexuelle Fruchtbarkeit einerseits und die landwirtschaftliche und sonstige wirtschaftliche Fruchtbarkeit andererseits in ein ausgewogenes und gesundes Verhältnis zu bringen, wobei diese Menschen Sklaven blinder Triebe und ökonomischer Sachzwänge bleiben. Solcherart einseitiger Erfolg bringt Elend hervor, in dem Menschen allenfalls körperlich geboren werden, aber nur wenige Chancen finden, um sich als geistige Wesen voll und ganz selbst zur Geburt zu bringen. Anders gedeutet können wir auch sagen: Das unklare Verhältnis von Gaia und Uranos bringt Kinder hervor, die sich ihres Wesens im unklaren sind.


Es geht nicht nur um Zerstörung, sondern auch um Befreiung: Bedenken Sie, daß Hesiods Rede nicht die eines Paukers ist und nicht auf Gehorsam zielt; es ist eine Offenbarungsrede, ein Wahrsagen, das zeigen will, was oft passiert, das Worte verleihen möchte für Unsagbares. Zerstörung und Befreiung sind manchmal schwer unterscheidbar; manchmal ist Zerstörung zerstörerisch, manchmal muß ein unhaltbarer Zustand überwunden werden. (In der heutigen Astrologie entspricht Kronos einem Transit des Saturn, der oberflächlich gesehen lähmende Vereisung bringt, aber auch kristallklare Klarheit darüber, was wir wirklich brauchen und was nur eine Last gewesen ist.) Die Zeugungskräfte des Uranus werden, bei aller Gruseligkeit der Hesiodischen Inszenierung, frei für einen kulturellen Fortschritt:


Bei der Kastration des Uranos sei Blut zur Erde gefallen, eine feurige Kraft, aus der keine Vollkommenheit geboren wird, weil ja Erde und Feuer ohne Vermittlung sich nicht vertragen: Es entstanden dabei zuerst die Erinnyen, die rachsüchtigen Schönheiten; dies sind Wesen, die mit sich selbst nicht einig werden und ein Leben fristen, das schön tut, aber mit der Wut im Bauch, vielleicht sogar mit einem Magengeschwür oder dergleichen latenten aggressiven Symptomen, herumläuft; sicherlich kennen sie aus ihrer Berufserfahrung zahlreiche Repräsentanten dieses Typs. Die Erinnye soll nun aber von uns als Brainsoftware aufgefaßt werden: Eine Kombination aus fester, ja toter Materie und aus reinem himmlischem Geist - wo hatten wir das schon? Dank Hesiods Lied entlarven wir die mathematische Funktion für die Kanonenkugel als rachsüchtige Erinnye. Die Zerstörungen, die sie hervorbrachte, etwa den Dreißigjährigen Krieg oder die ökologische Krise der Gegenwart infolge des Technizismus, sind der Beleg, ein nicht nur logischer, sondern auch ein gezeitigter faktischer Beweis!


Als zweites entstehen infolge der Kastration, wohl nicht aus dem Blut, sondern aus anderen Körpersäften, die Nymphen: Diese bestehen aus Wasser und Luft, so daß sie, bei aller Lieblichkeit und Bedeutung als Quellen- und Waldgeister, zuwenig konkreten Bestand haben.


Das Zeugungsorgan des Uranos jedoch wurde von Kronos "in die laut aufbrandende Meerflut" geworfen, "trieb übers Wasser lange dahin, bis schließlich ein weißer Ring von Schaum sich hob um das göttliche Fleisch: Da entwuchs ihm alsbald die Gestalt der ewigen Jugend." Bei der heiligen Insel Kythera, so Hesiod, sei sie, eine verehrungswürdige göttliche, wahre Schönheit, den Fluten entstiegen und habe sich mit den Blüten der Insel bekränzt. Weil sie aus Aphros, dem Schaum, entstanden sei, heißt sie in Griechenland Aphrodite; im lateinischen Sprachkreis heißt sie Venus und in England und Deutschland Freya (in Skandinavien Frigga bzw. Fricka), die dem Freitag den Namen verliehen hat.


Was ist das Geheimnis von Aphrodite? Hesiod zufolge hat es lange gedauert, bis bei ihr der Zeugungsvorgang vollendet war. Es mußten die gegensätzlichen Elemente des Feuers und der Erde zur Vermittlung gebracht werden: Das heiße männliche Feuer ließ sich durch die Luft zu warmem Sperma abkühlen, umgekehrt löste sich das salzig-harte Erdelement im Wasser des Meeres; schließlich konnte all dies miteinander aufschäumen und das Schöne hervorwachsen lassen. Geduldige Mitteilung und Vermittlung bilden hier den Weg zum gelingenden Leben. Mit solchen Gedankengängen bahnt Hesiod den Weg für die antiken Naturwissenschaften, die mit ihrer Lehre von den 4 Elementen die Naturzusammenhänge auch in ihrer seelischen Erscheinung beschrieben, woraus auch medizinische Therapien entwickelt wurden.

(Die 4-Elemente-Lehre, die hier zur Interpretation diente, ist bzgl. Hesiod ein Anachronismus, denn sie wurde erst von dem griech. Naturphilosophen und Arzt Empedokles ausgearbeitet.)


Die griechische Kultur hat mit dieser Kosmologie der bäuerlich-bürgerlichen Fruchtbarkeit einen Gipfel dessen erreicht, was wir heute positives Denken nennen; dieses positive Denken ist keineswegs naiv und weltflüchtig, sondern es ist von seiner Wurzel her aufklärerisch und großzügig, in jeder Hinsicht mitteilsam. Beziehungskonflikte lassen sich realitätsnah erhellen und lösbar machen, auf katastrophisch-apokalyptische (=umwendend-offenbarende) Weise zur Erlösung hinleiten. Insbesondere Aphrodite ist hervorzuheben: Ihr alleiniger Zweck ist es, sich mit Blüten zu bekränzen, um damit den Menschen die Botschaft zu bringen, daß das Leben nicht das Hundeleben tyrannischer Herrschaftsstrukturen sein muß, sondern daß das Leben sich befreien kann zu einem schönen, üppigen, mit sich einigen und somit wahren und echten Leben. Insbesondere sind auch die weiblichen Kulturfaktoren sowohl entfaltet als auch integriert, welche für den wirtschaftlichen Erfolg genauso unentbehrlich sind wie die männlich-tatkräftige Entschlossenheit. Mit Gaia bietet uns Hesiod die in fast allen Kulturen vorfindliche uranfängliche Muttergöttin; Aphrodite jedoch ist unendlich mehr, sie ist meines Wissens jedenfalls, eine bislang einmalige Schöpfung und deshalb ein unentbehrliches Werkzeug des emanzipatorischen Denkens: Das Wort "Frau" beispielsweise ist fast überall und immer mit einem funktionalisierenden Vorwort verknüpft, wie z.B. Ehefrau, Hausfrau, Kinderfrau oder Putzfrau; selbst der Gedanke der Gleichberechtigung der Geschlechter kann bisweilen derart verstümmelt auftreten, daß aus der Forderung nach gleichem Recht eine Gleichschaltung wird, die eine individuelle Selbstentfaltung verhindert. Nur dank Aphrodite darf und soll die Frau auch ganz schlicht und schön nichts weiter sein als Frau. Aber es geht nicht nur um Frauen und ihre Emanzipation, es geht um ein kosmisches und politisches Modell:


Hesiods Aphrodite steht nunmehr in all ihrer Schönheit da, als Vorbild für die Gestaltung der Lebenswelt. Hesiod war klug genug zu wissen, daß es nicht genügt, das Schöne nur zu wollen oder nur als Staatsideal für Feiertagsreden hinzustellen. Die Lasten der Vergangenheit, aus der Natur- und Kulturgeschichte, wirken nach und können nicht einfach verdrängt werden, weil sie uns dann - als heimliche Feinde - wieder einholen würden. Deshalb hat Hesiod für solche Fälle die angemessene Brainsoftware entwickelt:


Kronos als Musterbeispiel für einen Muttersohn ist zu sehr von Gaia umfangen, zu brav, zu fromm und gehorsam, als daß er es viel weiter bringen kann als Gaia selbst. Hesiods Gaia sieht dies selber bald ein. Kronos übernimmt zwar die Regentschaft von Uranos, und seine Schwester und Gattin Rheia gebiert ihm "prächtige Kinder" wie Hestia, Hera, Hades, Poseidon und Zeus. "Alle aber verschlang sie der mächtige Kronos, kaum daß ein jeder aus der heiligen Mutter Schoß seinen Knien genaht war. Keiner so sann er, ..., sollte unter den Göttern die Königswürde besitzen. Wußte er doch von Gaia und Uranos mit seinen Sternen, daß ihm bestimmt sei, vom eigenen Sohn bezwungen zu werden." Die verzweifelte Rheia bittet ihre Eltern Gaia und Uranos, "rettenden Rat zu ersinnen". Gaia und Rheia vereinbaren, den Kronos-Sohn Zeus nach der Geburt in einer fernen Gegend zu verbergen und stofflich wie bildungsmäßig gut zu ernähren. Wir haben es hier mit einer zweiten Stufe von Freisetzung zu tun, die nun nicht mehr so finster abläuft wie die Freisetzung der Zeugungskräfte des Uranos. Um nun den Kronos zu überlisten, geben ihm Gaia und Rheia anstatt des frischgeborenen Zeus einen in Windeln gewickelten Stein, den Kronos offenbar als artverwandt akzeptiert und verschlingt. (Hier findet in Hesiods Programmierung der Kronossoftware, wie wir sagen könnten, ein weiterer astrologiegeschichtlicher Schritt auf Kronos-Saturn als Herrscher des Steinbockzeichens statt, das für das Feststoffliche, Eisige steht, im entwickelten Sinne für die nüchterne Klarheit des Bergkristalls.) Zeus wächst abgeschieden und ungestört heran und wird ein mächtiger Herrscher. Als solcher gelingt es ihm, Kronos zu überwinden. Kronos wird es übel, als sein Frevel aufgedeckt wird, und er speit die verschluckten Kinder aus. Sie danken ihrem Bruder Zeus mit Treue, so daß dieser dann mit Hera das olympische Reich begründen kann.


Auch wir sind oft (12. Haus im Horoskop) von schlechten Traditionen wie verschluckt und müssen unsere eigentliche Ich-Geburt erst erarbeiten!


Im Olymp kehrt keineswegs kitschig-süßlicher Dauerfriede ein, sondern es gibt immer von neuem Auseinandersetzungen, die sich aber geistvoller gestalten als die vorangegangenen Konflikte. Ein schönes Paradies ließe sich nur mit Gewalt aufrechterhalten, eine vollgültige Vernunft jedoch, wie Hesiod sie entwickelte, deckt auf, verleiht Sprachen, um Probleme zu lösen oder klar zu sagen, wo es keine Lösungen gibt: Immer wieder einmal entsteht aus Gaia und Tartaros ein Ungeheuer wie Typhoeus (Rauch, Dampf, Dünkel), das Zeus entschlossen abweisen muß, um er selber bleiben zu können. Der Olymp ist kein weltfremdes Ideal, sondern ein geistiger Werkzeugkasten, um mit dem Leben so umgehen zu können, wie es ist: Generative Probleme sind dank Hesiod erkennbar und sagbar geworden, und damit auch heilbar, nicht durch eine statische Schul-Logik, sondern durch eine vitale generative Logik.


Im Olymp ist Hera u.a. dafür zuständig, die Ehe zu bewahren, obgleich sie keineswegs die erste Gemahlin des Zeus ist, der sich wiederum zahlreiche Seitensprünge leistet, die allesamt fruchtbar sind, d.h. Göttinnen und Götter hervorbringen, als geistige Werkzeuge für vielfältiges kulturelles, wirtschaftliches und politisches Erkennen und Wirken.


Zeus als olympischer Gönner vollendet die Befreiung aus den Naturzwängen, z.B. die Emanzipation des Mannes aus matriarchaler Umklammerung und die Emanzipation der Politik aus alter stammesrechtlicher Blutrache und aus zeitgenössischem Despotismus:

a) Zeus und der Hirtenknabe Ganymed: dessen jugendliches Flötenspiel ist ein Symbol erwachender Männlichkeit. Zeus hört es und erfreut sich daran; Zeus, in Gestalt eines Adlers, entrückt Ganymed in den Olymp, macht ihn zum Mundschenk. Verwandlung der Zeugungskräfte ins Himmlische, Freistellung von der bloßen Reproduktion zugunsten einer kultivierten Erotik, die erst entfaltet sein will, bevor eine Partnerschaft gelingen kann.

b) Zeus und Europa, die kleinasiatische Prinzessin ("Europa" bedeutet: "schön anzublicken"): Zeus als Stier, Entführung Europas aus orientalischem Despotismus nach Kreta, dort mit ihr Begründung der minoischen und damit der europäischen Kultur.

(Musikalische Vergegenwärtigung von Zeus/Jupiter: Beethoven op. 61.)


Zeus und Hera gebären, neben vielen anderen Kindern, auch die Musen, die Hesiod wie auch andere Dichter bereitwillig inspirieren; damit schließt sich der Kreis der ewigen Fülle. Es ist ein gesprächiger Kosmos, den Hesiod in seinem Lied geschaffen hat, ein Kosmos, der heute wieder relevant sein kann, als ein Zuhören und Sprechen mit der Natur, mit der äußeren und mit der inneren, mit dem Makrokosmos und dem Mikrokosmos.


Hesiod hat neben seiner Theogonie ein zweites Lied verfaßt, die "Werke und Tage", griechisch Érga kai Hemérai: Während die Theogonie theoretischer Art ist (die Worte Theos/Thea Gott/Göttin, volksetymologisch verwandt mit Theorie/Theater, bedeuten "Schauen, Betrachten"), geht es in den Erga (den Werken, wovon das Wort "Werkzeug" stammt) um die bäuerlich-bürgerliche Praxis. Hesiod entwirft, erklärtermaßen für seinen Bruder Perses, der als Bauer weniger Erfolg hat als Hesiod, einen lebenspraktischen Leitfaden für den unabhängigen, aus eigner Kraft tätigen Bürger: Es geht darin um soziale und politische Befreiung, z.B. um Wege zur Freiheit gegenüber Herrschern, mit denen Hesiod schlechte Erfahrungen gemacht hat, es geht um Geburtenregelung zur Vermeidung von Armut, um Unabhängigkeit gegenüber Nachbarn, von denen man sich besser nichts borgen sollte, um nicht verspottet zu werden.


Daß Hesiod auch für die Astrologie, vor allem für eine schöpferisch-dramatische, generativ-analytische Astrologie wichtig war, haben wir ja schon gesehen. Er verschaffte darüber hinaus sich selbst und wohl auch vielen anderen Bauern Kompetenz zum eigenständigen Wirtschaften, indem er einen astrologischen Landwirtschaftskalender entwickelte. Hesiod hat damit (so der Erläuterungstext zur Tuskulum-Edition) einen Ehrenpreis auf einem Sängerwettbewerb gegen Homer, seinen Konkurrenten gewonnen, weil sich Hesiods Werke und Werkzeuge als praktisch brauchbar erwiesen und weil sie, so der König in der Rolle des Schiedsrichters, zu Landbau und friedlicher Arbeit aufrufen, statt wie Homers Ilias Kriege und Schlachten zu schildern. Die Strophe, die Homer den Sieg brachte, sei hier zitiert:


(Erga kai Hemerai, Vers 382 bis 394) Das Plejaden-Lied: (hier: Erläuterung und Skizze des Inhalts:) Die Plejaden im Sternbild Stier sehen aus wie eine handvoll Getreide; im Frühjahr gehen sie in der Abenddämmerung im Westen unter (heliaktischer Untergang als Jahreszeitmaß), sie werden gleichsam angesät; im Herbst gehen sie in der Morgendämmerung auf (heliaktischer Aufgang) und werden gleichsam geerntet. Bedeutung: Sterne zeigen Termin für Aussaat und Ernte.


In Hesiods Lied über den Untergang und Aufgang der Plejaden als Zeitgeber für Aussaat und Ernte kommt die spezifisch europäische Astrologie zum Ausdruck: Hesiod sagt nicht: "Wenn die Plejaden abends untergehen, sät sich das Getreide von selbst an." Oder: "Wenn die Plejaden morgens aufgehen, erntet es sich von selbst." Nein, so naiv schicksalsgläubig war ein schöpferischer und unternehmerischer Mensch wie Hesiod nicht. Die Sterne zeigen für Hesiod die beste Zeit für ein bestimmtes Handeln an. Dies geschieht so, daß dieses Handeln den Einklang mit der Natur sucht, um die bestmögliche Fruchtbarkeit zu finden.


Europäische Astrologie ist kein Fatalismus, sondern ein Dialog des schöpferischen Menschen mit der zeugungskräftigen himmlischen Zeit im Zusammenspiel mit der fruchtbaren Erde. Ein solcher Dialog überwindet die Abhängigkeit von der Natur, ohne der Natur feindlich zu werden. Wichtig ist auch, daß Hesiods Plejadenlied den Bauern ermöglicht, selber die richtigen Termine zu bestimmen; die Bauern brauchen keine obrigkeitliche Priesterkaste mehr.



Autonomie und Selbstbemeisterung der Existenz sind für Hesiod wesentlich. Die Fähigkeit zum eigenschöpferischen Handeln ist Voraussetzung einer Demokratie, die das Eigenengagement vieler Menschen braucht. Etwa 100 Jahre nach Hesiod gelang den Menschen in Griechenland eine politische Reform, in der die Zinsknechtschaft abgeschafft und eine größere Ratsversammlung als Gegengewicht zum Adelsrat eingeführt wurde. Nochmals 100 Jahre später konnte Griechenland erfolgreich den Angriff des tyrannischen persischen Großreichs abwehren; dies war einem doch verhältnismäßig kleinen Land wie Griechenland u.a. deshalb möglich, weil die Menschen ihre vitalen Kräfte voll zu entfalten verstanden, sowohl jeder für sich als auch in organisierter Gestalt. Bald nach den Perserkriegen etablierte sich in Athen eine Volksherrschaft (Demokratie) auf breitester Basis, in der Bürger wie Sklaven schreibkundig waren und in der stets tausende von Bürgern nach einem Los- und Rotationsverfahren politische oder juristische Ämter innehatten. Somit weisen sich Hesiods Lieder aus der griechischen Frühantike als Werkzeuge sowohl für den (land-)wirtschaftlichen Erfolg wie auch für den politischen Erfolg aus.



Als Beispiel und als ein Höhepunkt klassisch-antiker Wissenschaft möge hier genannt sein:

Der griechische Philosoph Platon, Begründer der "Akademie" (Begriff!), eines Forums zur Entfaltung einer dialogischen Wissenschaft und einer natur- und kosmosgemäßen Politik.

(Abbildung 9, aus dem dtv-Atlas zur Philosophie: das Höhlengleichnis der "Politeia".)



Fazit:

Die europäische Wissenschaft (wie sie aus der griechischen Kultur aufblühte) strebt beflügelt vom Eros aus der Finsternis ans Licht; sie eröffnet als generatives Erkennen und bewegendes Handeln ein dialogisches Miteinander von Natur und Kultur.



Weitere Beispiele aus der klass.-antiken Wissenschaftsgeschichte mit astrologischem Bezug:

Platon: "Phaidros"-Dialog (darin der "Seelenwagen", der die Seele in der Liebe zur Schau ihrer Herkunft aus dem Überhimmel geleitet); "Timaios" (politische Relevanz von himmlischer "Vernunft" und irdischer "Notwendigkeit" in Selbstursprünglichkeit und Zusammenspiel).

Stoa: 3.Jh.v.chr.Zeitr.: erste Individualhoroskope für den bürgerlichen Gebrauch (zuvor war, insbes. im Orient, Astrologie nur für Könige als Staatsrepräsentanten üblich bzw. erlaubt).



Die "Reaktion" - oder:

"Das Imperium schlägt zurück" (mahnender Titel eines Science-Fiction-Films).


Der Verfall der europäischen Kulturidee, wie er sich auf dem Projektionsfeld ausgewählter historischer Ereignisse von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit aufzeigen läßt, in Stichworten und Skizzen:


Was ist aus dem griechischen Kulturerbe geworden? Die griechische Kultur wurde in die römische Republik eingegliedert und zum Träger der Bildung. Lehrer in Rom waren meist Griechen. Freilich gab es hierbei einen gewissen Verfall des griechischen Erbes, parallel zur nachlassenden Vitalität der römischen Republik.


Astrologische Interpretation:

In Rom wurde 153 v.chr.Zeitr. im Amtsverkehr der 1. Januar als Jahresanfang eingeführt: Steinbockzeit: statisch statt erneuernd. Für einen Anfang aus astrologischer Sicht eine unpassende Zeit; gut aber für einen Verwaltungsapparat, der "dauern" will.

(Üblich war bei vielen Völkern der Frühling als Jahresanfang; heute noch bei den Kurden.)

(Astrologischer Rat: Gute Vorsätze lieber erst im Frühling fassen, dann gelingen sie eher.)


Aus der römischen Republik wurde durch den Putsch Cäsars ein militärischer Staat, ein Imperium, ein Befehlssystem. (lat. imperare = befehlen)


Historisches Theorem der "Translatio Imperii" (Übertragung des Imperiums), Abfolge:

a) Zunächst war das Imperium in Persien (dessen Herrscher der "König der Könige");

b) Alexander der Große (wie Zeus, der Europa raubt bzw. befreit) erheiratet sich nach seiner Eroberung Persiens diesen Titel "König der Könige" von der persischen Prinzessin;

c) vererbt über Alexanders Nachfolger nach Ägypten;

d) über Kleopatra von Cäsar und damit vom Römischen Imperium erheiratet.


Revolten gegen das Imperium Romanum: Germanen (Arminius); Juden (Jesus; Bar Kochba).

Festzuhalten ist hier insbesondere: Die antiken Griechen, dann die Germanen und Juden richteten ihr außenpolitisches Streben gegen Großreiche (Persien bzw. Rom).



Zitieren wir als Beleg für die geistesgeschichtliche Wende im "Imperium" einen unbekannten Schulmeister, der unter dem Namen "Apollodor" im 2. Jh. chr. Zeitr. auftrat: ("Die griechische Sagenwelt. Apollodors mythologische Bibliothek." Leipzig 1992, Sammlung Dieterich, Bd. 354)

Apollodor gibt eine typisch schulmeisterliche, knappe Inhaltsangabe von Hesiod, wobei er so beginnt: "Uranos war der erste Beherrscher der ganzen Welt. Nach seiner Vermählung mit Gaia zeugte er zuerst die Hundertarmigen ...." Was hat Apollodor aus Hesiod gemacht? Welche "Brainsoftware" konstruiert Apollodor für das Imperium?

Die Konzentration des Blicks auf einen einzigen initiativischen Herrscher, aber auch die Patriarchalisierung und technische Rationalisierung des Zeugens sind unverkennbar.


In etwa dieser Zeit wirkte auch Claudius Ptolemaios (Lebensdaten 100-160), der in Alexandrien tätig war:

mehrere Buchwerke, u.a. zur Astronomie (Almagest, geozentrisch), zur Erdkunde (mit 8000 Ortskoordinaten), und zur Astrologie (Tetrabiblos); die beiden letzeren sind bis heute methodische Grundlage für die Erdvermessung und die westliche Astrologie.

Problem der Trennung von Erdbeschreibung, Astronomie und Astrologie.

Eine gewisse Technisierung und abstrahierende Rationalisierung ist offenkundig; einerseits sammelt, bewahrt und synthetisiert Claudius Ptolemaios ihm bekannte Methodiken, andererseits bringt der die Astrologie in Gefahr, für Funktionsideologien anfällig zu werden.



Die totalitäre Vereinheitlichung: Kaiser Konstantin I.:


Politisch: Abschaffung der Vierkaiserherrschaft zugunsten der Alleinherrschaft:

"Sieg im Kreuz" (Doppeldeutigkeit des Kreuzsymbols: ist der griech. Buchstabe Chi für den "Christos", den zum rettenden König Gesalbten gemeint oder das imperiale Exekutionskreuz? Freiheitsidee und Unterjochung verlaufen ineinander).

Einführung des Sonntags als Reichsfeiertag und Ruhetag (321), neuer Reichskult (325 in Nicäa: Konstantinisches Credo), neue Hauptstadt (Byzanz wird zu Konstantinopel 330).

Wie sieht der einheitliche Reichskult (zur Verfestigung der gefährdeten Reichseinheit) aus?


(Quelle: das Konstantinische Credo)

"Ich glaube an einen einzigen Gott...". Dieser einzige Gott dürfte der römische Imperator (Kaiser) selbst sein, der sich traditionell als Gott verehren läßt, wobei er sich nun jedoch, zur leichteren Akzeptanz seitens der Anhänger des christlichen Kults, in den Himmel versetzt. Der Kaiser will nicht nur äußerlich alles in der Hand haben; er konstruiert die "Einheitsbrain­software", damit der Glaube an ihn und sein römisches Reich tief in die Seelen dringt.



Es sollten sich alle relevanten Kulte im Konstantinischen Credo wiederfinden:

Sonnenverehrer (Sol Invictus): "Licht vom Licht";

Stern- bzw. Astrokult: "Gott von Gott" (der vertraute Stammbaum von Göttern);

Christen: Zeus/Jupiter wird durch Jesus ersetzt. Der Gottkaiser Konstantin adoptiert gleichsam Jesus Christus, den imaginären König der aufbegehrenden sozialen Unterschichten, wie einen Stellvertreter oder designierten Nachfolger; symbol. Aufstieg in den Himmel, wo Jesus, der ehemalige aufständische Wanderprediger, neben dem Gott "sitzen" muß. Während der histor. Jesus als Hochverräter vom Imperium hingerichtet wurde, ist der Jesus des Konstantin nun gleichgeschaltet: "eines Wesens"; ein solcher Sohn, der mit dem Vater identisch sein soll, ist eher ein Klon als ein Sohn; die Chance zu einem generativen Wandel ist wegideologisiert, wird undenkbar. Diese Brainsoftware ist eine enorme geistige Verarmung gegenüber der frühen und klassischen Antike.


Die Göttinnen fallen bei Konstantin ganz weg, es wird als Ersatz eine Virgo (Jungfrau) Maria in das Reichsgebet eingebaut, nicht als erwachend-erweckende Kulturschöpferin, sondern - reaktionär und vulgärnaturalistisch - als Gebärerin, die wohl für die Christen die Mutter des Jesus (Mirjam) und für die Astrologieanhänger die Meerjungfrau Venus-Aphrodite (lat. "mare" = "das Meer") repräsentieren soll. (Wo nur noch ein einziger Gott sein darf, wird eine echte, selbstbewußte Göttin zum Teufel degradiert.)


Das Reichsgebet ist ein schwer erhellbares Konglomerat: Ein einziger Gott, aber doch wiederum mehrere Götter aus gleichem, verdunkeltem Ursprung. Bemerkenswert: Der Stern von Bethlehem war (nach Kepler) eine Konjunktion aus Saturn, Jupiter und Mars; bei Konstantin wird Mars ersetzt durch Merkur, den Geist, der viel reden darf, aber kaum etwas durchsetzen kann. Das Volk wird seelisch entmannt, hat im Imperialkult nur noch ein "Werkzeug des Mißerfolgs", das Frustrationen, Lähmungen und Leiden zur Folge hat. Bezeichnend: Der nach den Erzählungen auferstandene Jesus wird erst seit der Spätantike als gekreuzigt und leidend dargestellt, der Karfreitag wird wichtiger als der Ostersonntag.


Mit den von Hesiod entwickelten Kategorien (= Brainsoftware) betrachtet erscheint das Konstantinische Reichsgebet als Rückschritt: Ein Gott, der alle anderen gleichschaltet - das ist wie Gaia, die zunächst einen ihr gleichen Gatten wollte; der Imperialkult bleibt auf dieser Stufe stehen. Er ist gar kein (befreiender) Kult mehr, sondern eine "Religion" (lat. für "Rückbindung"), eine imperiale Brainsoftware, die es nicht erlaubt, eine gelingende Entbindung und Freisetzung zu denken. Im Imperium hängen die Menschen am einzigen Herrscher wie an einer nicht gekappten Nabelschnur. Wo nur ein einziger Gott obwaltet, wo nur ein einziges Prinzip gelten darf, kann alles andere nur als teuflische Unterwelt oder als unerwünschte Opposition dahinvegetieren. Dies kann das weibliche Prinzip der Göttin betreffen, aber auch umgekehrt - wie in Richard Wagners Oper "Walküre" dargestellt, wo Wotan im Bann der matronenhaften Fricka steht - das männliche Prinzip des Gottes, dem eine Emanzipation durch offene oder hinterhältig-intrigante Machenschaften verwehrt wird.



Mittelalter: Mönchtum.


Das römische Reich zerfällt im Westen, die Einheitsreligion bleibt.

529: das schwarze Jahr in der europäischen Bildungsgeschichte:

Gründung es Klosters Monte Cassino; Schließung der platonischen Akademie in Athen.

Mönchische Uniformierung: Einheitskleidung, einheitlicher Tagesablauf, Traumkontrolle durch mehrfaches Unterbrechen des Schlafes zwecks Antretens zum Nachtgebet. Mehr Regelung als beim Militär. Wer ist bei so viel Rüstung der Feind dieser äußerlich so friedlichen "Soldaten Christi"?

Einwirkungsideologie statt Entfaltung. Christliche Jahreszählung (Welt-Einheits-Zeit).

In Monte Cassino: berühmtes Krankenhaus mit Chirurgie, aber anders als in griechischen Heilstätten (Epidauros) ohne Traumdeutungsverfahren als Primärtherapie. Die Medizin wird entseelt und dafür "ein-wirksamer" (Pharmaka und Skalpell).


Die Zeit, der Himmelsgott Uranus, wird gleichsam kastriert. Zeitmessung und Glockensignale als Taktgebung von außen (Einwirkung). Die Stunden, in der Antike mit wechselnder Länge je nach Jahreszeit, werden vereinheitlicht. Die Zeit wird damit impotent. Es kann nichts neues mehr entstehen. Der zeugungskräftige Himmel ist der Feind der mönchischen Uniformierung. Die männlich-zeugende, schöpferisch-zeitigende Natur wurde für den nach der Regel "ora et labora!" ("bete und arbeite!") in Funktion gesetzten Klosterbetrieb allein schon wegen der Anspielungen der Sprache unerträglich: Ura = Schwanz, Uranos = Himmel, Hora = Stunde, davon die "Uhr", lat. ora! = bete! - Die Mönche konnten nicht mehr so beten wie der "flötenspielende" Ganymed, der von Zeus gerne erhört und zur Fruchtbarkeit ermannt wurde. In der mönchischen Ideologie des Mittelalters wurde vielmehr eine geschlechtsneutrale Sachlichkeit zum Gott erhoben und die Erotik der Natur aus der Wissenschaft verbannt.


Klöster wurden zu Schulen. Umprägung der wissenschaftlichen Begriffe ins Statische: Starre Sachlichkeit statt Vitalität. Metaphysik statt Kosmogonie. Mechanisierung und Technisierung (Roger Bacon). Bezeichnender mittelalterlicher Lehrsatz: "Der Mensch ist aus Körper und Seele zusammengesetzt" - nach Art eines Baukastens, aber nicht als schöpferisch-heilendes Gespräch von Seele und Leib. Lernen ist nicht mehr (antik) Wiedererinnern, sondern (imperial) Einpauken und Kopieren. Wo bleibt - neben Seele und Körper - der Geist? Wo gar bleibt der Mars?


Durchsetzung des Imperiums mit gewaltsamen Mitteln: Karl der Große, der "Sachsen­schlächter"; Kreuzzüge; Inquisition. Die Germanen, wie auch in "Ostrom" die Griechen, geraten machtpolitisch und kultisch-suggestiv unter die Einwirkung des Imperiums.


Die Krise des Spätmittelalters machte eine "Renaissance" (Wiedergeburt) des antiken Kulturerbes dringend erforderlich, die allerdings nur dem Adel vorbehalten war.


Neuzeit / Reformation:


Martin Luther geht von einem dreigliedrigen Menschenmodell aus, das dem dreigliedrigen alten jüdischen Kulttempel entspreche: Der sichtbare Körper entspreche dem hellen, öffentlich zugänglichen Vorraum des Tempels, die Seele dem heiligen Raum mit dem siebenarmigen Leuchter, der Geist dem allerheiligsten Raum, der dunkel ist und in dem der Gott wohne. Der Geist kehrt also bei Luther wieder zurück.

Aber: Ein dunkler Raum für den (immer noch einzigen) Gott? Warum nicht das hellste, beste Zimmer, wie es einem so wichtigen Gast doch wohl gebührt?

Bei aller Dunkelheit des Gottesraumes rühren sich darin schöpferische Kräfte: Die Bauern formulieren angesichts ihrer Abgabenlast an den Adel die Parole: "Als Adam pflügte und Eva spann, wo war da der Edelmann?" Die Niederschlagung der Bauernaufstände zeigt: Das hellste Zimmer bekommt nicht der Gott, sondern der absolutistische (Landes-)Fürst! Die schöpferischen Potentiale werden in die Innerlichkeit, in die sehnsuchtsvolle Herzenstiefe verbannt, so daß sie in imperialer Gefolgschaft vom Licht ins Dunkel gehen.


30-jähr. Krieg:


Politischer Auslöser: Der (esoterisch interessierte) Kurfürst Friedrich von der Pfalz wird gegen den Willen der imperialen Habsburger von den böhmischen Ständen zum König gewählt. Die mathematische Funktion lenkt die Waffen: Von "sachlicher" Einheitsschulung unterdrückte Männlichkeit kommt als Perversion in Gestalt der phallischen Kanone zerstörerisch zum Ausbruch, die Erynnie hat ihr Werk "erfolgreich" getan...


Die Vereinheitlichung scheitert auf zwar im politischen Feld. Doch die Naturwissenschaften vereinheitlichen weiter: Himmel und Erde werden gleich: Planeten, Atome: nichts weiter als große bzw. kleine Kanonenkugeln, toter Stoff im leeren Raum, sauber funktional berechenbar.


Verfestigung des imperialen Denkens in den sog. Naturwissenschaften:


Das "Imperium" ist (in Fortführung der Translatio Imperii) vom Römischen Reich über die Klöster in die Wissenschaft vorgedrungen (tief in die Brainsoftware) und zeigt sich als Technokratie, z.B. in Gestalt der mathematischen Funktion, oder auch als politischer Absolutismus, der über die Zentralverwaltung Staat und Wirtschaft in Funktion setzt.



Befreiungsstreben im 18. Jh.:


Die Eliten wenden sich der Freimaurerei zu.

Der "dunkle Raum" Luthers wird mit neuen oder erweiterten Inhalten gefüllt:

Kant ("Kritik der reinen Vernunft"): Der Einheitsgott wird als regulative Idee entlarvt;

Goethe ("Wilhelm Meister"): Utopie der Selbstentfaltung und bürgerlichen Organisation;

US-amerikanische Staatsverfassung: Streben nach Glück in Freiheit (allerdings zu Lasten der bodenständigen Völker, der sog. Indianer);

Schloß Nymphenburg/München: Die Statuen der griechisch-römischen Göttinnen und Götter werden im Schloßpark aufgestellt (erst Ende des 18.Jahrhunderts): klassizistische Wiedererweckung des antiken Kulturerbes.


19./20.Jh.:


Marxismus: Thematisierung der materiellen (kategorial weiblichen) und gesellschaftlichen Bedingungen, jedoch unter dem (wiederum imperialen) Einheitsmodell des Arbeiters.


Psychologie: Sigmund Freud lüftet Luthers "dunklen Raum" als "Unterbewußtsein", worin anstelle hilfreicher Götter allzu oft verhängnisvolle Neurosen dahinsiechen und als Gespenster imperialer Unterdrückung finster obwalten.





Ausblick: Desiderat einer neuen wissenschaftlichen Begründung der Astrologie.


Anders als die schulisch-institutionelle Vernunft hat die Astrologie viele antike Güter durch die fast 2000-jährige Vorherrschaft des Imperiums hindurch gerettet, wohl auch deshalb, weil sie oft neben der etablierten Wissenschaft herlief. Weil sie eigene, archaisch-anfängliche Methoden hat, insbesondere vielgestaltige zeugungskräftige Zeiten kennt (statt der imperial-technischen, durch mechanische Uhren einwirkenden Einheitszeit), ist die Astrologie von der neuzeitlichen Wissenschaft nicht beweisbar. Ich möchte sogar sagen: Die Astrologie sollte gar nicht nach naturwissenschaftlichen Beweisen streben, denn dies würde sie "imperialistisch" korrumpieren, d.h. auch die Sterne erschienen dann als "einwirkende" Tyrannen, aber nicht als schöpferische, erweckende und befreiende Göttinnen und Götter. Wer nach vielen Jahren naturwissenschaftlicher Beschulung im Leben gescheitert ist, hätte nichts von einer solchen Astrologie, die sich der selben entfremdenen Methoden bedient wie die etablierten Wissenschaften, die in ihrer kategorialen Blindheit zwar technische Erfolge, aber auch sehr viel menschliches Leid und lähmende Ausweglosigkeit verursacht haben.


So muß sich die Astrologie also aus sich selber neu entfalten und auf ihre eigene Weise wieder wissenschaftlich begründet werden: Beispiele für neue Anfänge der Astrologie in der Moderne/Postmoderne:

a) Carl Gustav Jung: Verknüpfung von Tiefenpsychologie und Astrologie; kollektives Unterbewußtsein mit archetypischen Bildern.

b) Peter Niehenke ("Kritische Astrologie", Dissertation Bielefeld 1987).

Niehenkes Arbeit ist der Versuch einer empirisch-psychologischen Begründung der Astrologie, u.a. mittels einer aufwendigen Fragebogenaktion. Niehenke verhalf der Astrologie zu schulwissenschaftlicher Aufmerksamkeit, vielleicht sogar zur Anerkennung; darüber hinaus leistete er in seinen Jahren als Vorsitzender des Deutschen Astrologenverbandes auf der von ihm erarbeiteten Grundlage wichtige Öffentlichkeitsarbeit, indem er gegenüber der Presse Irrtümer und Vorurteile bezüglich der Astrologie abbaute, klare Grenzen zur Wahrsagerei zog und einen staatlich anerkannten Fernkurs in Astrologie herausbrachte.


Jung und Niehenke sind, wie die meisten akademisch gebildeten Astrologen, Psychologen. Aus philosophischer Sicht ist m.E. kritisch anzumerken, daß die methodischen Unterschiede von Psychologie (empirisch-induktiv) und Astrologie (deduktiv) zu wenig berücksichtigt sind. Daneben kann die Verinnerlichungstendenz, die (seit ihren protestantischen Ursprüngen) in der empirischen Psychologie weiterwirkt (wie schon in der Transzendentalphilosophie und heute in diversen Psychokulten), der Astrologie nicht voll gemäß sein, da diese ja von ihren antiken Ursprüngen her zugleich kosmische, ökonomische und politische Perspektiven eröffnet: So zeigt sich im Frühling die feurige Widderkraft nicht nur als individualpsychisches Phänomen, sondern auch in der keimenden Natur und in der Belebung der Konjunktur in Gestalt saisonal steigender Beschäftigungszahlen. Als unternehmerisches Planungsinstrument, als Hilfe beim Aufbau einer gesünderen, natürlicheren Existenz und als Weg aus imperialen Zwängen gewinnt die Astrologie angesichts steigender gesellschaftlicher Kosten wieder Relevanz.







Home          Astromedizin          Werkzeuge des Erfolgs          Aktuelles          Impressum